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„Pistole auf die Brust gesetzt“

Mannheim. (dh) Jesper Nielsen war gestern in der Mannheimer SAP Arena. Der Aufsichtsratsboss und Hauptsponsor der Rhein-Neckar Löwen wollte sich den Bundesliga-Knaller gegen den HSV Hamburg nicht entgehen lassen. Im Vorfeld traf sich die RNZ mit dem Dänen in seiner Loge, der Pandora Sky Box.

> Jesper Nielsen, Sie werden Ihren Vorstandsposten bei den Löwen nach dieser Saison aufgeben. Was sind eigentlich die genauen Gründe?

Na die neuen Gesetze, die die EHF herausbringen wird. Sie haben mir die Pistole auf die Brust gesetzt, weil ich in Kopenhagen und bei den Löwen in offizieller Funktion tätig bin. Sie haben gesagt: ‚Entweder ihr findet selbst eine Lösung, oder wir geben euch eine vor‘. Ich war quasi dazu gezwungen.

> Wie schwer fällt Ihnen der Abschied?

Sehr schwer. Ich bin leider von meinem eigenen Erfolg getötet worden. Aber ich werde weiterhin das Beste für die Löwen geben. Es ist beispielsweise bereits klar, dass ich auch in der kommenden Saison für die Unterdeckung im Etat aufkommen werde. Ich müsste das nicht, mache es aber. Weil mir der Verein sehr am Herzen liegt. Doch das glaubt mir irgendwie nicht jeder, denn es gibt Leute, die versuchen mich schlecht zu machen. Aber die sehen nicht, dass ich innerhalb der letzten drei Jahre rund 10 Millionen Euro in diesen Verein investiert habe.

> Gibt es hinter den Kulissen also Ärger?

Nein, wir im Aufsichtsrat verstehen uns nach wie vor. Gerade auch mit Daniel Hopp habe ich ein gutes Verhältnis. Letztlich ist es jedoch wie in einer Beziehung, man merkt oft erst am Schluss wie eine Beziehung wirklich war. Mir ist einfach nur wichtig, dass ich diesen Klub nicht mit 15 Messern im Rücken verlasse.

> Viele stört es eben, dass Sie vier Spieler mit nach Kopenhagen nehmen möchten…

Ich muss das doch machen. Es geht einfach auch um die Anpassung des Etats, dass die Löwen eben noch die Verträge bezahlen können. Ich will kein sinkendes Schiff hinterlassen. Und um die Zukunft der Löwen braucht man sich wirklich keine Sorgen machen. Sie werden kein zweites Lemgo, sie werden ein Topteam bleiben.

> Aber warum fällt die Entscheidung eigentlich gegen die Löwen und nicht gegen Kopenhagen?

Man darf eines nie vergessen: mein erstes Projekt war immer Kopenhagen. Und jetzt ziehe ich dorthin auch wieder zurück. Die Mannschaft trainiert 600 Meter von meinem Haus entfernt. Der Bezug ist sehr groß.

> Die Löwen können in den nächsten Wochen einiges gewinnen. Wie sehen Sie die Chancen, dass es endlich für den ersten Pokal reicht?

Groß. Ich denke, dass wir sowohl beim Final Four in Köln als auch am Wochenende beim Endturnier in Hamburg jeden schlagen können. Und auf Hamburg freue ich mich ganz besonders. Es ist die geilste Handball-Veranstaltung der Welt. Vielleicht klappt es ja dort mit dem ersten Titel. Denn die Zeit läuft mir – zumindest als Vorstandsmitglied – davon.

 04.05.2011