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Nur noch ein Hoffnungsschimmer

Mannheim. Der Weg nach Köln ist für die Rhein-Neckar Löwen seit Ostersonntag weiter als nach Montpellier. Denn ausgerechnet der vorletzte Schritt zum Final Four in der Handball Champions League in der Domstadt am Rhein wurde zum Stolperer. Gegen Heidelbergs Partnerstadt Montpellier kassierten die Löwen ihre erste Heimniederlage überhaupt in der laufenden Saison, verloren ihr Viertelfinal-Hinspiel mit 27:29 (12:9) und brauchen nun am Samstag (17 Uhr) eine klare Leistungssteigerung, um das Rückspiel in Südfrankreich mit mehr als zwei Treffern Differenz zu gewinnen.

Im ersten Durchgang lief noch alles nach Plan. Nach einem holprigen Start wurden die Abwehr und Torhüter Slawomir Szmal zum großen Rückhalt und bis zur Pause lagen die Löwen mit 12:9 vorne. Aber nach dem Seitenwechsel fiel die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson in eine längst als überwunden geglaubte Spielweise zurück. Es fehlten Tempo, Konzentration, Cleverness und jeglicher Spielwitz, so dass die Franzosen viele Fehler zu Kontern und damit leichten Toren nutzen konnten. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit viele Ballverluste, das führte gnadenlos zu Gegenstößen,“ analysierte Rechtsaußen Patrick Groetzki, und Trainer Gudmundsson präzisierte: „Die zweite Halbzeit war schlechter, besonders in der Abwehr. Dazu haben wir zu viele – 13 – technische Fehler – gemacht und deshalb mit 20 Treffern zu viele Gegentore kassiert.“

Auch Linksaußen Uwe Gensheimer, mit sieben Treffern wieder einmal erfolgreichster Torschütze, legte den Finger in die noch frische Wunde und bemängelte die vielen Fehler, erinnerte aber daran, dass der Gegner viele Weltklassespieler in seinen Reihen hat. Aber abgeschrieben hat der Friedrichsfelder sich und seine Mannschaft noch lange nicht: „In Montpellier sind die Spielfelder genauso groß wie bei uns“, sagt Gensheimer und sieht wie alle anderen Löwen durchaus noch Chancen für ein Weiterkommen. Und das befürchtet auch Nikola Karabatic. Der ehemalige Welthandballer kennt genau die Stärken der Löwen und erinnert an deren Glanztaten in fremden Hallen: „Die haben schon in Kiel gewonnen und in Barcelona. Wir wissen, dass die Rhein-Neckar Löwen auswärts sehr stark spielen, deshalb sind wir sehr vorsichtig.“

Wo der Hebel umzulegen ist, weiß Gudmundur Gudmundsson ganz genau, das hat er am Sonntag bei der Niederlage in der mit 10.292 Zuschauern gut gefüllten SAP Arena genau gesehen. „Wir haben teilweise zu langsam und mit zu viel Risiko gespielt, zum Beispiel die Kreisanspiele, dazu haben wir in der zweiten Halbzeit in der Abwehr nachgelassen und waren nicht mehr so aggressiv. Aber es ist noch nicht vorbei. Jetzt müssen wir das Spiel analysieren und uns verbessern.“

Mitte der zweiten Halbzeit schien es sogar so, als würden sich die Rhein-Neckar Löwen alle Chancen auf ein Weiterkommen verspielen. Die Spieler wirkten immer hilfloser bauten den Gegner förmlich auf. Und die routinierten Franzosen übernahmen die Führung und zogen bis auf vier Tore davon. Sie hatten bereits einen deutlichen Sieg vor Augen. Mit fünf, sechs Toren Differenz. Die Franzosen oben auf den Rängen unter dem Arena-Dach feierten bereits ausgelassen, da verkürzte Uwe Gensheimer mit zwei Treffern quasi in letzter Minute zum 27:29-Endstand.

Was die Löwen im Hexenkessel von Montpellier nun am Samstag aber zu erwarten haben, deutete sich bereits in der eigenen Arena an, denn die aus Frankreich angereiste Hundertschaft machte ein riesiges Spektakel, übertönte häufig sogar die Löwen-Fans.

Von Hasso Waldschmidt

 26.04.2011