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Noch einmal Neuland für den Routinier im Tor

Hannover. Marcus Rominger suchte auf der Bank immer wieder den Blickkontakt mit Trainer Gudmundur Gudmundsson, seine Körpersprache war eindeutig. „Ich bin bereit“, signalisierte der neue Torwart der Rhein-Neckar Löwen auch noch in der Schlussphase des ungefährdeten 36:25-Siegs bei der TSV Hannover-Burgdorf. Und fünf Minuten vor dem Abpfiff war es dann so weit: Der für den am Knie operierten Slawomir Szmal nachverpflichtete Keeper gab sein Debüt zwischen den Pfosten der Badener. Die ersten Paraden und Gegentreffer waren allerdings Nebensache, vielmehr galt es für den 38-Jährigen, die ersten Eindrücke zu ordnen.

„Dass ich so schnell wieder auf der Platte stehe – damit war ja schließlich nicht zu rechnen“, blickte Rominger nach dem Abpfiff auf die vergangenen turbulenten Tage zurück. Gerade noch in Südafrika bei einem Praktikumsaufenthalt, seit Freitag wieder in Deutschland, am Sonntag im Champions-League-Kader und am Mittwoch der erste Bundesliga-Einsatz, weil Slawomir Szmal sogar kurzfristig unters Messer musste – die Karriere des Routiniers nahm zuletzt noch einmal ordentlich Fahrt auf, obwohl sie am 26. Dezember 2010 mit seinem letzten Spiel für den TV Großwallstadt eigentlich schon beendet war.

Doch als Rominger in Südafrika der Anruf von Löwen-Manager Thorsten Storm erreichte, genügte eine Nacht Bedenkzeit für die folgende Zusage. „Ich wollte einfach noch einmal schauen, wie es bei den drei, vier großen Klubs an der Spitze der Liga funktioniert“, ergriff der freiberufliche Architekt diese Chance auf Zeit nun ganz bewusst. Und die ersten Eindrücke sind auch für den langjährigen Bundesliga-Keeper neu. „Sonst hatte ich drei Maschinen Sportwäsche pro Woche, hier liegen die Klamotten bereit und man sagt: Danke, Conny“, beschreibt Rominger die professionellen Strukturen im Löwen-Umfeld und ist gespannt auf die nächsten Schritte. „Momentan bin ich noch etwas in der Guck-Phase“, schmunzelt der Schlussmann, der keine Bedenken hat, auch leistungsmäßig schnell den Anschluss zu finden.

„Ich habe mich fit gehalten, da ich ja auch Großwallstadt zugesagt hatte, im Notfall einzuspringen. Klar, brauche ich noch ein bisschen Ballgefühl, aber das müsste schnell wieder da sein“, blickt Rominger, der auch die Region aus seiner Zeit bei der SG Leutershausen bestens kennt, schon auf die nächste Herausforderung. Am Sonntag (17.15 Uhr) geht es in der bereits ausverkauften Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle in der Königsklasse gegen Kielce – auch das ist eine Premiere für den Handball-Profi, der durch die neue Situation aber nicht ins Schleudern gerät.

Von seiner Lebensgefährtin erhält er volle Unterstützung, der alte „Gassi-gehn-Plan“ für den Hund wurde aus TVG-Zeiten reaktiviert und dank Laptop gehen dem Architekten Baupläne und Zeichnungen auch auf der langen Rückfahrt von Hannover mobil von der Hand. Und ein Ende des Engagements ist schließlich schon absehbar.

„Das Wichtigste ist, dass Kasa schnell wieder auf die Beine kommt. Bis dahin will ich helfen, so gut es geht und das war’s dann“, beschäftigt sich Rominger erst gar nicht mit der Zeit über sechs Wochen hinaus. Aber seine Körpersprache war auch nach dem ersten Spiel im Löwen-Trikot eindeutig und sagte nichts anderes als: „Ich bin bereit.“

Von Thorsten Hof

 25.02.2011