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„Richtig, richtig heiß auf dieses Spiel“ (RNZ)

Mannheim. Eigentlich wirkt er wie immer. Gudmundur Gudmundsson ist die Ruhe selbst, spricht leise, völlig unaufgeregt. Und das, obwohl derzeit eigentlich nichts wie immer ist: Es ist mehr als nur ein Spiel, was da am Mittwoch um 20.15 Uhr auf die Rhein-Neckar Löwen zukommt. Es ist das Spiel der Spiele, das Gipfeltreffen in der SAP Arena. Kiel kommt. Erster gegen den Zweiter, Löwen gegen Zebras. „Darauf freuen wir uns sehr“, schmunzelt Löwen-Trainer Gudmundsson, „und klar ist: Wir werden uns nicht verstecken, laufen mit breiter Brust auf.“

Hört sich nach einer großen Portion Zuversicht an, nach siegessicheren Löwen. Aber das täuscht. Oder gehen die Löwen etwa als Favorit in den Nord-Süd-Knaller? Gudmi, plötzlich nicht mehr entspannt, dafür umso energischer: „Nein, nein, natürlich nicht. Wir spielen gegen Kiel, die beste Mannschaft der Welt.“ Und weiter: „Gegen diesen Gegner muss wirklich alles klappen, wenn du etwas holen willst.“

Doch ein Ass haben sie im Ärmel, die Gelben: Das „Ufo“ wird beben. Das Arena-Oval ist ausverkauft. Über 13 000 werden da sein, klatschen und schreien. Und es hätten sogar noch mehr sein können. Aus der Geschäftsstelle der Löwen sickerte nämlich durch, dass man die SAP Arena gegen die Ostsee-Riesen zwei Mal hätte füllen können. 13 000 reichen aber auch. Und denen wollen Oliver Roggisch und Co. etwas bieten. Gudmundsson verrät: „Wir alle haben nur ein Ziel, wir wollen den THW ärgern und unseren tollen Fans gleichzeitig attraktiven Handball bieten.“

Dumm nur, dass ausgerechnet der Kapitän fehlt. Uwe Gensheimer setzt ein Achillessehnenriss außer Gefecht (die RNZ berichtete). Die anderen versuchen seine Horror-Verletzung auszublenden. Durch hartes Training. Trotzdem wird auch getüftelt. Am Masterplan für Kiel.

Und am „Gensheimer-Klon“ für die linke Außenbahn.

Alle rechnen hier mit Kevin Bitz, dem gelernten Rückraumspieler. Auch Gudmundsson widerspricht da nicht. Der Isländer zur RNZ: „Kevin ist unsere erste Option.“ Ein Hintertürchen lässt er sich aber offen: „Es ist doch logisch, dass es immer Alternativen gibt.“ Gut, welche? Gudmundsson: „Will ich nicht sagen.“ Dann anders: Nach RNZ-Informationen könnte Andy Schmid auf die linke Außenbahn ausweichen. Denkbar wäre das. Auch der Schweizer hat einige Wurfvarianten drauf.

Wobei die Linksaußen-Position ohnehin nicht spielentscheidend sein wird. Es gilt überall zu glänzen. Nur zusammen, mit vereinten Kräften, kann der gefräßige Titelhamster ausgebremst werden.

Vieles wird auch auf Kim Eckdahl du Rietz ankommen. Er ist der Mann auf der Königsposition, der, der aus der zweiten Reihe treffen sollte. Zuletzt gelang das nicht. Der junge Schwede, 23, mit dem rechten Dampfhammer, wirkte zuletzt irgendwie gehemmt. Kraftlos, glücklos. „Ja, das stimmt. Kim war zuletzt leider nicht ganz fit. Seine Hüfte und sein Knie schmerzen.“ Gegen Kiel soll nun aber wieder alles besser werden. Und diese Hoffnung ist begründet, generalstabsmäßig geplant: „Wir haben ihn etwas geschont und er selbst ist auch nie bis an die Grenze gegangen, wenn er gespielt hat.“

Kiel kann also kommen – und kann sich schon mal warm anziehen. Gudmundsson lächelnd: „Wir sind richtig, richtig heiß auf dieses Spiel.“ Und gut vorbereitet. Der Trainer verrät: „Die erste spezielle Einheit auf Kiel haben wir bereits am letzten Donnerstag eingebaut.“

Von Daniel Hund