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Pflicht erfüllt

Handball-Bundesligist Rhein-Neckar Löwen hat bei der HSG Wetzlar mit 33:27 gewonnen. Unterdessen sucht Manager Thorsten Storm einen Ersatz für den verletzten Michael Müller.

Die Mienen auf der Bank entspannten sich schon Mitte der zweiten Halbzeit. Trainer Ola Lindgren konnte sich zurücklehnen und einfach nur noch zuschauen. Seine Rhein-Neckar Löwen hatten das Handball-Bundesliga-Spiel bei der HSG Wetzlar vor 3011 Zuschauern nicht nur im Griff, sondern beim 27:18 (43.) bereits entschieden.

„Nach der Niederlage in Magdeburg waren wir ein wenig verunsichert. In der zweiten Halbzeit hat sich meine Mannschaft gesteigert“, meinte Trainer Lindgren nach dem 33:27-Sieg. Mit der Leistung seines Teams vor dem Seitenwechsel konnte er aber nicht zufrieden sein. Die Löwen spielten 30 Minuten lang unter ihren Möglichkeiten. Wetzlar legte ein 3:1 (6.) vor, die Gelbhemden agierten bei ihren Angriffsbemühungen über weite Strecken viel zu statisch, Regisseur Børge Lund leistete sich einige unnötige Ballverluste. Nur schwer bekamen die Löwen die Begegnung in den Griff. Wenn sie allerdings mit Tempo agierten, stellte sich auch der Erfolg ein: Der Lohn für einen energischen Zwischensprint war eine 10:7-Führung (19.), die jedoch schneller wieder verschenkt war, als sie die Badener herausgespielt hatten.

Mit dem Vorsprung im Rücken verfielen die Gelbhemden wieder einmal in längst bekannte Strickmuster. Sie holten den Gegner mit technischen Fehlern zurück in die Begegnung. Wetzlar freute sich über die Geschenke, machte fünf Treffer in sechs Minuten – und schon standen die Löwen beim 10:12 (25.) unter Druck. Immerhin besorgte Grzegorz Tkaczyk mit einem Doppelpack noch den 13:13-Pausenstand.

Nach dem Seitenwechsel zeigte der Champions-League-Teilnehmer ein ganz anderes Gesicht. Beide Mannschaften lieferten sich zunächst einen offenen Schlagabtausch, es fiel Tor um Tor bis zum 18:18 (37.) – doch dann schlugen die Löwen eiskalt zu. Als Philipp Müller und Timm Schneider bei der HSG nacheinander eine Zwei-Minuten-Strafe kassierten, spielten die Gelbhemden ihre Überzahl – im Gegensatz zu den vergangenen Begegnungen – konsequent aus. Die Badener zogen ruckzuck auf 27:18 (43.) davon, verteidigten konzentriert und liefen immer wieder Gegenstöße. „Das war eine sehr gute Leistung nach der Pause“, sagte Lindgren.

Schwierig gestaltet sich unterdessen die Suche nach einem Ersatz für den am Kreuzband verletzten Michael Müller. „Linkshänder auf Weltklasse-Niveau stehen zum jetzigen Zeitpunkt alle unter Vertrag“, sagte Manager Thorsten Storm: „Es muss alles passen. Vielleicht tätigen wir auch gar keinen Transfer, wenn sich in der Kürze der Zeit nichts ergibt.“ Eine Variante, die wohl eher ein Ablenkungsmanöver sein soll. Mit Ólafur Stefánsson als einzigen nominellen Halbrechten die noch lange Saison zu bestreiten, wäre fahrlässig. Und so wird der Markt weiter sondiert, möglicherweise wird der potenzielle Neuzugang sogar über das Saisonende hinaus an die Löwen gebunden. Der Manager schließt das nicht aus und sagt: „Kurzfristige Lösungen für ein Jahr sind immer teuer.“

Löwen: Szmal, Fritz (n.e.) – Gensheimer (6/1), Myrhol (6), Cupic (7/1), Bielecki (2), Lund (1), Stefánsson (3/1) – Roggisch, Schmid (1), Tkaczyk (7), Gunnarsson, Ruß, Groetzki (n.e.).

Von Marc Stevermüer

 19.09.2010