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Nun folgt bei den Löwen der Feinschliff (RNZ)

Heidelberg. Am letzten Samstag machte Gudmundur Gudmundsson, 52, etwas, was er sonst eigentlich nie macht. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen schaltete ab, ließ den Handball mal Handball sein, konzentrierte sich voll und ganz auf die Familie. Es ging nach Straßburg, einen kompletten Tag lang. Ablenken lautete die Devise, Kraft tanken für die heiße Phase der Vorbereitung. Die beginnt heute: Drei Wochen Feinschliff stehen an, Taktiktraining. 

Gudmundur Gudmundsson, wie läuft die Vorbereitung? 
Bis jetzt läuft alles sehr gut. Wir haben nun rund drei Wochen hinter uns, die ganz intensiv waren. Es wurde viel gelaufen und im Kraftbereich gearbeitet. Es ging darum, die konditionellen Grundlagen zu legen. Die Spieler haben gut mitgezogen, sind aber nun sehr müde. Bis zum Saisonstart werden jetzt taktische Aspekte in den Vordergrund rücken. 

Im letzten Jahr haben die Löwen eine überragende Saison gespielt. Es wird schwer, das zu wiederholen, oder? 
Sicherlich. Im letzten Jahr haben wir eine perfekte Hinrunde gespielt. Von 17 Spielen haben wir 16 gewonnen. Diesmal sind nun wichtige Spieler verletzt. Zudem sind wir zunächst häufig auswärts gefordert. Teilweise müssen wir fünf Mal in Serie in fremden Hallen ran. Außerdem müssen die neuen Spieler integriert werden. 

Mit welchem Ziel starten Sie in die Saison? 
Wir wollen unter die Top fünf und somit weiter im Bereich der internationalen Plätze bleiben. Auch der Einzug ins Final Four des DHB-Pokals wäre eine tolle Sache. In der Champions League geht es darum, dass wir gut aus der Gruppenphase heraus kommen, danach kann man dann weitere Ziele formulieren. Doch bei all den Zielen: wichtig ist, dass wir an unserer Philosophie festhalten: Immer nur von Spiel zu Spiel zu schauen. 

Es sind ein paar neue Spieler im Kader. Wie haben die sich eingelebt? 
Sie ziehen voll mit. Jetzt geht es darum, dass wir sie in unser Angriffs- und Abwehrkonzept integrieren. Fakt ist aber, dass sie alle stark in der Defensive sind und charakterlich perfekt zu uns passen. 

Sind die Löwen durch die Neuen stärker als in der letzten Saison? 
Zunächst muss man mal festhalten, dass ein Alexander Petersson durch niemanden zu ersetzen ist. Es wäre unfair das von Runar Karason zu erwarten. Wir müssen einfach versuchen, die Ausfälle so gut als möglich zu kompensieren. Wenn dann mal alle Spieler zur Verfügung stehen, ist die Mannschaft natürlich stärker. Denn dann ist der Kader breiter. 

Wie sieht es denn bei Zarko Sesum und Petersson aus? Wann kehren sie auf die Platte zurück? 
Bei Zarko tippen wir auf Februar. Bei Alex hoffen wir auf Anfang Oktober. Nach seiner Schulter-Operation ist er derzeit schon wieder am trainieren. Eigentlich kann er alles machen, nur nichts mit dem Ball. Es ist wichtig, dass er wieder völlig gesund wird. Deshalb werden wir bei Alex nichts überstürzen. 

Die Löwen spielen in der kommenden Saison wieder in der Champions League. Die Vorfreude ist groß, die Belastung wird es aber auch sein. 
Das stimmt. Es ist Vor- und Nachteil zugleich. Einerseits freuen sich alle, dass wir wieder dabei sind. Andererseits kann sich eine höhere Belastung auch negativ auf die Leistungen in der Bundesliga auswirken. Gerade, wenn es gegen Mannschaften geht, die nicht in der Königsklasse spielen, werden wir ein wenig im Nachteil sein. 

Weg von den Löwen, hin zur Bundesliga an sich. Wer ist der Topfavorit auf den Titel in diesem Jahr? 
Das ist für mich nach wie vor Kiel. Auch wenn es dort den einen oder anderen Abgang gab. Flensburg ist ebenfalls stark. Und auch mit Hamburg, das sich super verstärkt hat, muss man im Auge haben. 

Von Daniel Hund