Veröffentlichung:
Schmid hält Danner, Palicka den letzten Wurf: Löwen zittern sich zu Sieg in Wetzlar
Badener feiern dritten Saisonsieg nach starker kämpferischer Leistung
Nervenkrimi mit Entscheidung nach der Schlusssirene. Bei der HSG Wetzlar landen die Rhein-Neckar Löwen ihren dritten Liga-Sieg und holen sich beim 30:29 (15:13) die Belohnung für eine starke kämpferische Leistung ab. Mit 7:7 Punkten haben die Mannheimer nun eine ausgeglichene Bilanz nach dem achten Spieltag in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Schlüssel für den Auswärtssieg: eine starke Abwehr, ein genauso starker Andreas Palicka – und auch die nötige Portion Glück in den hochdramatischen Schlusssekunden.
Auf der Platte ist direkt Dampf im Spiel. Den Fehlwurf Wetzlars im ersten Versuch nutzt Patrick Groetzki auf der anderen Seite zum 0:1 (2.). Einen Steal und den nächsten Gegenstoß später steht es 0:2 durch Albin Lagergren (3.). Die 5-1-Abwehr der Löwen entwickelt sich mehr und mehr zur Spezialität im Spiel der Badener. Ymir Örn Gislason leistet gute Arbeit auf der Spitze, genauso wie Ilija Abutovic dahinter im Deckungszentrum. Vorne erwischt Lagergren auf halbrechts einen starken Start, trifft zum 3:4 (7.). Gefahr über die Halbpositionen, das ist es, was die Löwen brauchen und wollen. Dazu kommen in der Abwehr schnelle Hände. Groetzki wandelt den Steal Gislasons zum 5:6 um (10.), spielt mit vier Toren und vielen starken Defensiv-Aktionen eine überragende erste Halbzeit – so sieht Coach Klaus Gärtner seinen Rechtsaußen und seine Löwen als Team am liebsten.
Löwen zittern sich zu Sieg in Wetzlar: HSG-Torwart ist ein zentraler Faktor
Wetzlars früher Torwartwechsel macht sich bezahlt. Der in Minute 14 für den glücklosen Till Klimpke gekommene Anadin Suljakovic nimmt beim Stand von 8:10 den Löwen zwei Gegenstöße in Folge weg (14./15.). Das 11:11 besorgt der HSG-Torwart selbst, trifft ins leere Löwen-Tor (23.). Viermal geraten die Löwen in Halbzeit eins in Unterzahl, zollen damit Tribut für die aggressive Defensivarbeit. Abutovic kassiert in Minute 22 bereits die zweite Zeitstrafe. Dennoch geht das Kalkül auf, holen sich die Löwen über die kämpferische Einstellung und mit fünf starken Paraden von Andreas Palicka bis zur 29. Minute eine Vier-Tore-Führung (11:15, 29.). Dann aber ein Blackout: Suljakovic kann zweimal parieren, auf der Gegenseite treffen Lars Weissgerber und Christian Danner per Konter. Das 13:15 zur Pause ist aus Löwen-Sicht viel zu wenig!
Und es wird noch weniger. Beim 14:15 und 16:17 sind die Hessen wieder voll im Spiel (33.). Gegen Andy Schmid finden sie aber keine Lösungen. Der Löwen-Spielmacher macht beim 15:18 sein viertes Tor (35.). Er leitet klug und zielgenau die Angriffe seiner Mannschaft, trifft beim 16:19 bereits zum fünften Mal (36.). Minutenlang bekommen beide Abwehrreihen keinen Zugriff mehr, fallen die Tore hüben wie drüben viel zu leicht. Bis zum 19:20 geht dieses Scheibenschießen weiter (40.). Dann folgen die besten Löwen-Szenen bis dahin: Lagergren mit einem Geistesblitz gelingt das 19:21. Palicka pariert zum siebten Mal, Juri Knorr versenkt einen Hammer zum 19:22 (42.). Der nächste Löwen-Ballklau ebnet dem 19:23 durch Knorr den Weg (44.). Die HSG stellt um, geht volles Risiko mit dem siebten Feldspieler sowie einer 5-1-Abwehr. Dennoch: Beim 23:28 sind die Mannheimer erstmals fünf Treffer weg und sehen wie der Sieger aus (51.).
Löwen zittern sich zu Sieg in Wetzlar: Letzte zwei Minuten ohne Tor
Dass es noch einmal superspannend liegt, hängt mit dem Kampfgeist der Wetzlarer zusammen – und einigem Nervenflattern auf Seiten der Löwen. Fehler der Gelben bringen die Grünen Tor um Tor heran. Beim 26:28 sind es noch zwei Tore (54.), beim 29:30 ist noch eines übrig geblieben (58.). Was folgt, ist ein echter Nervenkrimi. Suljakovic landet Parade Nummer 14. Wetzlar hat die Chance zum Ausgleich. Dann hält Palicka (60.). Die Löwen nehmen die Auszeit, 17 Sekunden auf der Uhr. Knorr rennt in den Abwehrspieler, Danner hat den Ball frei vorm Tor. Ganz frei? Nein! Da steht Andy Schmid und hält die Kante Danner auf. Die Schlusssirene ertönt. Der anschließende Freiwurf wird Beute von Andreas Palicka, der Schweden-Hexer muss dabei alles geben gegen eine ordentliche Fackel von Stefan Cavor. Das Allerwichtigste: Die Löwen haben ihren dritten Saisonsieg!
HSG Wetzlar – Rhein-Neckar Löwen 29:30 (13:15)
Wetzlar: Klimpke (1.-13., 1 Parade), Suljakovic (ab 14., 14 Paraden, 1 Tor) – Srsen, Nyfjäll (2), Kusan, Mirkulovski, Danner (1), Weissgerber (5), Holst (1/1), Fredriksen (4), Forsell Schefvert (3), Mellegard (1), Rubin (6), Novak, Cavor (5)
Löwen: Palicka (10 Paraden), Späth, Katsigiannis – Schmid (6/2), Zacharias (1), Kirkeløkke, Diocou, Knorr (6), Helander (1), Abutovic, Lagergren (4), Groetzki (6), Horžen (2), Gislason, Nilsson, Kohlbacher (4)
Trainer: Benjamin Matschke – Klaus Gärtner
Schiedsrichter: Simon Reich & Hanspeter Brodbeck
Zuschauer: 3063
Strafminuten: Kusan (4), Danner (2), Nyfjäll (2) – Abutovic (6), Helander (2), Kohlbacher (2), Schmid (2), Gislason (2)
Rote Karte: Abutovic (60., 3 Zeitstrafen)
Siebenmeter: 1/1 – 2/2
Siebenmeter-Paraden:
Spielfilm: 0:2, 1:3, 3:3, 5:4, 5:7, 8:8, 8:10, 11:11, 11:15, 13:15 (HZ), 14:15, 14:16, 17:20, 19:20, 19:23, 23:25, 23:28, 26:28, 27:30, 29:30 (EN)
Bilder: Steffen Hoffmann