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Schuften fürs Comeback

Halil Jaganjac trainiert mit unerschütterlichem Ehrgeiz im Reha-Zentrum der TSG 1899 Hoffenheim

Thilo Maier kümmert sich in Kronau um Halils Schulter

Schuften fürs Comeback: Es ist der 19.11.2022 und die 18. Spielminute im Auswärtsspiel der Löwen beim HC Erlangen, als Halil Jaganjac, der einen phänomenalen Saisonstart hingelegt hat, nach einem intensiven Duell um den Ball auf die Schulter knallt. Auf die anfängliche Diagnose der „lediglich“ ausgekugelten Schulter folgt wenige Tage später die ernüchternde Erkenntnis, dass der sympathische Neuzugang um eine Operation nicht herumkommen wird. Diese, sowie den ersten Teil seiner Reha, absolviert Halil in der kroatischen Heimat. Seit Ende Februar ist der Zwei-Meter-Mann zurück in Kronau und Umgebung, ackert tagtäglich für die Rückkehr aufs Spielfeld. Sascha Pander, Thilo Maier und Sven Raab, die Physiotherapeuten der Mannschaft, sind für die muskulären Bedürfnisse und “Problemchen“ der Löwen-Profis verantwortlich, kümmern sich mit ihren “Wunderhänden“ mehrmals die Woche um Halils Schulter.

„Für uns Physios steht momentan die Mobilisation im Vordergrund. In den letzten Wochen hat er noch einmal einen großen Sprung gemacht, seine Schulter ist sehr stabil. Halil gibt jede Einheit 120 Prozent und macht dadurch die Arbeit für uns Therapeuten einfacher“, sagt Sascha Pander. Eine Beobachtung, die auch Physio Thilo Maier teilt: „Wir sind mit dem Verlauf sehr zufrieden. Halil macht alles überaus vorbildlich mit und ist super ehrgeizig. Die Belastung der Wurfschulter ist sehr hoch, weshalb es extrem wichtig ist, dass wir ihn in Sachen Beweglichkeit und Kraft auf ein maximal gutes Level bringen, damit er langfristig problemfrei bleibt.“

Schuften fürs Comeback: Kooperation mit dem Reha-Zentrum der TSG 1899 Hoffenheim

Halil im Gespräch mit Reha-Trainer Bernd Steinhoff

In der Welt des Sports gibt es kaum Wichtigeres als die Chance, sich von Verletzungen zu erholen und gestärkt zurückzukommen – unabhängig davon, ob es sich dabei um die Sportart Handball, Fußball oder Basketball handelt. Da die TSG 1899 aus Hoffenheim über ein erstklassiges Rehabilitationszentrum verfügt, geben die Löwen ihre Spieler bereits seit mehreren Jahren in die Obhut des fachkundigen Teams aus Sportwissenschaftlern, Sport- und Physiotherapeuten. Eine Kooperation, die ebenso wirksam wie naheliegend ist. Einer dieser Experten ist Reha-Trainer und Sportwissenschaftler Bernd Steinhoff, der unter anderem bereits Mikael Appelgren auf dessen Weg zurück aufs Spielfeld unterstützt hat und seit mehreren Monaten nun auch intensiv mit Halil arbeitet. Dass sich die Reha-Maßnahmen und Schulterübungen des wurfgewaltigen Halblinken erheblich von denen eines Fußballers unterscheiden – eine Gegebenheit, die Bernd gleichzeitig als spannend und freudige Abwechslung betitelt.

„Halil hat als Handballer aufgrund der Wurf- und Ausholbewegungen eine größere Bewegungsamplitude in der Schulter, die ich beim Fußballer in diesem Umfang nicht habe. Die sehr anspruchsvolle Beweglichkeit, die ein Handballer mitbringen muss und soll, erfordert auf jeden Fall spezifische Übungen.“ Übungen, die dem kroatischen Kraftpaket einiges abverlangen. Immer wieder geht Halil an seine Grenzen, absolviert jede Einheit mit maximaler Intensität. Da kommt es schon einmal vor, dass Bernd ihn daran erinnern muss, etwas langsamer zu machen und sich Pausen zu genehmigen. So fordernd die jeweiligen Reha-Maßnahmen auch sind, Halils unbändigen Willen, schnellstmöglich zu alter Stärke und auf das Spielfeld zurückzukehren, sieht man ihm zu jeder Sekunde an. „Mit der Reha und dem Heilungsprozess meiner Schulter bin ich sehr zufrieden. Wir erzielen von Tag zu Tag Fortschritte. Ich weiß aber auch, dass ich noch etwas Arbeit vor mir habe. Mein großes Ziel ist es, beim Pixum Super Cup wieder auf dem Feld zu stehen“, sagt Halil hoffnungsvoll.

Schuften fürs Comeback: Zum Zuschauen verdammt

Halil arbeitet hart für die Rückkehr aufs Spielfeld

Apropos Pausen: So anstrengend die jeweiligen Einheiten auch sein mögen, seine herzliche, muntere Art lässt sich die kroatische Frohnatur nicht nehmen. Immer wieder lächelt er, scherzt mit den Mitarbeitenden des TSG-Teams oder unterhält sich mit den anderen Sportlern und Sportlerinnen, die ebenfalls ihre Reha-Programme absolvieren. Zu dieser heiteren Atmosphäre tragen auch die Reha-Mitarbeitenden bei: Lustige Sprüche, den ein oder anderen „Seitenhieb“ und Lacher stehen im professionellen und modernen Trainingszentrum auf der Tagesordnung. Generell sind die Löwen-Profis, die zu Saisonbeginn stets ihre Leistungsdiagnostik bei der TSG absolvieren, gern gesehene Gäste: „Es macht mir total viel Spaß, mit den Löwen-Spielern zu arbeiten. Die Jungs sind super motiviert, geben richtig Gas und haben einen eisernen Willen. Zudem ist der Austausch mit Athletiktrainer Florian Schulz sowie den Physios hervorragend. Es ist für mich eine sehr schöne Abwechslung zur Arbeit mit den Fußballerinnen und Fußballern“, so Bernd Steinhoff.

Eine sehr unliebsame Abwechslung hingegen ist es für Halil, seinen Mannschaftskollegen auf dem Spielfeld zuzuschauen. Besonders bitter für ihn: Das Nicht-Mitwirken beim grandiosen Pokaltriumph der Löwen in der Kölner Lanxess Arena. „Ich habe mich sehr für die Jungs gefreut, war gleichzeitig allerdings auch etwas traurig. Ich hatte einen sehr schönen Start in die Saison und alles war perfekt, dann kam diese Verletzung. Mir fällt es sehr schwer, die Jungs lediglich von der Tribüne aus unterstützen zu können. Ich will jederzeit spielen. Das ist mein Leben“. Obwohl es noch viele Gesprächsthemen gäbe – Halil hat ein klares Ziel und vermeidet während der Reha-Maßnahmen längere Unterbrechungen. Wenn man dann doch einmal ins Reden gerät, ist es Halil, der mit einem „komm – wir machen weiter“ seinen Physiotherapeuten antreibt. Deshalb geht es kurz darauf, bepackt mit einem TheraBand, zur nächsten Übung, bei welcher Bernd dieses extrem spannt und Halil mit maximalem Kraftaufwand das Fitnessband aus den Schultern nach oben drückt. Und auch hier: Es ist, im wahrsten Sinne des Wortes, ordentlich Zug drauf. Den Hashtag „#Comebackstronger“ an den Wänden des Reha-Zentrums nimmt sich Halil ganz offensichtlich zu Herzen – gibt alles, um seinem großen Ziel, dem Pixum Super Cup, entscheidende Schritte näherzukommen.