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„Sehr langsamer Handball“ (RNZ)

Belgrad/Heidelberg. Belgrad war am Wochenende die europäische Handball-Hauptstadt. Dort traf sich die EM-Elite, die Top vier, um die Nummer eins zu ermitteln. 20.000 Fans feierten in der Beograd-Arena mit. Darunter auch Offizielle. Thorsten Storm, der Manager der Rhein-Neckar Löwen, war einer davon.

> Thorsten Storm, die Handball-EM ist Geschichte. Wie fällt ihr Fazit zum europäischen Gipfeltreffen aus?

Es fiel auf, dass in Serbien ein deutlich langsamerer Handball gespielt wurde, als beispielsweise in der Bundesliga oder im europäischen Vereins-Handball. Teilweise wurden in den Partien zwei Abwehrspieler eingewechselt. So etwas würde in der Bundesliga nicht funktionieren.

> Frankreich war in den letzten Jahren das Maß aller Dinge. Bei der EM haben Karabatic und Co. enttäuscht. Ist die Zeit der „Blauen“ vielleicht vorbei?

Ich würde die Franzosen nie abschreiben. Dafür sind sie individuell zu stark. Ich denke, dass einige Spieler müde waren und vielleicht sogar angeschlagen. Gerade hier hat man gesehen, dass es einfach zu viele Europameisterschaften und Weltmeisterschaften gibt. Auch für einen Titelhamster wie Frankreich gibt es eben mal eine Phase, in der der Erfolgshunger nicht ganz so groß ist, wie bei zum Beispiel bei Gastgeber Serbien.

> Rechtsaußen Ivan Cupic war einer der letzten Löwen, die im EM-Einsatz waren. Die Kroaten scheiterten erst im Halbfinale. AnCupic lag’s nicht…

Nein, Ivan hat ein starkes Spiel gemacht. Aber nicht nur das: Er konnte über das ganze Turnier überzeugen. Ivan hat eine tolle EM gespielt.

> Stark war auch Dänemarks Torhüter Niklas Landin, der im Sommer zu den Löwen wechseln wird…

Das stimmt: Niklas war eine der auffälligsten Figuren überhaupt in Serbien. Für sein junges Alter ist er schon sehr abgeklärt und brachte in jedem Spiel ein konstantes Niveau. Auf ihn können sich unsere Fans freuen. Zusammen mit Goran Stojanovic wird er bei uns eines der besten Torhüter-Gespanne der Welt bilden.

> Löwe Zarko Sesum wurde nach dem Halbfinale zwischen Serbien und Kroatien von einer Flasche am Auge getroffen. Wie geht es ihm?

Es war keine Flasche, es war eine Münze. Es passierte in der Halbzeit beim Gang auf das Spielfeld. Er liegt in einem Krankenhaus in Belgrad. Es geht ihm schon wieder besser. Das Finale konnte er aber nicht spielen: Der Bluterguss und die Schwellung waren zu stark. Die komplette serbische Mannschaft war am spielfreien Samstag bei Zarko im Krankenhaus. Andreas Klonz, unser Arzt, hat bereits Kontakt zu ihm aufgenommen. Wir hoffen nun, dass er bald wieder gesund und fit zu uns zurückkehrt.

> Am Final-Wochenende war die halbe Bundesliga in Belgrad. Trainer, Manager, Offizielle. Es gab doch sicher auch das eine oder andere Meeting, oder?

Es gab ein Meeting aller Vereine, die in europäischen Wettbewerben spielen. Wir haben uns mit den Verantwortlichen der EHF getroffen und dabei über Möglichkeiten diskutiert, mit denen man den völlig überfüllten Spielplan entzerren könnte, umso die Spieler zu entlasten. Das war das Kernthema an diesem Wochenende.

Von Daniel Hund

 30.01.2011