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Spielen die Löwen mit der richtigen Taktik gegen Kiel? (RNZ)
Heidelberg. Kiel, Sparkassen Arena, 10.250 Zuschauer, ausverkauft. Es gibt angenehmere Orte für einen Handballer. Außer er ist dort zu Hause, ist ein Zebra, ein wichtiges Puzzlestück des THW Kiel. Des Rekordmeisters, des Titelhamsters von der Ostsee. Und genau dort müssen nun die Rhein-Neckar Löwen ran. Kräftig zubeißen wollen sie, irgendwie punkten, die Überraschung schaffen. In einer Stadt, die für den Handball lebt.
Ein kühner Plan, aber kein aussichtsloser. Thorsten Storm, der Manager der Badener, weiß das. Er, der einst für den THW auf der Platte stand und später als Marketingleiter im hohen Norden die Werbetrommel rührte. „In Kiel gibt es immer nur einen Favoriten und das ist Kiel. Aber auf dem Spielfeld spielt das keine Rolle“, erklärt Storm und legt nach: „Natürlich nur, wenn du auch gute Schiedsrichter hast.“
Hitzig wird es am MIttwoch um 20.15 Uhr so oder so zugehen. Die Rivalität ist groß. Doch da war noch etwas anderes, das zuletzt die Gemüter erhitzte. Mittendrin statt nur dabei: Uwe Gensheimer, das Löwen-Juwel, der vielleicht beste Linksaußen der Handball-Welt. Die Löwen wollten mit ihm verlängern, was Kiel verhindern wollte. Letztlich zogen die erfolgsverwöhnten Nordlichter den Kürzeren. Gensel entschied sich für die Löwen. Bis 2016.
Woran auch Storm einen großen Anteil hatte. Und der hat bei den Kielern eine neue Taktik ausgemacht, sagt: „Das ist wohl der neue Weg des THW. Früher hat man dort selbst frühzeitig Talente wie Markus Ahlm, Kim Andersson, Christian Zeitz geholt.“ Und weiter: „Heute versucht man nun die Topspieler der Konkurrenz abzuwerben.“
Und Gensheimer war nicht der einzige Löwe auf dem Zebra-Radar: Keeper Niklas Landin, der im Löwengehege noch einen Vertrag bis 2015 besitzt, wird ebenfalls bereits umgarnt. „Bei Uwe hat es nicht geklappt. Ich hoffe“, holt Storm tief Luft, „ich hoffe, bei Niklas auch nicht.“
Doch das ist ohnehin Zukunftsmusik, zurück zum Spiel, zum Harzball-Gipfeltreffen. Vieles wird auf die Taktik ankommen. Also auf Gudmundur Gudmundsson, den Taktikfuchs auf der Löwen-Bank. Der Isländer hat schon so manchen Masterplan ausgeheckt. Storm vertraut ihm da auch dieses mal blind: „Ich selbst habe Kiel in dieser Saison noch nicht spielen gesehen. Aber ich denke, dass Gudmi einiges über den Gegner weiß.“ Grinst Storm.
Vieles wird auf Landin ankommen. An einem guten Tag kann er Spiele fast im Alleingang entscheiden. Dann schraubt der dänische Hexer seine Quote auf 50 bis 60 Prozent hoch, pariert fast alles. Beim THW ist das anders: Andreas Palicka und Johan Sjöstrand, die beiden Schweden zwischen den Kieler Pfosten, sind zwei richtig Gute, aber nicht mit Landin zu vergleichen.
Landin bei den Löwen, Filip Jicha beim THW Kiel. Der Tscheche ist eine Bank, ein Rückraum-Ungeheuer. Kaum einer schraubt sich so unnachahmlich in die Höhe und trifft aus noch so unmöglichen Positionen. Jicha, der 2010 zum Welt-Handballer gewählt wurde, ist eine Allzweckwaffe. Abwehr, Mitte, halblinks er kann’s einfach. Ihn komplett auszuschalten, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Gudmundsson beschäftigt sich damit auch gar nicht erst. Er schaut weiter, ihn interessiert nur das große Ganze, die perfekte Leistung. „Wenn du die nicht bringst, und zwar in allen Bereichen, bist du in Kiel chancenlos. So einfach ist das.“
Das Ostsee-Abenteuer beginnt für die Löwen spät: Erst morgen früh gegen 7.30 Uhr rollt der Mannschaftsbus von Kronau in Richtung Frankfurter Flughafen. „Sobald wir dann in Kiel sind, checken wir in einem Tageshotel ein“, verrät Gudmundsson. Der Vorteil des Last-Minute-Trips: Die Löwen können auch am Dienstag noch im eigenen Trainingszentrum an der Form feilen. Der Nachteil: „Die Reise wird uns in den Knochen stecken.“ Zuckt Gudmundsson mit den Schultern.
Von Daniel Hund