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Rhein-Neckar Löwe Groetzki hat den Titel noch nicht abgeschrieben (RNZ)

Nach der Pleite im Gipfeltreffen gegen Kiel war die Enttäuschung im Löwen-Lager groß

Mannheim. Danach bildeten sie einen Kreis. So wie immer eben, wenn die Jagd beendet ist. Doch diesmal war es anders als sonst. Mit hängenden Köpfen standen sie da, die Rhein-Neckar Löwen. Völlig ohne Körperspannung, enttäuscht ohne Ende. Der Grund für den Katzenjammer leuchtete vom gigantischen Videowürfel herunter: Kiel 29, Löwen 28. Verloren. Und das ausgerechnet in der SAP Arena, der Festung der Badener. Dort, wo die Gegner zuletzt über anderthalb Jahr vergeblich angerannt waren.

Besonders bitter: Auf der gegenüberliegenden feierten derweil die Riesen von der Ostsee. Ausgelassen hüpften Dominik Klein und Co. über die Platte. Lachten und tanzten vor Glück. Akustisch untermalt wurde die THW-Party von Uwe Gensheimer, dem Kapitän der Löwen, der auch im Gipfeltreffen mal wieder überzeugte und acht Tore beisteuerte. „Gensel“ sprach über die Arena-Lautsprecher. Offen und ehrlich wie man ihn kennt. Wie er sich denn nun so fühle, wurde er gefragt. Und die Antwort saß, kam kurz und knapp, wie aus der Pistole geschossen: „Na, sch….!“

Verlieren ist nicht sein Ding. Vor allem nicht so. Nicht gegen einen Kontrahenten, der eigentlich keinen Deut besser war. Geschäftsführer Lars Lamadé sah das Trauerspiel ähnlich: „Ich habe wirklich kein Problem damit, wenn man verliert, weil der Gegner stärker war. Aber so…“

Leicht angefressen wirkte der Löwen-Macher, als er das sagte und begab sich prompt auf Ursachenforschung. Und die tat weh. „Diese Niederlage haben wir uns eindeutig selbst zuzuschreiben. Wenn du so viele technische Fehler produzierst, reicht es nicht gegen Kiel“, analysierte er kopfschüttelnd und schickte noch ein langgezogenes: „Mann, Mann, Mann“ hinterher.

Für ihn war der Abend gelaufen . Aber nicht nur das. Auch der Titeltraum ist ausgeträumt. Und das, obwohl die Löwen nach wie vor an der Spitze stehen, vom besseren Torverhältnis profitieren. Lamadé ruhig und sachlich: „Um am Ende ganz oben sein zu können, wäre heute aus meiner Sicht ein Sieg Pflicht gewesen. Schließlich haben wir noch sehr schwere Auswärtsspiele vor uns.“ Und weiter: „Im Rennen um Platz zwei sind wir aber natürlich nach wie vor noch voll mit dabei.“

Frust pur, der sich unmittelbar nach Spielschluss logischerweise auch in Patrick Groetzki ausbreitete. Vor der Kabine versuchte der rechte Flügelmann das in Worte zu fassen, was zuvor 13 200 Zuschauer zur Weißglut gebracht hatte. Sein Schweiß tropfte, sein Trikot klebte, seine Stimme stockte: „Vor der Pause war der Angriff schlecht und die Abwehr gut. Nach dem Wechsel war es dann genau umgekehrt, das sollte gerade in so einer Partie nicht passieren.“

Den Titel hat der Pforzheimer trotzdem noch im Visier. Klar und deutlich sogar. Groetzki sagt: „Die Saison ist noch lang und ich glaube nicht, dass man uns heute schon den Pokal überreicht hätte, wenn wir den THW geschlagen hätten.“

Stimmt. Zudem haben die Löwen bereits bewiesen, dass sie die Zebras auch in der Kieler Sparkassen-Arena einfangen können.

Von Daniel Hund