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Rhein-Neckar Löwen ziehen mit THW Kiel gleich (RNZ)

Bärenstarke Löwen bezwingen Melsungen mit 32:26

Regeneration – für die Handballer der Rhein-Neckar Löwen ist das momentan ein Fremdwort. Am Sonntag gegen 19 Uhr stiefelten Uwe Gensheimer und Co. noch völlig erschöpft vom Spielfeld der Kieler Sparkassen Arena und schon gestern, exakt 48 Stunden später, standen die Gelben schon wieder auf der Platte: Diesmal in der heimischen SAP Arena. Dort wartete die MT Melsungen auf die Badener. Ein mörderisches Programm, das auch einen Profisportler an den Rand des Machbaren bringt.

Es herrschte also erhöhte Stolpergefahr im „Ufo“. Schließlich ging es nicht gegen irgendwen, sondern einen ambitionierten Europacup-Teilnehmer. Aber die Löwen ließen nach zwischenzeitlichen Problemen nichts anbrennen, gewannen vor 9 029 Zuschauern mit 32:26 (16:16). „Zwei Tage nach dem Kraftakt in Kiel so eine Willensleistung zu zeigen, war bärenstark, damit konnte man nicht rechnen“, jubelte Geschäftsführer Lars Lamadé nach dem Duell.

Los ging es wie erwartet: Alexander Petersson fehlte in der Startsieben. Er war zunächst nur Bankangestellter, wurde wegen Schmerzen in der Schulter geschont. Harald Reinkind rückte für ihn auf die Linkshänder-Position im Rückraum. Offensive Glanzpunkte setzte anfangs aber ein anderer: Kim Ekdahl du Rietz, der Mann mit dem Zopf. Immer wieder brauste der Halblinke mit raumgreifenden Schritten aus der zweiten Reihe heran und riss große Lücken in den Melsunger Abwehrriegel, um dann selbst eiskalt zu zuschlagen. In Zahlen: Nach zwölf Minuten leuchtete ein 8:4 vom gigantischen Videowürfel. Es lief.

Aber Melsungen blieb dran. Auch dank der Müller-Zwillinge Philipp und Michael. Die sind nämlich nicht nur groß, sondern auch ungemein massiv. Und somit nur ganz schwer zu stoppen, wenn sie mal aufs Tor zu segeln. Also ging es fortan hin und her, vor und zurück. Absetzen war nicht. Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen erkannte das und reagierte. Der Däne schickte Petersson zum Aufwärmen. Mit kreisenden Armbewegungen tänzelte der Isländer hinter der Löwen-Bank auf und ab. Wie ein Hubschrauber kurz vor dem Abheben. Und kurz darauf durfte er das dann auch: Melsungen war so eben erstmals mit 12:11 in Führung gegangen, als Petersson, der Kämpfer, zurück ins Rampenlicht kam.

Besser wurde es nicht wirklich. Das Hauptproblem schien die eigene Müdigkeit zu sein. Die Spritzigkeit fehlte, diese Leichtigkeit, ohne die es auf diesem Level schwer ist. Vor allem in der Abwehr, dem eigentlichen Prunkstück, kamen die Löwen häufig einen Schritt zu spät. Co-Trainer Oliver Roggisch nickte: „Das können wir normalerweise besser.“

Zur Pause war noch alles offen: 16:16 stand es da. Nach dem Wechsel dann die Explosion: Gensheimer zündete den Turbo, traf drei Mal in Serie, machte aus einem 18:18 ein 21:18. Die Arena tobte. Vorne Gensheimer, hinten Hexer Niklas Landin, der sich in dieser so wichtigen Phase seinen zweiten Siebenmeter krallte. Gefährlich heran kam die MT danach nicht mehr. Im Gegenteil: Die Löwen konnten sogar noch etwas fürs Torverhältnis tun, was sich im nervenaufreibenden Meisterrennen noch auszahlen könnte. „Das sehe ich anders“, erklärte Lamadé: „Diesmal wird die Tordifferenz nicht entscheidend sein. Trotzdem sind sechs Tore natürlich toll.“

Von Daniel Hund