Veröffentlichung:

Myrhol-Rückkehr ist fraglich (Grafschafter Nachrichten)

„Löwen“-Kreisläufer vor Spiel in Nordhorn an Oberschenkel verletz

Der norwegische Handball-Nationalspieler der Rhein-Neckar Löwen, der am Mittwoch (19.30 Uhr) in der zweiten Runde des DHB-Pokals in Nordhorn antritt, verletzte sich am Wochenende. Über seine Zeit bei der HSG sagt er: „Ich hatte drei tolle Jahre.“

Mannheim. Die Vorfreude bei Bjarte Myrhol war groß. Die Rückkehr des Kreisläufers der Rhein-Neckar Löwen“ ins Euregium nach Nordhorn sollte eine große Sache für den Norweger werden. Zumindest bis Sonnabend, doch das Auswärtsspiel der „Löwen“ am vergangenen Wochenende in Lübbecke war für Myrhol sehr schmerzhaft — im doppelten Sinn. Nicht nur die 22:23-Niederlage, die erste der Saison, tat weh. Auch ein Pferdekuss setzte dem Norweger zu, sodass sein Einsatz in der zweiten Runde des DHB-Pokals am morgigen Mittwoch (19.30 Uhr) bei der HSG Nordhorn-Lingen in Frage steht.

„Wir können das erst kurzfristig entscheiden und müssen abwarten, wie sich die Verletzung entwickelt“, will sich Trainer Gudmundur Gudmundsson noch nicht festlegen, ob seine Nummer eins am Kreis die Reise in den Norden mitmacht. In Lübbecke musste Myrhol in der zweiten Halbzeit von der Tribüne aus mit ansehen, wie der Titelkandidat seine erste Pleite in der Liga kassierte. Zu groß waren die Schmerzen im Oberschenkel nach einem Zusammenprall in den ersten 30 Minuten.

Wer Myrhol kennt, weiß, dass er alles tun wird, um im Pokal in Nordhorn sein Trikot mit der Nummer 18 überstreifen zu können. „Ich hatte drei tolle Jahre bei der HSG“, blickt er auf die Zeit zwischen 2006 und 2009 zurück. Seine erste Station in der Bundesliga war nach eigener Aussage „großartig“.

Nach einem Abenteuer beim KC Veszprem, das zwölf Monate dauerte, kam der Norweger als hoffnungsvoller Nachwuchsmann in die Grafschaft, um drei Jahre später als Star und mit dem Gewinn des EHF-Pokals (2008) zu den „Löwen“ weiterzuziehen.

Nicht ganz freiwillig, denn liebend gerne wäre der treue Myrhol bei der HSG geblieben, doch die chronischen finanziellen Probleme in Nordhorn zwangen den Kreisläufer, sich einen neuen Klub zu suchen. „Wir hatten eine große Harmonie innerhalb der Mannschaft, jeder Spieler von damals denkt gerne an die Zeit bei der HSG zurück.“

Unglücklich ist der 31-Jährige über den Wechsel zu den „Löwen“ dennoch nicht, denn in Baden ist Myrhol längst heimisch geworden. Auf dem Feld ist der harte Arbeiter fast unersetzlich und der Respekt der Gegner sagt viel über die Qualitäten des Kreisläufers aus. „Wenn du Myrhol fünf Zentimeter Platz lässt, kriegst du ein Tor“, sagte Sead Hasanefendic einmal, seinerzeit Trainer des VfL Gummersbach. Zumindest bis Juni 2015 wird er bei den „Löwen“ bleiben, unlängst verlängerte er seinen Kontrakt per Option noch einmal für ein Jahr.

Abseits des Feldes findet er die nötige Ruhe vom hektischen Alltag in drei Wettbewerben sowie den Einsätzen in der norwegischen Nationalmannschaft. Mit Freundin Charlotte erfreut sich Myrhol am gemeinsamen Sohn Rasmus, der im November 2012 zur Welt kam und viel Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Die Krebserkrankung im Sommer 2011 ist längst in den Hintergrund getreten. Nach einer Operation und anschließender Chemo-Therapie überwand er den Hodenkrebs und war nach gerade einmal drei Monaten zurück auf dem Spielfeld. „Bjarte ist ein Kämpfer und ein außergewöhnlicher Mensch“, sagt Löwen-Manager Thorsten Storm. In Nordhorn wissen sie das aus eigener Anschauung.

Von Michael Wilkening

Grafschafter Nachrichten, 22.10.2013