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Nackenschlag drei Sekunden vor dem Ende

Karlsruhe. Die Rhein-Neckar Löwen haben in der Champions League zum zweiten Mal in Folge in den Schlusssekunden einen sicher geglaubten Heimsieg noch aus der Hand gegeben. In der Karlsruher Europahalle musste sich der badische Handball-Bundesligist gegen Chambéry HB letztlich mit einem 31:31(16:13)-Remis begnügen. Den Ausgleich kassierte die Mannschaft von Löwen-Trainer Ola Lindgren vor den 3 255 Zuschauern erst drei Sekunden vor dem Ende durch einen wuchtigen Wurf von Yannick Palma – Zeit, um die passende Antwort auf diesen späten Nackenschlag zu geben, blieb den Badenern somit keine mehr. Gleiches war bereits gegen KS Kielce geschehen.

„Es darf uns einfach nicht passieren, dass wir schon wieder so leichtfertig einen Zähler herschenken“, sagte Patrick Groetzki. „Wir haben uns das Leben selbst schwergemacht und dann in der Schlussphase drei 100-prozentige Chancen ausgelassen – das kann man sich in der Champions League nicht erlauben“, ergänzte Trainer Lindgren. Dabei hatte sich bereits in der Anfangsphase angedeutet, dass das vierte Gruppenspiel für die Löwen alles andere als ein Selbstläufer werden würde.

Denn zunächst gaben die frech aufspielenden Gäste aus den Savoier Alpen gegen biedere Löwen den Ton an. Bis zur 13. Spielminute und der 6:5-Führung durch Xavier Barachet legte die Auswahl von Trainer Philippe Gardent stets einen Treffer vor. Allerdings schienen die Hausherren gegen den französischen Vizemeister gerade noch rechtzeitig die Kurve zu bekommen. Im Tor entschärfte Henning Fritz mehrere Würfe, zudem steigerte sich die Abwehr und eroberte einige Bälle. Im Angriff agierten die Lindgren-Schützlinge fortan zielstrebiger und nutzten bis zum Seitenwechsel die sich bietenden Chancen.

Nach der Pause legten die Löwen zunächst los wie die Feuerwehr und zogen mit begeisterndem Tempo-Handball innerhalb von sechs Minuten auf 21:13 davon. Danach schalteten die Mannen um Kapitän Gudjon Valur Sigurdsson („Ich bin bitter enttäuscht“) aber unverständlicherweise gleich mehrere Gänge zurück und versuchten, die Partie im Schongang über die Runden zu bringen. Mit zunehmender Spieldauer witterten die Franzosen, die im Vorjahr bei ihrem Auftritt in der Europahalle beim 25:40 noch böse unter die Räder gekommen waren, ihre Chance. Und da die Löwen in der Abwehr nicht mehr konsequent zupackten, bekamen sie kurz vor dem Ende die Quittung.

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 7/2, Myrhol 6, Bielecki 5, Groetzki 4, Stefansson 3, Sigurdsson 3, Müller 2, Manojlovic 1.
Chambéry HB: Roine 8, Csaszar 5, Massot-Pellet 5, Detrez 4, Barachet 3, Palma 2, Botti 1, Paty 1, N’Diaye 1, Nocar 1.

Von Christof Bindschädel

 06.11.2009