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Rhein-Neckar Löwen krallen sich gute Ausgangsposition (RNZ)
Champions League: Die Badener gewinnen das Achtelfinal-Hinspiel in Zagreb mit 24:23 – Torhüter Ristovski stark
Die Arena Zagreb ist in Handball-Kreisen gefürchtet. Sobald der RK Zagreb dort in der Champions League zum Tanz bittet, verwandelt sich der Sporttempel des Hauptstadt-Klubs in einen Hexenkessel. Dann versteht man sein eigenes Wort nicht mehr, dann werden aus fürsorglichen Familienvätern heißblütige Schlachtenbummler, die nur ein Ziel haben: den Sieg ihres Lieblingsvereins. Am Samstagabend war für die kroatische Handball-Familie nun mal wieder ein Feiertag: Das Achtelfinal-Hinspiel in der Königsklasse stand an. Der Gegner: Die Rhein-Neckar Löwen, der Spitzenreiter der Bundesliga. Um 20 Uhr ging’s los. Und der Radau der 13500 fanatischen Zuschauer war ohrenbetäubend. 60 Handball-Minuten später war es dann verhältnismäßig ruhig. Das lag an den Löwen, die machten nämlich kurzen Prozess, gewannen ohne wirklich zu glänzen mit 24:23 (10:12).
Eine gute Ausgangsbasis also. Allerdings noch längst keine Garantie fürs Weiterkommen. Abgerechnet wird erst am Ostersonntag in der SAP Arena. Löwen-Macher Lars Lamadé beurteilt die Lage ähnlich. Der Geschäftsführer sagte: „In der Summe können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein. Letztlich haben wir dank unseres starken Torhüters Borko Ristovski und der guten Abwehrleistung gewonnen.“ Aber auch: „Trotzdem ist das Resultat trügerisch. Das ganze Spiel war mehr als eng. Der größte Fehler wäre, wenn wir sie jetzt zuhause unterschätzen würden.“
Es ging los, wie es Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen prognostiziert hatte. Mit Kroaten, die ordentlich zu packten. Spielmacher Andy Schmid stand sofort ein Mann auf den Socken. Da muss man erstmal mit klar kommen. Doch das taten die Löwen. Sie nutzten die Räume mit Eins-gegen-Eins-Situationen. Kim Eckdahl du Rietz und Co. wackelten die Zagreber in der Anfangsphase förmlich aus. Das Prunkstück war aber erneut der gelbe Abwehrriegel: Hendrik Pekeler und Gedeon Guardiola stellten einen monströsen Innenblock. Wie eine Wand standen die Zwei-Meter-Riesen im Verbund. Nach zwölf Minuten leuchtete dann auch ein beruhigendes 6:2 für die Badener von der Anzeigentafel.
Vieles deutete da auf einen entspannten Abend in der Millionen-Metropole hin. Aber Zagreb hielt dagegen, kompensierte die fehlende Klasse mit Härte. Und der Erfolg gab ihnen recht: Die Heimsieben drehte einen 8:10-Rückstand in ein 12:10 (28.). Jetzt kam auch kurzzeitig mal die Halle ins Spiel. Die Anhänger klatschten sich die Finger wund, schrien und pfiffen. Mit 10:12 ging es dann auch in die Pause. Völlig wohlgemerkt. Denn es waren die Löwen, die 25 Minuten lang dominiert hatten und am Ende dennoch mit hängenden Schultern in die Kabine schlichen.
Egal, es blieb ja noch eine Halbzeit. 30 Minuten, in denen eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel her sollte – und daran arbeiteten die Besten aus dem Südwesten mit Nachdruck. Es ging nun hin und her, vor und zurück, mit offenem Visier. Einer der Helden von Zagreb war ein Mazedonier. Gemeint ist Borko Ristovski, der Löwen-Hexer. In der Crunch-Time lief er zu Hochform auf. Meist hatte er den richtigen Riecher, stand goldrichtig. Eigenlob ist jedoch nicht sein Ding: „Handball ist ein Mannschaftssport“, zuckte Ristovski mit den Schultern, „Das nächsten Mal sticht eben ein anderer heraus.“
Dass es trotz Ristovski nicht zu einem dickeren Hinspiel-Polster reichte, lag auch an den Schiedsrichtern. Die sorgten in der Schlussphase nämlich mit mehreren Entscheidungen für ungläubiges Kopfschütteln. Auch deshalb fiel Ristovskis Fazit verhalten aus: „Wir sind noch durch.“
Von Daniel Hund