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„Unser Ziel bleibt der dritte Platz“

Am Mittwoch verließ Gudjon Valur Sigurdsson das Traningsquartier der Rhein-Neckar Löwen noch mit großer Zuversicht. „Da dachte ich zum ersten Mal: Wir können alle schlagen“, sagte der Kapitän des Handball-Bundesligisten nach der Partie gegen den HSV Hamburg, in der sich sein gutes Gefühl nicht bestätigen sollte. Die Badener unterlagen mit 30:34 (16:15) und sind nun erst einmal ein ganzes Stück von den Spitzenplätzen entfernt. „Wir dürfen in der Hinrunde jetzt keinen Punkt mehr abgeben“, sagte „Goggi“ mutig. Trainer Ola Lindgren unterstrich, dass sich die Gelbhemden nun nicht neu ausrichten werden: „Wenn wir auf die Punkte schauen, haben wir einen Fehlstart hingelegt. Aber wir haben gegen Kiel und Hamburg verloren. Das sind die zwei Topteams, gegen die man verlieren kann. Unser Ziel bleibt der dritte Platz.“

Viele positive Ansätze, sagte der Trainer, habe er gegen den HSV gesehen – vor allem im ersten Durchgang. Doch dann riss der Faden, die Löwen nahmen sich für einige Minuten eine Auszeit. „Diese Wellen“, meinte Lindgren, „müssen wir ausschalten.“ Allen voran die Abwehrarbeit sei noch verbesserungswürdig, aber auch mit der Torhüterleistung war der Trainer erneut nicht zufrieden: „19 Gegentore in der zweiten Halbzeit sind zu viel. Immer wieder standen wir im Angriff unter Druck, weil wir hinten Treffer kassiert haben.“ Letztendlich habe die Defensive, erklärte der Schwede, das Spiel verloren – und nicht der Rückraum. Obwohl es auch dort noch Luft nach oben gibt.

Torgefahr ging einzig von Karol Bielecki aus, auf der Mitte überzeugte Snorri Gujdónsson nicht. Der Isländer leistete sich einige katastrophale Fehlpässe und dazu noch mehrere unmotivierte Würfe aufs Tor. Der ohnehin nicht als Torjäger bekannte Ólafur Stefánsson steuerte nur drei Treffer bei, glänzte aber immerhin mit vielen feinen Anspielen. Steigerungspotenzial gibt es allerdings auch noch bei ihm. „Wir dürfen bei Ólafur nicht nur auf die Tore gucken, sondern auch auf seine Pässe. Er bindet Gegenspieler. Deshalb ist Bielecki so gut: Er bekommt Räume, die Stefánsson ihm verschafft“, ließ Lindgren auf seinen Star nichts kommen und erhielt Unterstützung von Geschäftsführer Thorsten Storm: „Ólafur spielt mit hohem Risiko. Er versucht eben immer, den entscheidenden Pass zu spielen.“

Die Rückraum-Alternativen Siarhei Harbok und Michael Müller kamen gegen den HSV kaum zum Zug. „Bielecki hat ein gutes Spiel gemacht, da brauchte ich Harbok nicht bringen“, erklärte der Trainer, warum der Weißrusse fast nur zuschauen durfte. Gleiches galt für Michael Müller, der in den wenigen Minuten, die er auf dem Feld stand, seine Klasse noch nicht einmal andeutete. Lindgren hatte aber noch eine andere Erklärung, warum der Nationalspieler nur zu einem Kurzeinsatz kam: „Michael teilt sich die Position mit Stefánsson, der eine Partie ganz allein entscheiden kann. In einem Spitzenspiel hofft man als Trainer, dass Ólafur diese Qualität einbringt.“

Und da der neue Spielmacher Nikola Manojlovic erst seit ein paar Tagen zum Löwen-Rudel gehört und Regisseur Gujdónsson nicht überzeugte, musste letztendlich doch wieder der gelernte Linksaußen Sigurdsson auf der Mitte ran. „Er hat seine Sache gut gemacht“, lobte Lindgren, der Alexandros Alvanos nicht nominiert hatte. Erste Alternative für Rechtsaußen Patrick Groetzki sei deshalb Müller gewesen, erklärte der Trainer. Noch immer haben die Badener keinen zweiten Rechtsaußen verpflichtet, der Transfer von Ivan Cupic gestaltet sich schwierig. „Unser Budget lässt es momentan nicht zu, dass wir noch einen Spieler holen“, sagte Storm.

Von Marc Stevermüer

20.09.2009