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Rhein-Neckar Löwen: Mit neuem Konzept zum Erfolg (sportal.de)

Jesper Nielsen wollte die Rhein-Neckar Löwen zur besten Mannschaft der Welt formen. Der Schmuck-Unternehmer pumpte Millionen in den Handball-Club und holte internationale Stars. Mit seinem Rückzug drohte das Projekt zu zerbrechen – doch es sollte anders kommen.

Einst war der THW Kiel an Nielsen dran, wollte den Unternehmer ins gestreifte Zebra-Boot holen. Der Deal platzte und so waren es die Löwen, die sich über eine Aufstockung der finanziellen Verhältnisse freuen durften. Schritt für Schritt wurden Stars nach Mannheim geholt, die Vormachtstellung der Kieler sollte eingedämmt werden.

Das Geld war da, die Spieler wurden geholt, einzig der ganz große Wurf blieb ihnen versagt. Es war natürlich auch nicht alles eitel Sonnenschein bei den Löwen. Nielsen musste sich Kritik gefallen lassen. „Ich glaube an Kommunikation und Motivation“, hatte er der FAZ erklärt. Macht käme in seinem Sprachgebrauch kaum vor.

„Jesper Nielsen hat einige personelle Entscheidungen durchgesetzt, bei denen er sich um die Meinung anderer wenig scherte“, erklärte allerdings Aufsichtsrats-Mitglied Michael Notzon dem Mannheimer Morgen. Auch ob dieser Unstimmigkeiten zog sich Nielsen zurück, forcierte dabei ein Projekt in seiner Heimat: den AB Kopenhagen.

Rhein-Neckar Löwen: Finanzielle Forderungen an Nielsen?

Neben dem Vorwurf, er habe sich oft in die Transferpolitik eingemischt, hagelte es Kritik ob der der Personalpolitik des Dänen. Denn warum Olafur Stefansson und Gudjon Valur Sigurdsson die Löwen verließen, um in Kopenhagen anzuheuern, wurde nicht wirklich verstanden. Auch soll das Verhältnis zwischen Nielsen und Löwen-Manager Thorsten Storm angespannt gewesen sein.

Im Endeffekt waren es diverse Gründe, die Nielsen dazu veranlasst hatten, als Aufsichtsrats-Vorsitzender bei den Rhein-Neckar Löwen aufzuhören. Als Sponsor ist der Däne noch gebunden, doch auch hier machten Meldungen die Runde, es gäbe finanzielle Forderungen und Rückstände bei den vertraglich geregelten Zahlungen.

Was letztendlich passieren kann, wenn der Investor aussteigt, hat der AB Kopenhagen erfahren, der nach dem späteren Ausstieg von Nielsen Insolvenz anmelden musste. Die Bild hatte ein solches Schreckensszenario auch nach dem Abgang Nielsens bei den Löwen angedeutet. Dieses Gerücht besaß dabei jedoch kein Fundament.

Handball-Bundesliga: Löwen senken den Etat

„Wir können nur nach unseren finanziellen Möglichkeiten handeln. Was die Gehälter angeht, müssen wir unser Budget herunterfahren“, unterstrich Manager Storm die neue Ausrichtung. Dies bedeutete, dass Stars wie Borge Lund, Karol Bielecki, Krzysztof Lijewski oder Ivan Cupic zu dieser Spielzeit abgegeben wurden.

„Wir werden verstärkt mit Nachwuchsspielern arbeiten. Das heißt sieben bis acht Topakteure plus Talente bilden die Mannschaft, die für die Löwen in der Zukunft auf Punktejagd gehen wird“, umschrieb Manager Thorsten Storm die neue Ausrichtung des Bundesliga-Clubs. Der Etat wurde insgesamt um zwei Millionen Euro reduziert.

Verständlich, dass Nielsen sich den Ärger einiger ehemaligen Weggefährten zugezogen hat. „Das ganze Projekt war langfristig angelegt. Jetzt haben wir eine missliche Situation, weil mit Finanzierungszusagen ein Kostenvolumen aufgebaut wurde. Das können wir nicht mit einem Fingerschnippen reduzieren“, so Notzon weiter.

Rhein-Neckar Löwen machen guten Job 

Zwar hatte man sich erhofft, trotzdem in der Liga eine ordentliche Rolle spielen zu können, momentan spielen die Löwen jedoch so, wie sie es unter Nielsen gerne getan hätten. Mit 26:0-Punkten führt der Club die Bundesliga-Tabelle an und der Erfolg basiert auf einer geschlossenen Teamleistung. Geld wirft also keine Tore?

Die Club-Führung hat einen ausgezeichneten Job gemacht. Alexander Petersson und Niklas Landin hatten zwar noch zu Zeiten von Nielsen unterschrieben, doch auch nach der Ära Nielsen konnte ein Rohdiamant wie Kim Ekdahl Du Rietz nach Mannheim gelockt werden. „Wir haben die jüngste Mannschaft, die es bei uns je gab“, sagt Manager Thorsten Storm.

Petersson und Ekdahl Du Rietz harmonieren im Rückraum prächtig, zudem hat Spielmacher Andy Schmid endlich den Durchbruch bei den Löwen geschafft – die erste Reihe ist insgesamt großartig besetzt. Spieler wie Patrick Groetzki, Uwe Gensheimer und Oliver Roggisch sind Erfolgsgaranten, die Mannschaft eine Einheit.

Handball-Spitzenspiel: THW Kiel gegen die Rhein-Neckar Löwen 

„Die Typen, die Charaktere, sie passen. Wir haben gute Laune beim Training und machen Witze, auch mal mit dem Trainer“, meinte Petersson bei der Zeitung Rheinpfalz. Nicht wirklich ein Gag des Jahres ist hingegen die schwere Verletzung von Uwe Gensheimer (Riss der Achillessehne) – bester Torjäger sowie sicherster Siebenmeterschütze der Löwen.

Denn der Kader ist dünn besetzt, die zweite Reihe wird angeführt vom Küchenchef Schmalhans. Die beiden Nachwuchskräfte Denni Djozic und Kevin Bitz sind nun auf der linken Seite die einzigen Alternativen. Kurzfristig wurde überlegt, den ehemaligen Welthandballer Lars Christiansen zu verpflichten. Der 40-Jährige sagte allerdings ab.

„Es ist eine deutliche Schwächung. Auch ein Spiel mit Uwe Gensheimer gegen den THW Kiel ist schwer zu gewinnen, wenn die einen guten Tag erwischen“, sagte Storm. Den letzten Sieg für die Löwen gegen den THW gab es am 06. April 2011 – es war die letzte Heimniederlage der Kieler in der Handball-Bundesliga. Die Löwen müssen nun zeigen, ob sie als Mannschaft wirklich funktionieren.

Von Gunnar Beuth