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Von Besinnlichkeit noch keine Spur
Berlin/Mannheim. Als kurz nach Abpfiff klar, war, dass es wetterbedingt mit dem Rückflug nichts mehr werden würde, waren die Löwen mit Blick auf das Abendessen plötzlich auf die Gastfreundschaft der Füchse Berlin angewiesen. „Mach dir keine Mühe, Bob, Stehplätze tun es“, versuchte es Löwen-Manager Thorsten Storm in Richtung seines Berliner Kollegen Hanning mit etwas Galgenhumor. Das Mahl nach dem nicht eingeplanten 28:33 bei den Hauptstädtern fiel allerdings entsprechend freudlos aus.
Wieder hatten die Löwen eine Chance verpasst, im Kampf um Platz drei und die direkte Qualifikation zur Champions League noch vor der EM-Pause für einen Fingerzeig zu sorgen. Schließlich hatte am Tag zuvor Lemgo gegen Balingen gepatzt. Doch statt sich auf dem dritten Rang einzurichten, hatte am Ende des Spieltags sogar Flensburg die Badener überflügelt. Auch das von Aufsichtsratschef Jesper Nielsen ausgegebene Ziel, bis zum Jahreswechsel keinen Zähler mehr abzugeben, war damit verfehlt. „Das waren die ersten völlig unnötig verlorenen Punkte“, war Nielsen entsprechend enttäuscht – nicht zuletzt über die Art und Weise, wie die Löwen die Partie angegangen waren.
„Wir hatten gar keinen Körperkontakt“, räumte Rechtsaußen Patrick Groetzki den zögerlichen Start des Favoriten ein. „Damit haben wir es natürlich auch den Torhütern nicht einfach gemacht.“ Die kamen überhaupt nicht ins Spiel und hatten im Duell gegen Berlins Petr Stochl, der mit 18 Paraden fast doppelt so viele Bälle entschärfte wie das Duo Szmal/Fritz, klar das Nachsehen.
„Füchse stochln Löwen weg“, titelte deshalb die „Berliner Zeitung“, nur Henning Fritz trug phasenweise dazu bei, dass immerhin noch die Aufholjagd in der zweiten Halbzeit gestartet werden konnte. Als es darauf ankam, hatte aber wieder der tschechische Nationaltorwart die wichtigen Bälle in den Fängen.
„Das hat sich bereits gegen Melsungen abgezeichnet“, blickte Manager Storm mit Sorge auf die Löwen-Keeper und den Defensiv-Verbund um Oliver Roggisch. Dass die noch vor Weihnachten geplante Vertragsverlängerung mit den Abwehr-Säulen Fritz/Roggisch wohl noch warten muss, lässt sich nachvollziehen. „Im Moment fehlen mir dafür die Argumente“, lässt sich Storm eher von der Formkurve leiten.
Die geht, wie gehabt, weiter auf und ab – ein Zustand, über den offenbar viel geredet, aber von den wenigsten verinnerlicht wird, wie der Geschäftsführer moniert. „Ich habe jedenfalls einen anderen Anspruch, als hier kurz nach der Halbzeit mit acht Toren zurückzuliegen“, so Storm, der den Trainer vorsorglich aus der Schusslinie nimmt. „Ich weiß, wie akribisch Ola Lindgren die Mannschaft vorbereitet.“
Von Löwen-Mut war keine Spur, auch Ola Lindgren fragte sich „warum wir nicht mit der richtigen Einstellung auf den Platz gehen. Statt dessen wird vom Start Weg mit dem Schiedsrichter gemeckert. Das zeigt , dass man nicht da ist“, war der Coach auch mit der Körpersprache nicht einverstanden, der dann auch wenig von der Favoritenstellung heute Abend (20.15 Uhr/SAP Arena) gegen den Vorletzten HSG Düsseldorf hören wollte. „Auf dem Papier ist das wertlos, die Spieler müssen das auf dem Platz beweisen“, sieht Lindgren seinen Kader in der Pflicht.
Von Thorsten Hof
22.12.2009