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Punkte eingesackt – aber das Leben selbst schwergemacht

Hamm. Ola Lindgren saß auf seinem Stuhl bei der Pressekonferenz und goss sich ein Glas Wasser ein. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen war zufrieden, aber keinesfalls glücklich. Seine Mannschaft hatte in der Handball-Bundesliga bei der HSG Ahlen-Hamm zwar mit 28:25 (13:11) gewonnen, war aber dennoch unter ihren Möglichkeiten geblieben. Entsprechend fiel das Urteil des Trainers zwiespältig aus. „Wir haben zwei Punkte gewonnen. Aber ich erwarte mehr von meinem Team“, sagte der Schwede und lächelte: „Andererseits ist es auch ein gutes Gefühl, ein Spiel gewonnen zu haben, obwohl die Leistung nicht optimal war. Das zeigt mir, dass wir Luft nach oben haben.“

Vor 2579 Zuschauern sah es allerdings zunächst danach aus, dass der Trainer am Ende nichts zu kritisieren haben würde. Die Löwen ließen den Ball laufen, waren dem Aufsteiger in allen Belangen überlegen. Es roch nach einem Kantersieg, als die Badener mit 12:6 nach 22 Minuten führten. Aber mit ihrem schon traditionellen Hang zur Nachlässigkeit bei einer klaren Führung machten sich die Gelbhemden einmal mehr das Leben selbst schwer. „Das war völlig unnötig. Wir hatten eine unglaublich gute Ausgangssituation und müssen diesen Vorsprung mit in die Pause nehmen“, meinte Lindgren mit Blick auf die Schlussphase der ersten Halbzeit, in der die Löwen sogar das Kunststück fertigbrachten, eine eigene Überzahl mit zwei Gegentoren zu beenden.

„Der Gegner ist 25 Minuten mit gesenktem Kopf über das Feld gelaufen – und dann holen wir ihn zurück in die Partie. Das darf uns nicht passieren. Unser Anspruch ist es, solch ein Spiel 60 Minuten lang zu kontrollieren. Das war zu wenig, was wir gezeigt haben“, wollte Michael Müller den Löwen-Auftritt erst gar nicht schönreden. Der Liganeuling nutzte die Konfusion bei den Badenern und kam auf 11:13 heran. „Wir haben in dieser Phase unsere souveräne Linie verloren. Danach war es dann wieder ein enges Spiel und die Zuschauer kamen zurück“, meinte Linksaußen Uwe Gensheimer, der zwar 9/6 Treffer erzielte, aber auch viele Möglichkeiten ungenutzt ließ.

Nach der Pause kamen die Gelbhemden nicht mehr zur Ruhe, weil sie weiterhin zu leichtsinnig agierten. Ahlen-Hamm kassierte insgesamt acht Zeitstrafen, doch daraus schlugen die Badener wenig bis gar kein Kapital. „Für uns war es besser, wenn wir sechs gegen sechs gespielt haben. Mit einem Mann mehr lief es wirklich nicht gut für uns. Wir hätten in diesen Situationen mit viel mehr Ruhe agieren müssen“, sagte Lindgren, der den Erfolg seiner Mannschaft allerdings nie gefährdet sah. Der Aufsteiger kam nicht ein einziges Mal auf einen Treffer heran. „Wir haben das Spiel dominiert, der Qualitätsunterschied war sichtbar. Letztendlich haben wir es nicht geschafft, unsere klaren Tormöglichkeiten zu nutzen“, meinte der Trainer, der jeweils ein Lob an Schlussmann Slawomir Szmal (21 Paraden) und an Grzegorz Tkaczyk (sechs Tore) verteilte: „Beide haben ein sehr starkes Spiel gemacht.“

Von Marc Stevermüer