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„So weit sind wir einfach nicht“

Noch lange saßen Ola Lindgren, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, und Thorsten Storm, der Manager des badischen Handball-Bundesligisten, am späten Freitagabend auf dem Podium im Presseraum der Mannheimer SAP-Arena. Immer wieder schüttelten beide niedergeschlagen die Köpfe und suchten – teils mit fragendem Blick – nach den Gründen für die zweite Saisonniederlage. „Wir haben gegen die beiden Mannschaften verloren, die wir derzeit noch vor uns sehen. So weit sind wir einfach nicht“, meinte Storm zu der 30:34(16:15)-Heimniederlage gegen den HSV Hamburg – es war die zweite Pleite in einem Topspiel binnen eineinhalb Wochen.

„Natürlich haben wir uns alle einen besseren Start gewünscht. Aber wir haben wieder aufgezeigt bekommen, wo wir uns noch verbessern müssen“, sagte Lindgren zum Auftritt seiner Schützlinge, die zuvor schon gegen den THW Kiel erfolglos angerannt und letztlich leer ausgegangen waren. „Die verlorenen Zähler müssen wir jetzt gegen andere Gegner zurückholen“, ergänzte der Coach, der im Duell mit dem deutschen Vizemeister aber durchaus positive Dinge ausgemacht hatte. „Wir haben in der ersten Hälfte richtig gut gespielt“, sagte der Schwede, „aber um gegen eine Spitzenmannschaft wie den HSV zu gewinnen, muss man über 60 Minuten konzentriert bleiben“. Wiedersprechen wollte Lindgren da kaum jemand. In den ersten zwanzig Minuten waren die Löwen vor 11 141 Zuschauern die tonangebende Mannschaft. Olafur Stefansson setzte seine Nebenleute immer wieder glänzend in Szene, zudem sorgte Rückraumschütze Karol Bielecki für einfache Tore. „Wir hätten zur Pause höher führen können – vielleicht sogar müssen“, meinte Lindgren, dessen Auswahl nach dem Seitenwechsel jedoch fünf Minuten zum Sortieren benötigte. Dies nutzte der HSV seinerseits aus, um der packenden Partie die entscheidende Wende zu geben. „Eigentlich hatte ich in der Pause das Gefühl, dass wir die Hamburger im Griff haben“, gestand Gudjon-Valur Sigurdsson. „Dann haben wir aber zu viele leichte Fehler gemacht“, ergänzte der Löwen-Kapitän, der sich und seine Kollegen sogleich in die Pflicht nahm.

„Wir dürfen nicht auf die Tabelle schauen, sondern wir müssen durchstarten. Wir wissen, dass wir in der Vorrunde keine Punkte mehr liegenlassen dürfen“, sagte der Isländer. Großen Anteil am Gästesieg hatte Keeper Johannes Bitter, der Mitte der zweiten Hälfte binnen zwei Minuten drei Mal glänzend parierte. Zudem vollstreckte Hans Lindberg – der Linkshänder profitierte unter anderem von drei haarsträubenden Fehlpässen – eiskalt und sicherte dem HSV so den perfekten Saisonstart.
„Solche Fehler dürfen uns einfach nicht passieren. Wir haben Lehrgeld bezahlt. Aber ein Beinbruch ist das nicht“, stellte Storm fest.

Von Christof Bindschädel

21.09.2009