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Spitzenspiel für die Löwen

Auf den ersten Blick sah er aus wie ein Urlauber auf dem Weg zum Strand: Dreiviertelhose im Schlabberlook, die Hüfttasche lässig über die Schultern hängend und dazu ein zerknittertes Polohemd. Nikola Manojlovic, die Rückraum-Rakete, die als neuer Denker und Lenker bei den Rhein-Neckar Löwen zünden soll, hatte gestern ihren ersten offiziellen Termin: Völlig entspannt, völlig relaxt war er, plauderte bei der Pressekonferenz im Kronauer Trainingszentrum in perfektem Deutsch.

Zuvor war Schwitzen für den Ernstfall angesagt. Denn der tritt für ihn nun doch schon am Freitagabend beim Gipfeltreffen gegen den HSV Hamburg ein (SAP Arena, 19.45 Uhr). „Wir haben seine Freigabe erhalten und können ihn sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions-League einsetzen“, freut sich Löwen-Manager Thorsten Storm über den 40.000 Euro teuren Neuerwerb. In wieweit der Ex-Göppinger morgen gegen die Riesen aus der Hansestadt schon glänzen kann, bleibt abzuwarten. Schließlich ist der serbische Rechtshänder erst seit Samstag im Badischen. Klar, dass es da noch an der Feinabstimmung hapert: „Nikola spielt auf der zentralsten Position, bis da alles passt, dauert seine Zeit“, gibt Trainer Ola Lindgren zu bedenken.

Von den Qualitäten des Balkan-Dribblers, der aktuell noch übergangsweise in Bad Schönborn untergebracht wurde, ist der Schwede überzeugt. Lindgren bezeichnet ihn als „Allrounder“, als einen, der vorne wie hinten die Fäden ziehen kann. Manojlovic brennt bereits auf seine neue Aufgabe, ist Feuer und Flamme: „Ich werde mein Maximum geben, um dem Team einen weiteren Schritt nach vorne zu ermöglichen“, sagt er. Apropos Schritt nach vorne: Gegen den HSV droht möglicherweise eher ein weiterer Schritt zurück. Nach dem Sieg des neuformierten Rudels zum Auftakt gegen die TuS N-Lübbecke und der Niederlage in Kiel, rechnen viele Experten mit der nächsten Löwen-Bauchlandung. Der Begriff Fehlstart macht längst die Runde. Lindgren will das so allerdings nicht stehen lassen. Er sagt: „Kiel und Hamburg sind zwei Gegner, gegen die du verlieren kannst. Sie sind nun mal die beiden Favoriten auf den Titel.“ Storm nickt, er ärgert sich über die frühen Duelle mit den Topklubs aber noch aus einem anderen Grund: „Ich bin mir sicher, dass der Zuschauerzuspruch im November größer gewesen wäre. Bei sommerlichen Temperaturen lockst du eben nicht so viele Fans in die Halle.“ Von einer Geisterkulisse ist man dennoch weit entfernt. Momentan sind rund 10.000 Tickets abgesetzt worden. Und den Anhängern möchten die „Besten aus dem Südwesten“ etwas bieten. Insgeheim träumt Lindgren logischerweise von einem Sieg. Er will die Hamburger verputzen. Doch dann darf eines auf keinen Fall passieren: Ein schläfriger Beginn, das hat das kürzliche Gastspiel in Kiel eindeutig gezeigt. „Spitzenmannschaften zu jagen ist ganz schwer“, betont Lindgren, „wir müssen diesmal sofort hellwach sein.“ Die Personalsituation am Kreis hat sich übrigens entspannt. Bjarte Myrhol, dem aufgrund von starken Rückenproblemen eine längere Pause drohte, ist wieder voll belastbar. „Unter der Woche konnte Bjarte sämtliche Trainingseinheiten mitmachen. Die Rehamaßnahme ist aufgegangen“, schmunzelt Lindgren. Myrhol kann also wieder zupacken, was auch bitter nötig sein wird. Denn Spitzenteam hin oder her, ein Start mit 2:4-Punkten, sprich eine Pleite gegen die Hamburger, sollte tunlichst vermieden werden, denn ansonsten wären die Löwen in den nächsten Wochen zum Siegen verdammt. Lindgren weiß das, bleibt aber gelassen: „Wir haben reichlich Selbstvertrauen und können es schon gegen den HSV besser machen.“

Von Daniel Hund

17.09.2009