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Sahnehaube auf eine Traumwoche

Manager Thorsten Storm konnte es selbst kaum glauben. Sie tanzten schon wieder, seine Löwen. Und wieder erlegten sie ein Spitzenteam. Diesmal die SG Flensburg-Handewitt. „Sensationell! Das ist der Wahnsinn“, jubelte der Manager: „Die Mannschaft hat absoluten Spaß-Handball gezeigt und endlich einmal 60 Minuten durchgezogen. Dazu die tolle Kulisse. Das war ein perfekter Tag.“ Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson hatte nichts auszusetzen: „Ich bin wirklich sehr zufrieden. Einige meiner Spieler sind überragend aufgetreten.“

Der überzeugende Auftritt ließ den gewohnt optimistischen Aufsichtsratsvorsitzenden Jesper Nielsen gleich wieder von Höherem träumen. „Die Mannschaft ist zur richtigen Zeit in Form. Im Mai werden die Titel vergeben“, dachte der Däne an den DHB-Pokal und die Champions League.

Zunächst deutete allerdings nur wenig auf diesen Kantersieg hin. Die Löwen kamen drei Tage nach dem 33:31-Sieg beim THW Kiel zunächst nur schleppend in die Begegnung. Im Flensburger Tor wehrte Sören Rasmussen gleich mehrere Würfe ab, die Folge war ein 4:6-Rückstand (10.). „Da hatten wir ein paar Probleme“, gestand Kapitän Gudjon Valur Sigurdsson.

Doch dann kam die badische Angriffsmaschinerie in Schwung. Garant dafür war die gute Abwehr mit dem Mittelblock Zarko Sesum und Oliver Roggisch, das Fehlen der verletzten Defensivstützen Bjarte Myrhol und Børge Lund machte sich erneut kaum bemerkbar. Immer wieder erkämpfte sich die bewegliche, aggressive und unglaublich aufmerksame Löwen-Deckung den Ball – und dann ging die Post ab. Bis zum 11:8 (18.) hatten die Gelbhemden mehr als die Hälfte ihrer Treffer durch einen erfolgreich abgeschlossenen Tempogegenstoß erzielt – meistens über Rechtsaußen Patrick Groetzki, der blitzschnell auf den Beinen war und seine Chancen eiskalt nutzte. Nach 60 Minuten standen zwölf Treffer auf dem Konto des gebürtigen Pforzheimers, der trotz dieser Marke ganz bescheiden blieb: „Ich habe zwar einen persönlichen Rekord aufgestellt, aber es waren auch viele Gegenstöße dabei. Es ist mein Job, diese Chancen zu nutzen.“

Zum Chef im Rückraum schwang sich einmal mehr Sesum auf, der binnen einer Woche seine dritte starke Leistung bot. Der junge Serbe verteidigte nicht nur stark, sondern trumpfte auch als Ballverteiler, Antreiber und Torschütze auf. Der Rechtshänder agierte selbstbewusst, übernahm Verantwortung – und besorgte mit einer Energieleistung Sekunden vor dem Seitenwechsel mit einem wuchtigen Wurf den 18:14-Pausenstand.

Auch nach dem Seitenwechsel ließen die Badener nichts mehr anbrennen. Im Gegenteil: Kontinuierlich bauten die Gelbhemden ihren Vorsprung aus. Sie kannten keine Gnade, waren beim 39:27 (56.) sogar mit zwölf Treffern in Front. „Hätten wir gegen Flensburg nicht gewonnen, wäre der Sieg in Kiel wertlos gewesen“, freute sich Torwart Henning Fritz über einen „dominanten Auftritt“ seiner Mannschaft.

Einziger Wermutstropfen war die Verletzung von Uwe Gensheimer, der vom Feld humpelte. „Ich hatte schon vor dem Spiel Probleme mit der rechten Wade. Wollen wir hoffen, dass es nichts Schlimmes ist“, sagte der Linksaußen, der von Sigurdsson Mitte der zweiten Halbzeit ersetzt wurde. Allerdings wird der Isländer wohl nicht mehr lange im Löwen-Dress zu sehen sein: „Es ist wahrscheinlich, dass ich nach Kopenhagen gehe.“

Löwen: Szmal (1.-30. Min.), Fritz (ab 30.) – Gensheimer (3/1), Gunnarsson (1), Groetzki (12) – Tkaczyk (7), Sesum (8), Stefánsson (2) – Roggisch, Bielecki (3), Schmid (1), Müller (2), Cupic (n.e.), Sigurdsson (2).

Von Marc Stevermüer

 10.04.2011