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„Pino“ besucht die Löwen (MM)

Bundesliga-Legende Torgowanow kehrt heute als Trainer von St. Petersburg zurück

MANNHEIM. Auch wenn Dmitri Torgowanow seine Zelte in Deutschland schon vor vier Jahren abgebrochen hat, haben die Sprachkenntnisse nicht merklich darunter gelitten. „Nicht mehr guten Tag, guten Abend“, brummt es freundlich am anderen Ende der Leitung – den dezenten Hinweis auf die Zeitverschiebung Richtung St. Petersburg, wo es bereits zwei Stunden später ist, inklusive.

Doch spätestens heute Abend, wenn der ehemalige Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen in der Champions League mit seinem HC St. Petersburg (20.30 Uhr/Sportzentrum Harres, St. Leon-Rot) bei seinem Ex-Klub antritt, befinden sich dann alle wieder nicht nur in der gleichen Zeitzone, sondern vor allem auch auf der gleichen Wellenlänge.

„Na klar, das wird schön. Ich freue mich auf diese Rückkehr. Ich hatte hier bis 2007 schließlich zwei tolle Jahre“, sagt Torgowanow, der nach seinem Abschied aus der Bundesliga bei seinem Heimatverein St. Petersburg inzwischen auf der Trainerbank sitzt.

Die Haare sind ein bisschen lichter geworden, doch eine Autorität ist „Pino“, wie er wegen seines marionettenhaften Laufstils schon seit seinen Tagen in Wallau-Massenheim genannt wird, immer noch. „Ich kann mir ihn gut als Trainer vorstellen. Pino konnte seine Erfahrungen schon immer an junge Spieler weitergeben, aber auch ein harter Knochen sein“, erinnert sich etwa Weggefährte Oliver Roggisch an die erste Zeit an der Seite seines damaligen „Kreisläufer-Idols“ beim TuSEM Essen.

Und vor allem die Arbeit mit dem Nachwuchs muss im Handball-Russland der Gegenwart funktionieren, um Anschluss halten zu können. Auch hier gibt es viele finanzielle Probleme, nicht nur Serien-Meister Medwedi Tschechow musste abspecken, viele Weltklasse-Spieler haben Russland verlassen. „Das macht die Meisterschaft jetzt aber offener. Tschechow, Perm Kaustik und wir dürfen uns alle Hoffnungen machen“, blickt Torgowanow auf die Situation in der „Superleague“, in der sich St. Petersburg zuletzt immer mit Rang zwei hinter den „Bären“ aus Tschechow zufriedengeben musste. Als Vizemeister qualifizierte sich der Verein aus der pittoresken Zarenstadt auch für die aktuelle Champions-League-Saison, etwas Zählbares sprang bisher aber noch nicht heraus.

„Wir sind Außenseiter“

Dreimal in Serie waren die Russen in der Königsklasse zuletzt nicht über die Gruppenphase herausgekommen, dieses Schicksal droht dem HC als aktuelles Schlusslicht der Gruppe A auch in dieser Spielzeit.

Doch Dmitri Torgowanow lässt sich davon nicht die gewohnt gute Laune verderben. „Natürlich sind wir auch gegen die Löwen Außenseiter. Aber meinen Spielern hilft es sicher weiter, wenn sie auf diesem Niveau Erfahrungen sammeln können. Das sollte uns auch in der Liga weiterbringen“, sagt der 1,99-Meter-Riese, der sein Team aber noch nicht abgeschrieben hat. „In der Stadt begegnest du normalerweise auch nie einem Dinosaurier – aber man weiß ja nie, was um die nächste Ecke auf dich lauert“, lacht „Pino“ und setzt auf den Faktor Zeit: „Es sind ja erst drei Spiele absolviert.“