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Rhein-Neckar Löwen wollen diese Saison zur bislang besten machen (RNZ)

Für Löwen-Trainer Jacobsen hat die neue Saison bereits begonnen

Nikolaj Jacobsen stand oben im zweiten Stock des Sportzentrum Harres. Mit verschränkten Armen kaute der Trainer der Rhein-Neckar Löwen auf seinem Kaugummi herum. Und redete. Ganz ohne Hektik tat er das. Der sonst so impulsive Taktikfuchs war die Ruhe selbst. Was eine Vorgeschichte hatte: 60 Handball-Minuten mit viel Herz und noch mehr Klasse. Balingen wurde zuvor nämlich regelrecht überrannt, vorgeführt beim 36:25-Heimsieg der Gelben.

Wie im Rausch spielten die Badener da teilweise. Und so anders. Zwischendurch gar mit sieben Feldspielern. Ein Taktikkniff, den man ansonsten eher von Balingen kannte. Ex-Trainer Dr. Rolf Brack hatte ihn an der Schwäbischen Alb perfektioniert. Auch der Däne ist auf einem guten Weg. Jacobsen, der Tüftler: „Wir haben das in der letzten Woche ausgiebig trainiert und es nun sehr gut umgesetzt.“ In der neuen Saison werden die Löwen-Fans diese Variante also häufiger sehen? Jacobsen nickt und schmunzelt: „Das ist sehr gut möglich.“

Und der hat sogar noch mehr im Taktik-Köcher. Schon am Samstag in Lübbecke, wo die Löwen ab 20.15 Uhr die Krallen ausfahren werden, möchte er die nächste Neuerung präsentieren. „Aber nicht acht gegen sechs – keine Angst.“ Lacht der Löwen-Dompteur und wird plötzlich ernst: „Ehrlich gesagt, hat die neue Saison für mich ohnehin schon begonnen. Ich arbeite gerade daran, dass wir künftig auf alles vorbereitet sind.“ Auf alles? Ja, zum Beispiel auf Dinge wie sie kürzlich beim Final Four in Hamburg passiert sind. Als Flensburg im Halbfinale seine eigene Abwehr neu erfunden hat, so hoch verteidigte wie selten. „So hatte ich sie vorher noch nie gesehen“, gestand Jacobsen mit gesenktem Kopf: „Und beim nächsten Mal will ich auf so etwas eine Antwort haben.“

Ehrgeiz pur. Getreu dem Motto: Stillstand ist Rückschritt. Mit neuen Ideen soll endlich der Gipfelsturm gelingen, der letzte Schritt, der zuletzt immer wieder fehlte, wenn es um die Wurst ging. Doch noch ist das Zukunftsmusik. Denn auch die Gegenwart ist spannend – zumindest auf den zweiten Blick. Nach der bereits gesicherten Vize-Meisterschaft gibt es nämlich ein weiteres internes Ziel: „Wir wollen diese Saison zur besten machen, die die Löwen je gespielt haben“, sagt Geschäftsführer Lars Lamadé. Und dazu soll schon am Samstag wieder gepunktet werden. Doppelt versteht sich. In Lübbecke wollen es Uwe Gensheimer und Co. erneut krachen lassen. Also ausgerechnet bei dem Gegner, bei dem die Löwen in der jüngeren Vergangenheit häufig gestrauchelt sind.

Ein Spaziergang ist auch diesmal nicht zu erwarten. Lübbecke hat sich gefangen, dürfte mit dem Abstieg wohl nichts mehr zu tun haben. Jacobsen sieht es ähnlich. Seine Prognose für den Samstagabend: „Es werden zwei Teams aufeinandertreffen, die nach vorne spielen. Mal sehen, wer das dann besser hinkriegt.“

Von Daniel Hund