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Pure Leidenschaft und „Handball-Schach“

Die Löwen zeigen sich beim Meister in Flensburg stark – am Ende entscheiden die berühmten Kleinigkeiten

Jesper Nielsen und Johannes Golla im packenden Duell.

Pure Leidenschaft und „Handball-Schach“: Die Saison 2019/20 in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga ist gerade einmal eine Woche alt und hat schon ein absolutes Highlight hinter sich. Meister SG Flensburg-Handewitt und Herausforderer Rhein-Neckar Löwen lieferten sich am Donnerstagabend ein hochklassiges Duell. Leider aus Löwen-Sicht mit dem besseren Ende für die SG.

Hier geht es zum Spielbericht.

So sieht Handball in der stärksten Liga der Welt aus: Knallharte Kämpfe Mann gegen Mann prägten das Topspiel genauso wie taktische Raffinessen und Winkelzüge. Die Durchbrüche eines Magnus Rød oder Jim Gottfridsson waren dabei nicht minder spektakulär wie die Anspiele von Andy Schmid und Patrick Groetzki an den Kreis. Generell herrschte auf beiden Seiten im Angriff unheimlicher Betrieb. Denn auch umgekehrt ließen sich beide Trainer sehr viel einfallen, um die gegnerische Offensivwucht zu bremsen.

Pure Leidenschaft und „Handball-Schach“

Flensburg agierte mit einem ziemlich konsequenten 5:1, teilweise in Kombination mit offensiv deckenden Halben. Die Löwen wechselten ihre Formation ebenfalls mehrmals, hinzu kamen unterschiedliche Kombinationen im Innenblock. Dass die Flensburger in dieser Mischung aus purer Leidenschaft und „Handball-Schach“ die Nase vorne behielten, lag in erster Linie an einem Punkt.

Jannik Kohlbacher nimmt es mit Simon Hald auf.

Treffen zwei in etwa gleichstarke Mannschaften aufeinander, entscheidet oft die Fehlerquote. Und die war bei den Löwen an diesem Abend einfach deutlich höher. Vor allem dann, wenn man sich an Flensburg vorbeischieben oder nah an die meistens in Führung liegende SG herankämpfen konnte, warf man sich mit Fehlpässen und sonstigen Ballverlusten selbst zurück. Das tat weh. Hinzu kam die exzellente Blockarbeit der Flensburger Abwehr. Und auch ein bisschen Pech.

Flensburg einfach eingespielter

Tatsächlich landete fast jeder Abpraller bei der SG – auch wenn das niemand von Löwen-Seite als Ausrede benutzen wollte. Über eine Saison hinweg gleicht sich so etwas ja auch bekanntlich aus. Nur in diesem Spiel war es schon auffällig – und trug seinen Teil zum Flensburger Erfolg bei. Zumindest blieb den Löwen ganz häufig die Chance verwehrt, nach einer starken Parade in den Gegenstoß zu gehen.

Ilija Abutovic gegen Magnus Röd.

Apropos Tempospiel. Nicht nur an diesem Punkt, den die Flensburger besonders gut beherrschen, zeigte sich der mitentscheidende Vorteil des Meisters. Die SG präsentierte sich als eingespielte Einheit, bei der jedes Rädchen in das andere greift. Bei den Löwen sitzen die Abläufe noch lange nicht zu 100 Prozent – was in Anbetracht des Trainerwechsels und etlicher neuer Schlüsselspieler nur logisch erscheint.

BHC als nächste Herausforderung

„Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, sagte Trainer Kristjan Andresson. Dass er die SG schon vor dem Spiel als Maßstab für diese Saison ausgemacht hatte, sah der neue Löwen-Coach bestätigt. Ziel muss es sein, dieses Level an Homogenität schnellstmöglich zu erreichen. Den nächsten Schritt dahin sollte man besser schon bis Dienstag machen.

Dann kommt mit dem Bergischen HC die nächste große Herausforderung auf die Löwen zu. Der BHC (3:1 Punkte) steht nach dem überraschenden Punktgewinn gegen Melsungen aktuell sogar einen Zähler vor den Löwen (2:2).

Bilder: Ingrid Anderson-Jensen – nordlys