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Schützenfest der Löwen (BNN)

Gegen überforderte Gäste aus St. Petersburg gelingt ungefährdeter Erfolg

St. Leon-Rot. Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson hatte nicht zu viel versprochen. Der Isländer hatte prophezeit, dass im Champions-League-Duell gegen St. Petersburg HC „viel los“ sein werde. Es war dann auch tatsächlich so – vor allem vor dem Tor der Gäste ging es hoch her vor offiziell 1 863 Zuschauern im Harres von St. Leon-Rot. Der Handball-Bundesligist tat gegen das überforderte Schlusslicht der Vorrundengruppe A viel für die Tordifferenz, hätte aber sogar noch höher gewinnen können als 31:17 (14:8). Denn die Löwen, die durch den zweiten Sieg binnen fünf Tagen auf Rang zwei kletterten, ließen beim Schützenfest sogar einige Chancen aus.

Bester Werfer war mit sechs Treffern Kapitän Uwe Gensheimer, der sich in der kommenden Woche zu seiner beruflichen Zukunft erklären will. „Ich bin optimistisch, dass er sich für uns entscheidet. Ich glaube, er hat festgestellt, was er an uns hat. Er ist hier die zentrale Figur. Da ist der letzte 500er nicht der ausschlaggebende Punkt“, hatte Löwen-Manager Thorsten Storm vor der Partie gesagt.

Gudmundsson freute sich vor allem, dass er jedem seiner Spieler Einsatzzeit geben und so die Kräfte schonen konnte. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte der Trainer und lobte ausdrücklich den jungen Michel Abt, der vier Tore erzielte: „Er hat es sehr gut gemacht.“ Der Petersburger Trainer Sergej Torgowanow hätte sich am liebsten ein ums andere Mal die Haare gerauft, doch mangels Masse strich sich der frühere Publikumsliebling der Löwen ersatzweise immer wieder über seine markante Glatze. Denn was seine Spieler in der Anfangsphase an Fehlpässen und unkonzentrierten Aktionen leisteten, war eines Königsklassen-Vertreters eigentlich unwürdig.

Und hätten die in der Abwehr sehr aufmerksamen Löwen vor dem Tor des ausgezeichneten Schlussmanns Aliaksei Kishou bisweilen nicht allzu lässig agiert, die Gäste wären schon nach zehn Minuten zweistellig zurückgelegen. So aber stand es zu dem Zeitpunkt „nur“ 5:1. Zwar kam der russische Vizemeister danach etwas besser ins Spiel, doch näher als bis auf drei Tore wie beim 7:10 (23.) kam er nicht heran. Mit dem ersten Sechs-Tore-Vorsprung gingen die Löwen in die Pause, aus der sie voll konzentriert zurückkehrten. In der 38. Minute traf Gensheimer zur ersten zweistelligen Führung (20:10). Abt markierte danach den 31:17-Endstand.

Mit dem Erfolg haben die Löwen einen Schritt Richtung Achtelfinale gemacht. In ihrer nächsten Champions-League-Partie empfangen die Löwen am 14. November den HC Croatia Zagreb, Hauptkonkurrent um Platz zwei in der Gruppe. Bereits am Samstag (19 Uhr) sind die Nordbadener wieder in der Bundesliga gefordert, als Gast von TuS N-Lübbecke. „Das wird schwerer als heute“, sagte Gudmundsson.

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 6/4, Gorbok 4, Abt 4, Isaias Guardiola 3, Gedeon Guardiola 3, Karason 3, Schmid 2, Myrhol 2, Ekdahl du Rietz 2, Groetzki 1, Prodanovic 1.

St. Petersburg HC: Junisebkow 3, Kowalenko 3, Kungurow 3/2, Tscheslow 2, Kalarasch 1, Lauschin 1, Nasyrow 1, Polyakow 1, Pyschkin 1, Semenow 1.

Von Reinhard Sogl