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Ovationen beim Kehraus in der SAP-Arena (BNN)

Löwen landen hinter Kiel und verabschieden nach Kantersieg Myrhol und Landin / Ausklang beim SC Magdeburg

Als Bjarte Myrhol zum Schluss eines Verabschiedungsmarathons nach dem 37:21 (16:8)-Sieg gegen die TSG Friesenheim im letzten Heimspiel der Rhein-Neckar Löwen der Aufforderung von Geschäftsführer Lars Lamadé folgte und mit feuchten Augen Richtung Decke in der Mannheimer SAP-Arena blickte, wurde es dem Kreisläufer des Handball-Bundesligisten endgültig schwer ums Herz. Hoch oben hing sein Trikot mit der Rückennummer 18, die zum Zeichen der Wertschätzung des 33 Jahre alten Norwegers durch die Löwen fortan nicht mehr vergeben wird. Als erstem Spieler der Gelbhemden wurde diese aus dem Eishockey bekannte Geste zuteil. Myrhol verlässt Verein nach sechs Jahren.

Mit „Bjarte“-Sprechchören und Ovationen durch die offiziell 8 204 Zuschauern gefeiert, widersprach der von dieser bislang einmaligen Auszeichnung überraschte Handball-Haudegen der Meinung, wonach Trennungen immer auch ihr Gutes hätten. „Wenn ich mein Trikot da oben hängen sehe, weiß ich nicht, ob diese Trennung schön ist“, erklärte der zweifache Familienvater ergriffen, der zugab, gerade eine emotionale Achterbahnfahrt hinter sich zu haben. „Es ging hoch und runter mit meinen Gefühlen“, sagte Myrhol, der künftig bei Skjern Handball in Dänemark spielen wird.
Näher Richtung Heimat zieht es auch den Dänen Niklas Landin, der von den Löwen wie seine Torhüterkollegen Bastian Rutschmann und Roko Peribonio sowie Rechtsaußen David Schmidt ebenfalls verabschiedet wurde. Landin wird bekanntlich nach drei Jahren bei den Löwen ab nächster Saison das Tor noch undurchlässiger machen beim THW Kiel, der seit dem 28:26 (13:15)-Sieg am Mittwoch bei der TSV Hannover-Burgdorf als alter und neuer Meister feststeht, weil er von den mit zwei Punkten und der deutlich schlechteren Tordifferenz dahinter liegenden Löwen nicht mehr überholt werden kann. „Ich hatte ein tolles Leben und eine tolle Zeit hier und bin froh, dass ich beim ersten Titelgewinn der Löwen mit dem EHF-Pokalsieg dabei war“, sagte Landin. Der 26-Jährige erhielt nicht nur Blumen vom Vizemeister, sondern erneut eine Trophäe als bester Torhüter der Bundesliga. Die Trainer und Manager der 19 Erstligisten kürten zudem Andy Schmid wie im Vorjahr zum besten Spieler. „Bjarte und Niklas sind zwei herbe Verluste. Es sind zwei Spieler, die man nicht ersetzen kann“, kommentierte Trainer Nikolaj Jacobsen die Abgänge der Männer in hinterster und vorderster Front: Landin vor allem wegen seines Könnens als Toreverhinderer, Myrhol aufgrund seines Durchsetzungsvermögens am Kreis und nicht zuletzt wegen seiner menschlichen Qualitäten, wie Jacobsen betonte: „Bjarte ist einer, der die Mitspieler antreibt.“ Und der dank seines Kampfgeistes zum Publikumsliebling avancierte.
Bevor Myrhol und die Team- kollegen heute (20 Uhr) beim SC Magdeburg zum sportlich unbedeutenden Saisonkehr- aus antreten, beherzigte der Musterprofi im letzten Heimspiel die Ansage von Jacobsen beispielhaft: „Wenn ihr 60 Minuten Vollgas gebt, haben alle Spaß.“ Myrhol nahm die Zeitvorgabe wörtlich, denn noch Sekunden vor Schluss des einseitigen Nachbarschaftsduells legte er sich mächtig ins Zeug, um noch einen weiteren Treffer zu erzielen. Er wurde gefoult und ließ es sich dann nicht nehmen, den Siebenmeter selbst zu verwandeln. Es war sein sechster Treffer – und womöglich doch nicht sein letzter in der SAP-Arena. „Vielleicht“, sagte Myrhol später, „komme ich ja als Ersatzspieler irgendwann zurück.“
Von Reinhard Sogl