Veröffentlichung:

„Spanish eyes“ in der Wurstmetropole

Mit dem neuen Trainer Juan Carlos Pastor will der nächste Löwen-Vorbereitungsgegner Pick Szeged die Champions-League-Qualifikation meistern

Zwischen dem ersten Testspiel vor der neuen Saison, dem 38:16 gegen den SV Langensteinbach am vergangenen Mittwoch, und vor dem Intersport Masters um den Kempa-Cup steht für die Rhein-Neckar Löwen am Mittwoch in Ludwigshafen die erste internationale Bewährungsprobe auf dem Programm: gegen den ungarischen Vizemeister Pick Szeged. Mit an Bord ist der frühere Löwenspieler Gabor Ancsin, der bei Pick reichlich internationale Erfahrung sammeln konnte. Anwurf in der Hornissen-Arena (Schulzentrum Mundenheim) ist um 19 Uhr, die Partie ist ausverkauft.

Zwölfmal Vizemeister in den vergangenen 13 Jahren, nur einmal, 2007, rissen sie die Meisterschale hoch – wenn es irgendwo eine manifestierte Nummer zwei in einer Handballliga gibt, dann ist es Pick Szeged in Ungarn. Immer wieder landeten die Spieler aus der Wurststadt an der serbischen  Grenze hinter dem Erzrivalen und Überflieger MKB Veszprem, immer wieder erreichten sie das Finale, und standen am Ende mit leeren Händen da. So auch im Mai, als sich Veszprem locker und leicht mit 2:0 in der Finalserie gegen Szeged durchsetzte. Und während das Meisterteam seine Mannschaft immer weiter verstärkt, musste Pick in den vergangenen Jahren immer wieder Topstars aus finanziellen Gründen ziehen lassen. So versiegte auch irgendwann der Strom von Serben und Kroaten, mittlerweile setzt man in Szeged verstärkt auf die ungarische Jugend.

Sechs Nationalspieler stehen im Kader, der am Mittwoch in Ludwigshafen gegen die Löwen antreten wird, viele kamen aus dem eigenen Nachwuchs. Aber seit dem Start der Vorbereitung wird nicht mehr nur ungarisch gesprochen im Training von Pick: Man nahm sich Veszprem als Vorbild und verpflichtete einen spanischen Trainer, aber nicht irgendeinen. Juan Carlos Pastor führte die Iberer 2005 zum WM-Titel, 2006 zu EM-Silber und 2008 zu Olympia-Bronze, parallel trainierte er 18 Jahre lang seinen Heimatverein aus Valladolid. Weil der frühere Champions-League-Gegner der Löwen aber kurz vor der Pleite stand, nahm der 45-Jährige das Angebot aus Ungarn dankend an – und brachte gleich noch zwei spanische Spieler mit: Niko Mindegia vom EHF-Cup-Teilnehmer La Rioja sowie den zweifachen Champions-League-Sieger Roberto Parrondo Garcia von Atletico Madrid.

„Ich denke, es war an der Zeit, Spanien zu verlassen und Teil eines großartigen Projekts zu werden“, sagte Pastor bei seiner Präsentation in Szeged. Auch der dritte Neue ist kein Unbekannter in Deutschland: der Ungar Ferenc Ilyes, der früher in Lemgo und zuletzt beim polnischen Spitzenclub Wisla Plock spielte, kehrte in seine Heimat zurück. Und Szegeds Topstar neben dem ungarischen Nationaltorwart Roland Mikler hat auch schon seine Spuren in der Bundesliga hinterlassen: der frühere slowakische Nationalspieler Frantisek Sulc (gesprochen Schulz) spielte in Leutershausen, Friesenheim und Düsseldorf.

Und eine gute Mannschaft wird Szeged auch brauchen, um sich für die Champions League zu qualifizieren. Jahrelang war der ungarische Vizemeister für die Gruppenphase gesetzt, mittlerweile wurden die Magyaren in der EHF-Nationenwertung von Dänemark überholt, weswegen der Vizemeister in die Qualifikation muss. Dort haben sich die Chancen von Pick durch den Rückzug von Atletico Madrid aber mit einem Schlag um 50 Prozent erhöht. Statt des geplanten Wildcardturniers mit vier Teams und einem CL-Platz, trifft Szeged nun in Hin- und Rückspiel auf den mazedonischen Vizemeister Metalurg Skopje – der Sieger qualifiziert sich für die „Königsklasse“ und trifft dort unter anderem auf den FC Barcelona und Paris St. Germain, der Verlierer geht in den EHF-Pokal.

Der größte internationale Erfolg von Pick Szeged war 2004 der Viertelfinaleinzug in der Champions League, in den vergangenen  Jahren war spätestens im Achtelfinale Schluss, in der Vorsaison scheiterte man in der Runde der letzten 16 am polnischen VELUX EHF FINAL4-Teilnehmer Vive Targi Kielce.