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Rätselraten nach der Fast-Pleite: Den Löwen fehlt der Esprit der Hinrunde (handball-world.com)
Der Frust war groß bei den Rhein Neckar Löwen. Ein perfekter Start und eine zwiochenzeitliche Sechs-Tore-Führung reichten den Löwen gegen den TuS N-Lübbecke nicht zum Sieg. Beim Gastgeber hingegen freute man sich über einen „Sieg der Moral“.
Die Stationen lagen im Grunde allesamt klar an der Route zum Auswärtssieg: 5:0 (Schmid, 5.), 13:9 (Sesum, 25.), 17:11 ((Myrhol, 36.). Am Ende aber zählt es und da stand es 24:24 – ein mehr als gefühlter Punktverlust für die Rhein Neckar Löwen. Mehr noch, der TuS N-Lübbecke hätte gar noch den Siegtreffer erzielen können, der letzte Wurf von Jens Schöngarth ging allerdings in den Block.
Wie der Noch-Spitzenreiter aus Mannheim diese Partie noch fast verlieren konnte, das beschäftige die Gäste hernach mächtig. „Wir hatten die Partie völlig unter Kontrolle“, meinte Andy Schmid zu den ersten 35, 40 Minuten. Danach „haben wir den Gegner ins Spiel gebracht, haben in der Defensive nicht mehr so energisch zugepackt und einen sehr wichtigen Punkt verloren“, versuchte Schmid zu erklären, was im Grunde kaum zu erklären war.
Auch sein Trainer tat sich schwer mit einer Analyse. „Es war einfach nicht gut genug, was wir heute geboten haben. Wir haben in beiden Halbzeiten sehr gut angefangen, die vielen Zeitstrafen haben aber dafür gesorgt, dass wir keinen größeren Vorsprung hatten“, sah Gudmundur Gudmundsson den Haupteinflussfaktor extern.
Beschreiben konnte der Trainer das Erlebte, aber warum sein Team völlig den Faden verloren hatte, das konnte Gudmundur Gudmundsson noch nicht sagen. „Nach der 17:12-Führung haben wir unsere Abwehr nicht mehr konsequent gespielt. Und im Angriff darf man sich keinen Ballverlust erlauben. Das haben wir hier schon mal erlebt. So hätten wir hier beinahe alles verloren. Entscheidend war der Ausfall von Oliver Roggisch, als er nicht mehr dabei war, kam ein Bruch in unser Abwehrspiel“.
„Der verworfene Siebenmeter war dann der Knackpunkt im Spiel. Es war für uns etwas unglücklich, aber am Ende hätten wir noch verlieren können. So ist es eben – hier in Lübbecke ist es nicht einfach zu gewinnen“, relativierte der Löwen-Trainer das Geschehen.
Die Referees Blümel/Loppaschewski hatten tatsächlich reichlich Arbeit, so kassierte der vermeintlich gereifte Nationalspieler Oliver Roggisch binnen sechs Spielminuten drei Zeitstrafen und ging in Minute 30 nach weiterem Meckern und Zeitstrafe mit Rot. Arne Niemeyer, in den Roggisch nach seinem letzten Kampf mit Frank Löke hineingefallen war und der sich danach allzu heftig Platz verschaffen wollte, ging zudem – es war reichlich Feuer in dieser Partie. Dass Niemeyer danach verletzungsbedingt ausfiel, belastete Nettelstedt nicht, im Gegenteil. Die Gastgeber hatten mit Neuzugang Ales Pajovic eine starken Part in der Deckung eingekauft, vorne stemmte sich der TuS geschlossen gegen die Niederlage.
Entsprechend glücklich war denn auch Gennadij Chalepo. „Ein guter Tag in Lübbecke“, befand Chalepo, der mit seiner Truppe gehörig unter Druck stand. „Dass wir zwei Mal nach einem großen Rückstand so wieder zurück gekommen sind, spricht für das Team und unsere Moral. Wir haben einen unglaublichen Willen gezeigt und einen großen Kampf geliefert, zudem haben wir in den entscheidenden Phasen kühlen Kopf bewahrt. Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen.“
Bei den Löwen hingegen herrschte Frust. Weder Kim Ekdahl du Rietz noch Patrick Groetzki konnten Akzente setzen, es klemmt gewaltig in Spiel der Mannheimer. Im Angriff besonders: 20 Tore beim Aus im Pokal in Flensburg und nun 24 in Lübbecke sind nicht wirklich überzeugend. Derzeit hängt vieles an Alexander Petersson, die Himmelsstürmer der Hinrunde wie du Rietz stehen derzeit neben sich. Die Leichtigkeit, aber eben auch die Qualität im Spiel der Löwen ist dahin. Schon in Flensburg reichte es noch nicht einmal eine Halbzeit lang, ehe sich die Mannheimer immer mehr Fehler erlaubten und vor allem auf Maßnahmen des Gegners keine Lösung mehr fanden.
„Hier war deutlich mehr drin und es spricht dann für sich, wenn man am Ende noch mit Glück einen Punkt mitnimmt“, monierte auch Manager Thorsten Storm. „Wir hatten wieder mit Niklas Landin den besseren Torwart und machen vorne so viele dumme Fehler, dass ein Gegner, der nun wahrlich nicht seinen besten Tag hatte, wieder ins Spiel kommt.“ Der Löwen-Chef wollte aber an diesem trüben Tag in Lübbecke gar nicht allzu sehr in die Details gehen. „Schade“, meinte Storm und mahnte Besserung bei seinen Profis an: „Aber es ist für mich viel wichtiger, dass wir daraus lernen und die einfachen Dinge nächstes Mal besser machen. Wir sind leider selbst schuld, aber weiter geht es.