Veröffentlichung:

Roggisch denkt über den Tag hinaus (MM)

Noch ist Oliver Roggisch bei den Löwen und als Kapitän der Nationalmannschaft nicht vom Handballfeld wegzudenken. Doch der Abwehrspezialist hat schon Pläne für die Zeit nach der Karriere.

Jahreswechsel, EM-Pause – viele Handball-Profis nutzen die Tage Anfang Januar, um die Akkus wieder aufzuladen und die Köpfe freizubekommen. Doch die Nationalspieler sind auch während der Liga-Pause gefordert. Selbst die deutschen Auswahlspieler, die eine Europameisterschaft erstmals nur als Zuschauer erleben, haben kaum Zeit, die Füße hochzulegen. Vom 3. bis zum 5. Januar steht in Dortmund, Krefeld und Oberhausen das Vier-Länder-Turnier mit Gastgeber Deutschland, Island, Russland und Österreich auf dem Programm, am Wochenende 11./12. Januar geht es für die DHB-Auswahl dann zu zwei Testspielen nach Tunesien. Mit dabei ist auch das Trio Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki und Oliver Roggisch von den Rhein-Neckar Löwen. Vor allem Abwehrchef Roggisch ist dann wieder als Kapitän der DHB-Auswahl gefordert – auch wenn es für das Team um Bundestrainer Martin Heuberger erst wieder im Juni 2014 so richtig ernst wird, wenn die Play-off-Spiele für die WM 2015 in Katar anstehen.

„Darauf ist alles ausgerichtet“, betont auch Roggisch, der die Nationalmannschaft natürlich lieber bei der EM in Dänemark aufs Feld geführt hätte. „Aber das haben wir uns selbst eingebrockt und müssen auch solche Maßnahmen wie jetzt im Januar nutzen, damit es wieder aufwärts geht.“ Mit dem Gewinn des Super-Cups Anfang November wurde immerhin ein erster Schritt nach vorne gemacht, nun soll der nächste folgen.Auch Roggisch hat zuletzt im Verein einige Täler durchschritten. In der Vorbereitung stoppte ihn eine Verletzung am Ellenbogen und der Routinier kam nicht mit der nötigen Wettkampfpraxis in die Saison. Im Innenblock der Löwen-Abwehr machten zudem Gedeon Guardiola und Nikola Manojlovic gute Arbeit, für Trainer Gudmundur Gudmundsson gab es nicht viel Grund, etwas zu ändern. Als der 35-Jährige dann wieder Anschluss gefunden hatte, passierte ihm im Auswärtsspiel in Melsungen das nächste Missgeschick. „Mir ist Michel Müller aufs Knie gefallen, seitdem habe ich wieder Probleme mit dem Innenband“, berichtet der 2,02-Hüne. Schon im April des angelaufenen Handball-Jahres musste Roggisch wegen eines Innenbandrisses im linken Knie lange pausieren, nun wurde dieses Gelenk wieder in Mitleidenschaft gezogen.In der Folge spielte der Weltmeister von 2007 zwar noch gegen Gummersbach und in Hamburg, kam in den letzten drei Partien des Jahres gegen Balingen, in Wetzlar und gegen Minden nicht mehr zum Einsatz und stand nur noch für den äußersten Notfall bereit. Die Zeit bis zum Lehrgang mit der Nationalmannschaft will der Defensivspezialist nun nutzen, um wieder vollständig auf die Beine zu kommen.Es sind natürlich auch solche Blessuren, die Roggisch nach und nach ans Karriereende denken lassen. „Ich muss einfach mehr Zeit in meinen Körper investieren“, weiß „The Rogg“ aus der Erfahrung der vergangenen Jahre und denkt deshalb auch über den Tag hinaus. Sein neuestes Projekt ist die Erweiterung seiner Homepage (www.oliverroggisch.de) um Fan-Artikel wie Poster, Kalender, T-Shirts. „Warum nicht?“, sagt Roggisch. „Wir haben dort Poster mit starken Motiven auch abseits des Parketts. Die Nachfrage ist auf jeden Fall da“, berichtet der Nationalspieler und will die technischen Grundlagen für dieses Online-Shop auch anderen Profis zur Verfügung stellen. „Wir Handballer machen da viel zu wenig aus uns“, meint Roggisch.Die Suche nach neuen Standbeinen jenseits der Handballer-Karriere hat also schon begonnen. Mit Blick auf sein tatsächliches Karriereende hält sich der eisenharte Verteidiger dagegen (noch) bedeckt. Roggisch hat einen Vertrag bis 2015, Insider gehen allerdings davon aus, dass bereits nach der aktuellen Saison das Ende einer bemerkenswerten Laufbahn ansteht und die Rhein-Neckar Löwen einen der bekanntesten deutschen Handballer in ihre Organisation einbinden. „Wir sind in Gesprächen, aber es ist eben noch nichts spruchreif“, sagt der Routinier. Die gegnerischen Angreifer müssen sich also wohl noch eine Weile vor „The Rogg“ fürchten.

 

Von Thorsten Hof