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Schmid hält Löwen auf Titel-Kurs (BNN)
Tabellenführer vermeidet Ausrutscher in Wetzlar
Die Rhein-Neckar Löwen haben gewackelt und drohten die ersehnte Meisterschaft bei ihrem Angstgegner HSG Wetzlar tatsächlich zu verspielen. Doch beeindruckend abgeklärt befreite sich der Tabellenführer der Handball-Bundesliga aus der Bedrängnis und gewann schließlich gestern Abend doch noch mit 23:19 (10:11). Nun benötigen die Badener nur noch zwei Siege, um erstmals in ihrer Vereinsgeschichte den ersehnten Titel zu gewinnen.
Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen für die Gäste in Wetzlar: Nach 42 Minuten tobten die mehr als 4 000 Zuschauer in der dortigen Rittal-Arena, soweit sie es mit der Heimmannschaft hielten. Zu diesem Zeitpunkt sah es beim 15:14 danach aus, als ob die Löwen – wie schon in der vergangenen Saison – die Meisterschaft verspielen würden. Dass nach dem Schlusspfiff nur noch die etwa 400 Löwen-Anhänger zu hören waren, lag zu gleichen Teilen an der Kampfkraft der gesamten Löwen-Mannschaft und nicht zuletzt auch an der Nervenstärke von Andy Schmid. „Andy hat gezeigt, dass er unser Anführer ist“, sagte Kim Ekdahl du Rietz über den Spielmacher, der bis zum 14:15 ohne Treffer geblieben war. „Die erste Halbzeit von mir war ein ziemlicher Rotz“, sagte Schmid selbstkritisch, als er nach dem Spiel erschöpft, aber dennoch zufrieden an einer Wand in den Katakomben der Halle lehnte.
Die Zufriedenheit war in den 18 Spielminuten bis zum Abpfiff erwachsen, als Schmid im Angriff fast im Alleingang die drohende Niederlage abwendete. Sieben der letzten neun Löwen-Tore gingen auf das Konto des Schweizers. „Ich wusste, dass ich in dieser Phase kommen musste, habe es probiert und war erleichtert, als der erste Ball drin war“, erklärte Schmid.
In der Abwehr steigerten sich die Badener zu einer Weltklasse-Leistung und im Angriff war Schmid fortan nicht mehr zu stoppen – gegen diese Kombination waren die Wetzlarer wie viele andere Mannschaften in dieser Saison auch machtlos. „Die Jungs haben den Sieg gewollt, das war zu spüren“, lobte Trainer Nikolaj Jacobsen seine Schützlinge für den famosen Schlussspurt.
Die Löwen befreiten sich selbst im zweiten Durchgang aus der misslichen Lage, in die sie sich vor der Pause selbst gebracht hatten. Lange hatten sie die Begegnung beherrscht und lagen verdient mit 9:6 vorne (25.), ehe einige Fehler dazu führten, dass Wetzlar nach 30 Minuten mit 11:10 führte. „Wir haben viele freie Chancen ausgelassen“, monierte Jacobsen. Dank Schmid war das gestern Abend nicht mehr ganz so schlimm.
Von Michael Wilkening