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Schönes Spiel mit tragischem Ende (RNZ)

Mannheim. Im Bauch der Mannheimer GBG-Halle erinnert alles ein wenig an eine Schulsporthalle. Klein und eng geht es dort zu. Für die Rhein-Neckar Löwen ist der Weg runter von der Platte, rein in die Kabine ein kurzer. Kaum drin im Spielertunnel, geht es schon scharf rechts ab. Fünf, sechs große Schritte weiter – und man steht vor der Kabine. Am Samstag, direkt nach Spielschluss, verschwanden darin alle. So wie immer eben: Kaum ist die Arbeit zwischen den Kreisen verrichtet, bittet Trainer Gudmundur Gudmundsson zum verbalen Nachklapp.

Und das kann dauern. Diesmal waren es aber nur ein paar Sätze, dem Spielverlauf entsprechend: Denn nach dem 36:20 (21:10)-Triumph im EHF-Cup über Tatran Presov musste nicht viel gesagt werden. Applaus war schon eher angesagt. In Gefahr befanden sie sich nämlich nie, die Gelben. Hinten sicher, vorne trickreich, kaltschnäuzig. Zutaten, gegen die Presov nie ein Rezept fand. Einbahnstraßen-Handball war’s. Selbst als Gudmi den zweiten Anzug, die Bankangestellten, für die Etablierten brachte, änderte sich daran nichts.

Das gefiel auch dem Manager. Thorsten Storm: „Wir hatten nie einen Bruch im Spiel. Gerade für Spieler wie Isaias Guardiola ist es wichtig, dass sie sich Sicherheit durch Einsätze holen können.“ Gleiches galt für Marius Steinhauser. Der jüngste Spieler in den Reihen der Badener durfte auf der rechten Außenbahn wirbeln. Mit Erfolg: „Steini“ warf drei schöne Tore.

Doch der Abend endete für ihn weniger schön, vielmehr tragisch. In den Schlussminuten landete er bei einem Torwurf so unglücklich, dass er humpelnd vom Feld geführt werden musste. Storm schwante schon kurz nach Spielschluss Böses. „Was es genau ist, wird erst die Kernspintomographie zeigen. Aber im Knie scheint irgendetwas kaputt zu sein.“ Gestern hatte man dann traurige Gewissheit: Steinhauser hat sich das vordere Kreuzband im rechten Knie gerissen. Für ihn ist die Saison gelaufen. Eine Pause von sechs Monaten steht an. Mindestens.

Zurück zu Presov. Die haben mit Dainis Kristopans einen imposanten Mann im Kader: 2,15 m ist der groß. Ein Brecher durch und durch. Daneben sahen die Löwen wie Chorknaben aus. Sogar Gedeon Guardiola, der spanische Weltmeister, der mit 1,99 m und 103 Kilogramm ebenfalls ein Hüne ist. Anfang der zweiten Halbzeit, im Kreisgewühl vor dem Presover Kasten, hob Kristopans den Iberer mal kurz hoch. Problemlos, wie andere einen leeren Kasten Wasser. Im Griff hatten sie ihn diesmal – im Hinspiel schoss Kristopans acht Tore – trotzdem. Lediglich drei Treffer gingen auf sein Konto.

In den Katakomben blickte Storm derweil bereits etwas voraus, sprach über Vertragsangelegenheiten. Vor allem Stefan Sigurmannsson, der für den verletzten Uwe Gensheimer nachverpflichtet wurde, ist ihm mittlerweile ans Herz gewachsen. „Ihn würden wir über die Saison hinaus gerne halten“, verrät Storm und beginnt zu schwärmen: „Stefan ist einer, der für dich durchs Feuer geht. Das Geld spielt für ihn nicht die entscheidende Rolle.“

Ob der Isländer bleiben darf, steht allerdings noch in den Sternen. Momentan ist nicht klar, wie sein Gehalt finanziert werden soll, wenn Uwe Gensheimer wieder zurückkehrt und voll von den Löwen bezahlt werden muss. Storm stimmt das nachdenklich. Er sagt: „Den finanziellen Totalschaden, den wir erleiden mussten, reparierst du eben nicht von heute auf morgen.“ Und weiter: „Die Altlasten sind noch nicht bewältigt.“

Demnach scheinen weitere Verstärkungen, die im Hinblick auf die neue Saison eigentlich bitter nötig wären, ausgeschlossen zu sein. Storm nickt, gequält tut er das: „Nach aktuellem wirtschaftlichen Stand ist da nichts drin.“

Müssen sich die Fans etwa auch Sorgen um eine Vertragsverlängerung von Kim Ekdahl du Rietz machen? „Nein, in seinem Fall wird es keine Probleme geben.“ Sagt Storm. Auch seine Rückkehr aufs Feld steht übrigens bald bevor. Laut Storm wird es in zwei, drei Wochen soweit sein. Am Samstag fieberte der Schwede noch hinter der Bande mit. Drückte die Daumen, ballte die Fäuste.

Ob er auch am Mittwoch als Edelfan dabei ist? Dann wird es nämlich knifflig: Ab 20.15 Uhr gastieren die Löwen bei der SG Flensburg-Handewitt. Es geht um wichtige Bundesliga-Punkte. Storm: „Dort sind wir sicher nicht der Favorit.“

Löwen: Schmid 7/2, Sesum 3, I. Guardiola 3, Sigurmannsson 8, Myrhol 5, Steinhauser 3, Groetzki 2, G. Guardiola 3, Petersson 1, Bitz 1.
Presov: Rabek 1, Krok 5, Kristopans 3, Radcenko 2, Urban 4, Antl 3/2, Petro 2.
Spielfilm: 3:1, 6:3, 9:6 , 12:7, 17:9, 21:10 (Halbzeit), 24:12, 29:15, 32:17, 36:20 (Endstand).

Von Daniel Hund