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Oster-Knaller gegen Valladolid

Mannheim. Ola Lindgren, 46, ist ein höflicher Mensch, einfach sympathisch. Das merkt man. Das spürt man. Pressekonferenzen in der Mannheimer SAP Arena dienen diesbezüglich als Paradebeispiel. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen eröffnet sie immer mit dem gleichen Spruch: „Guten Abend allerseits“, sagt der Schwede dann. Das ist s e i n Spruch. Ihn hat er verinnerlicht. Egal, wie bitter der Abend auch verlaufen ist, egal, ob gewonnen oder verloren wurde. Die Tonlage ist dabei immer identisch, wirkt monoton, fast ein wenig emotionslos. Bis Mittwochabend, dem Gummersbach-Abend.

Da sagte er es irgendwie anders: Es klang weicher, es klang zufriedener – es klang erleichtert. Kein Wunder: Dieses 31:28 gegen den Bundesliga-Dinowar etwas Besonderes. Ein so genannter „Big Point“, ein Ausrufezeichen in den Wochen der Wahrheit.

Und ein erster Fingerzeig in Richtung Final Four, wo sich die Wege der Gummersbacher und der Gelbhemden erneut kreuzen werden. Schon am kommenden Samstag ist es soweit. Thorsten Storm, 45, der Manager der Löwen, freut sich darauf, sieht sein Rudel aber nicht im Vorteil: „Beim Final Four werden die Karten neu gemischt. Es geht wieder bei Null los!“

Morgen ab 17.15 Uhr ist das anders.

Beim Oster-Knaller gegen BM Valladolid hat man ein kleines – aber möglicherweise entscheidendes – Polster: Das Champions-League-Hinspiel in Kastilien gewannen die Badener mit 30:29. Patrick Groetzki, 20, kann mit der Ausgangslage gut leben. Er sagt: „Für Leichtsinn ist kein Platz, für Rechenspiele auch nicht. Wir müssen gewinnen – dann reicht’s!“

Leicht wird’s nicht. Die Iberer sind heiß, können an einem guten Tag jeden schlagen, jeden ärgern. Morgen können sie zudem auf ein Ass zurückgreifen, das vor einer Woche nicht stach: Óscar Perales, der Rückraum-Kunstschütze, der im Hinspiel gesperrt fehlte. Henning Fritz und Kasa Szmal, das Torhüter-Duo der Löwen, muss also auf der Hut sein, die Pranken ausfahren. Storm macht sich da keine Sorgen. Er schwört auf seine „Hexer“: „Beide waren zuletzt wichtige Stützen für uns.“

Apropos Szmal, über den polnischen Nationaltorwart gibt es Neuigkeiten zu berichten: Szmal und Michal Jurecki (Nettelstedt), die beide ab 2011 in Kielce unterschrieben haben, sollen in der Heimat mit „Rentenverträgen“ ausgestattet worden sein: Aus gewöhnlich gut unterrichteten Quellen ist zu vernehmen, dass beide jeweils für fünf Jahre in Kielce anheuern. Wobei Szmal vielleicht auch schon im Sommer die Koffer packt – die RNZ berichtete bereits.

Doch das ist Zukunftsmusik. Momentan zählt nur das Hier und Jetzt. Gemeinsam will man etwas erreichen, will endlich den ersten Titel in die badische Manege holen. Die Champions-League-Krone käme da gerade recht. Folglich gilt es morgen topfit zu sein. Und Lindgren dachte mit: Am Donnerstag hatten sie frei, die Löwen. Es war quasi die Ruhe vor dem Sturm, die jeder anders nutzte. Manche wälzten sich auf der heimischen Sofagarnitur hin und her, andere trafen sich im Kaufhof am Heidelberger Bismarckplatz, schrieben Autogramme, posierten für die heimischen Fotoalben.

Lindgren feilte derweil am Masterplan, legte sich die Taktik gegen die stolzen Spanier zurecht. In die Karten schauen lässt er sich nicht, spricht lediglich Dinge an, die eigentlich selbstverständlich sein sollten: „Wir müssen von Beginn an Gas geben, konzentriert sein und den Kampf annehmen.“ Und auch die Fans im rappelvollen „Ufo“ nimmt Lindgren in die Pflicht. Er baut auf den „achten Mann“: „Auf unsere Anhänger zähle ich, auf sie hoffe ich!“

Von Daniel Hund

 03.04.2010