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Rhein-Neckar Löwen machen in Lemgo fette Beute (RNZ)

Zum Saisonauftakt in der Handball-Bundesliga ein letztendlich souveräner 32:26-Sieg beim TBV Lemgo

Ein kurzes Grinsen huschte ihm dann doch übers Gesicht. Aber wirklich nur ein ganz kurzes. Denn auch Oliver Roggisch wusste, dass das noch nicht die Rhein-Neckar Löwen waren, die sich in den letzten beiden Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die deutsche Meisterschaft mit dem THW Kiel geliefert hatten. Der lange Blonde: „Die zwei Punkte waren das Wichtigste, und die nehmen wir ja jetzt mit.“ Der Co-Trainer der Rhein-Neckar Löwen wirkte erleichtert, als er das sagte.

Und irgendwie auch stolz. Was er auch sein konnte. Denn auch der TBV Lemgo ist kein Selbstbedienungsladen. Vor allem nicht zuhause, unten auf der Platte in der altehrwürdigen Lipperlandhalle. Die Löwen bekamen das am Samstagabend zu spüren. Da drehte der Altmeister mächtig auf, verlangte den Gelben alles ab – und stand am Ende doch mit leeren Händen da. Uwe Gensheimer und Co. machten fette Beute, jubelten letztlich vor 4283 Zuschauern noch über einen klaren 32:26 (16:12)-Erfolg.

Und das zum Auftakt, im ersten Spiel einer langen Saison. Aller Anfang ist bekanntlich schwer. Roggisch nickt: „Kiel hat es letztes Jahr in Lemgo nicht geschafft, die hat es hier gleich erwischt.“ Sagte es und schickte das nächste kurze Lächeln hinterher. Zu diesem Zeitpunkt befand sich „The Rogg“ bereits im langen und dunklen Kabinengang, irgendwo tief im Bauch der Lipperlandhalle. In seinem Rücken kamen nach und nach die Spieler vorbei. Roggisch klatschte sie einzeln ab, feierte seine Lemgo-Helden im Vorbeigehen.

Dass es so kommen würde, zeichnete sich in der Anfangsphase nicht ab. Im Gegenteil. Roggisch, der Nachdenkliche: „Da haben wir uns zehn Minuten sehr, sehr schwer getan.“ Und der Stotterstart der Löwen hatte mehrere Gründe, aber vor allem einen: die Abwehr war zunächst keine. Lücken, überall Löcher. Keeper Darko Stanic konnte einem phasenweise regelrecht leid tun. Immer wieder tauchten die Blau-Weißen vor ihm auf. Völlig unbedrängt.

Da hat es jeder Schlussmann schwer. Und auch draußen, auf der Löwen-Bank, machten sich erste Sorgenfalten breit. Erst bei Roggisch. Wenig später dann auch bei Cheftrainer Nikolaj Jacobsen, der immer hektischer auf seinem Kaugummi herumkaute. 3:6 (9.) stand es da. Für Lemgo, gegen den Vize-Meister. Auf der Tribüne herrschte der Ausnahmezustand, es brodelte in der Lipperlandhalle. Der Glaube an ein kleines Handball-Wunder wuchs und wuchs.

Bis zur 20. Minute. Dann schalteten die Besten aus dem Südwesten einen Gang hoch. Kämpften und glänzten: Der doppelte Gensheimer, Petersson und Groetzki drehten ein 9:10 in ein 12:10. Für Lemgo war es der Anfang vom Ende. Der Ausgleich gelang ihnen danach nicht mehr. Allerdings konnten sich die Löwen bis zehn Minuten vor Schluss auch nie entscheidend absetzen. Meist waren sie zwei, drei Tore vorne. Richtig, beruhigend ist eigentlich anders. Jacobsen nahm es dennoch gelassen. Der Trainerfuchs: „Lemgo hat das wirklich sehr gut gemacht gegen uns, andererseits hatten sie wirklich auch viel Glück.“

Was der Däne meinte? Insbesondere die vielen Abpraller, die immer wieder in den Armen der TBV-Asse landeten. „Da hast du es dann auch als Torhüter schwer“, legt Jacobsen schützend die Hand über seine Hexer-Fraktion. Die teilte sich am Samstag wieder den Job. Darko Stanic spielte die ersten 45 Minuten, parierte einiges und krallte sich unter anderem einen Siebenmeter. Als die Reflexe dann ausblieben, rückte Mikael Appelgren zwischen die Pfosten. Ein guter Schachzug. Denn der Schwede leitete mit seinem Stellungsspiel den finalen Höhenflug der Löwen ein.

Weiter geht es für die Jacobsen-Sieben erst wieder am 2. September, dann gastiert der Aufsteiger aus Eisenach in der Mannheimer SAP Arena. Und bis dahin bleibt ausreichend Zeit für einen kleinen Kurzurlaub. Denkste. Nicht mit Jacobsen: „Wir werden unter der Woche im Training nochmals etwas drauflegen und am nächsten Samstag und Sonntag gebe ich den Jungs dann frei.“ Gut, dann wenigstens ein bisschen Party, wenn schon kein Kurzurlaub drin ist? „Nein, nein“, lacht Jacobsen: „Ich werde schon dafür Sorgen, dass sie zum Wochenende hin sehr müde sind.“

Spielfilm: 3:1, 6:3, 9:7, 10:8, 10:12, 11:14, 12:16 (Halbzeit), 15:18, 16:19, 18:20, 22:26, 24:29, 26:32 (Endstand).

TBV Lemgo: Hermann 5, Stenbäcken 5, Hornke 4/3, Kogut 4, Marcel Niemeyer 3, Månsson 3, Zieker 2

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 8/6, Petersson 5, Schmid 5, Baena 3, Ekdahl du Rietz 3, Groetzki 3, Reinkind 3, Kneer 1, Mensah Larsen 1.

Von Daniel Hund