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Pleite liegt Löwen noch schwer im Magen

Mannheim. „Oh, du fröhliche“: Ein Weihnachtslied, das derzeit in diversen Radiostationen rauf und runter gespielt wird. Viele singen dann mit, andere nicht. Die Rhein-Neckar Löwen zählen eher zu den anderen. Denn Frohsinn, beziehungsweise Besinnlichkeit, ist für die Gelbhemden derzeit ein Fremdwort. Die Sorgen sind größer denn je. Der Baum brennt, die Stimmung ist jenseits des Gefrierpunkts. Die sonntägliche Pleite bei den Berliner Füchsen liegt den Löwen schwer im Magen, ist noch längst nicht verdaut. Im Gegenteil: Der Tiefschlag in der Max-Schmeling-Halle wird wohl sogar Konsequenzen nach sich ziehen. Heute vor dem Heimspiel gegen die HSG Düsseldorf (20.15 Uhr, SAP Arena) tagt jedenfalls der Krisenrat. Die „Elefantenrunde“ wurde einberufen: Manager Thorsten Storm, der Aufsichtsrats-Vorsitzende Jesper Nielsen, der Sportliche Berater Kent-Harry Andersson und Trainer Ola Lindgren treffen sich im Bösfelder „Ufo“, um die Situation genaustens zu analysieren. Es soll Klartext gesprochen werden: „Wir werden über das Heute und das Morgen diskutieren“, verrät Storm.

Geredet wird über die Zukunft des Vereins, die Zusammenstellung des künftigen Kaders und über auslaufende Verträge. Gut möglich also, dass einige Rudelmitglieder durchs Raster fallen werden. Dazu passt auch ein Interview von Nielsen, das gestern auf der Löwen-Homepage erschienen ist. Dort sagt er unter anderem, dass man „noch den einen oder anderen Spieler für sich gewinnen müsse, damit es zum großen Wurf reicht.“ Storm scheint die Faxen so langsam aber sicher ebenfalls dicke zu haben. Mit den vielen Aufs und Abs kann sich der 45-Jährige nicht mehr anfreunden: „Konstanz und Verlässlichkeit sind wichtige Tugenden“, betont er, „wir bringen unsere sportliche Überlegenheit einfach zu selten auf die Platte: Nicht im Tor, nicht in der Abwehr und nicht bei der Konzentration im Abschluss.“

Auf die Heimreise machten sich die Badener übrigens erst gestern Mittag. Und unmittelbar nach dem Landeanflug rückte im Kronauer Trainingszentrum nochmals die Niederlage gegen Berlin in den Fokus. Viele Fragen, auf die Andersson und Lindgren gerne eine Antwort hätten, wurden aufgetischt. Die Bedeutendste: Warum verschlafen die Löwen momentan immer den Start? Gerade in der Hauptstadt war das wohl der Knackpunkt. In beiden Halbzeiten zogen die Hausherren rasch davon. Andersson grübelt: „Wenn wir das nur wüssten, dann wären wir wirklich einen entscheidenden Schritt weiter.“

Klar ist: Düsseldorf darf nicht zum nächsten Stolperstein werden. „Da zählen für uns nur die zwei Punkte“, stellt Andersson klar. Um nichts dem Zufall zu überlassen, fand gestern noch ein Videostudium statt. Schwächen und Stärken der Düsseldorfer wurden analysiert.

Doch letztlich wird es nur an den Löwen liegen. Rufen sie ihr Potenzial ab, ist ein Schützenfest vorprogrammiert. Storm packt sein Personal an der Ehre: „Jeder unserer Spieler ist verpflichtet 60 Minuten lang Vollgas zu geben und nicht 30 oder weniger.“ Siarhei Harbok wird gegen die Düsseldorfer wohl fehlen. Er hat sich in Berlin am Oberschenkel verletzt.

Von Daniel Hund

 22.12.2009