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Rhein-Neckar Löwen fahren selbstbewusst nach Zagreb (RNZ)

Die Rhein-Neckar Löwen wollen auch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League glänzen

„Das“, seufzte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen, „das wird ein völlig anderes Spiel.“ Für den Oberlöwen war nach Stuttgart prompt vor Zagreb: Schon nach der abschließenden Pressekonferenz im Bauch der Porsche Arena wurden am Mittwoch erste Fragen gestellt. Ärgert das einen Trainer nicht? Vor allem dann, wenn sein Team kurz zuvor ein echtes Derby-Feuerwerk abgebrannt hatte und den TVB Stuttgart mit 33:21 aus der eigenen Halle geschossen hat!? Nicht Jacobsen, der kennt das. Es ist der ganz normale Wahnsinn bei einem Champions League-Teilnehmer. Ein Highlight jagt das nächste. Wer da in der Vergangenheit lebt, verliert.

Jacobsen weiß das, also machte er bereits auf der kurzen Heimfahrt in die Kurpfalz seine Hausaufgaben. Im Bus setzte sich der Däne an den Laptop, studierte Videos. Von wem? Na, von Zagreb natürlich. Er will alles wissen, vorbereitet sein. Der Respekt ist ohnehin groß. Vor allem vor den Fans, die lassen es nämlich bei Heimspielen krachen. „Da werden rund 16 000 Zuschauer in der Halle sein“, sagt Jacobsen, „die Stimmung ist extrem aufgeheizt.“

Cool bleiben lautet deshalb die Devise. Am nötigen Selbstvertrauen wird es nicht mangeln. Denn das, was die Badener im Schwabenland zeigten, war beeindruckend. Hinten, vorne, überall. Jacobsen mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Wir haben eben sehr gut trainiert in den letzten zehn Tagen.“ Da waren die Löwen mal spielfrei, konnten Sachen machen, die sie sonst aus Zeitmangel nicht machen. Kondition bolzen zum Beispiel. Danach gab es mal ein komplettes Wochenende frei.

In Stuttgart zahlte sich das aus. Pfeilschnell schwärmten sie in der Porsche Arena aus. Trafen und trafen. Mal im Tempogegenstoß, mal aus dem Positionsangriff heraus. Der Grundstein für das Zwölf-Tore-Polster wurde jedoch in der Abwehr gelegt. Der TVB kam mit dem Löwen-Bollwerk nie zurecht. Das war nämlich flexibel wie selten. Immer wieder wurde die taktische Grundausrichtung gewechselt. Das hin und her Switchen zwischen der 6:0- und 5:1-Formation klappte wie im Schlaf. „Wir standen mal eng, dann sind wir wieder raus gerückt. Das bereitet jedem Gegner Schwierigkeiten“, schwärmte Jacobsen. Stimmt, das macht er sonst nie. Und dem Dänen kam es wohl selbst ein wenig spanisch vor. Denn im selben Atemzug wechselte er dann wieder in den Grantel-Modus: „Wenn man heute etwas bemängeln kann, dann, dass wir vorne teilweise etwas zu ungeduldig gespielt haben.“

Doch das war meckern auf hohem Niveau. Thomas König, sein Stuttgarter Trainerkollege, moserte nach der Klatsche nicht. Nach solch einer Vorführung in zwei Akten ist Draufschlagen auch sicher das falsche Rezept. Aufbauen ist da eher angesagt. Also wählte König einen anderen Weg. Er verneigte sich vor den Löwen: „So sehr diese Niederlage auch schmerzt, heute hat man eben gesehen, warum die Löwen ganz oben in der Tabelle stehen.“

Am Samstag ab 20 Uhr will der deutsche Vizemeister seine gute Form nun im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Zagreb bestätigen. Der Flieger aus Frankfurt hebt heute um 9.30 Uhr ab. Am Nachmittag findet dann in der kroatischen Hauptstadt das Abschlusstraining statt. „Eigentlich hätte ich das lieber noch in Kronau abgehalten, weil die Jungs nach so einer Reise dann doch etwas müde sein werden“, gesteht Jacobsen, „aber wir haben keinen anderen Flug bekommen.“

Von Daniel Hund