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Sprinttraining auf Rechtsaußen (MM)

Beim 35:22 im EHF-Cup haben die Löwen keine Probleme mit Zaporozhye – nur das Flügelspiel lahmt nach wie vor

MANNHEIM. Mit letztem Einsatz wirft er sich auf den Boden, sichert sich den Ball, passt ihn zu Bjarte Myrhol. Und genauso schnell wie Patrick Groetzki auf dem Spielfeld liegt steht er, der unermüdliche Vollblut-Handballer, wieder auf. Der 23-Jährige sprintet auf dem rechten Flügel los, will sich für seinen leidenschaftlichen Kampf in der Abwehr mit einem Gegenstoßtor belohnen. Groetzki winkt, fordert den Ball – doch er bekommt ihn nicht. Wieder einmal sprintet er vergeblich.

„Im Moment fehlt bei uns ein bisschen das Spiel über die Außen. Das ist ein bisschen frustrierend, wenn man immer die Linie rauf- und runterläuft, aber praktisch nicht am Geschehen teilnimmt“, sagt der zweifache Torschütze nach dem 35:22-Sieg der Rhein-Neckar Löwen in der EHF-Cup-Gruppenphase über HC Motor Zaporozhye.

Nachdem der Bundesligist zuletzt nicht zu 100 Prozent hatte überzeugen können, zeigte er gegen die Ukrainer 60 Minuten lang eine konzentrierte Leistung: „Wir haben nicht nachgelassen, auch die vielen Wechsel führten zu keinem Bruch. Im Gegensatz zu den zurückliegenden Spielen haben wir einen guten Mix gefunden.“ Was Groetzki meint, liegt auf der Hand: Beim Pokal-Aus in Flensburg spielten die Löwen eine Halbzeit lang stark und einen schlechten zweiten Durchgang. Beim 34:33 in Presov stimmte die Angriffs-, aber nicht die Abwehrleistung. Und auch beim 24:24-Remis in Lübbecke zeigten die Gelbhemden zwei Gesichter. „Insgesamt waren unsere Auftritte bislang zu wechselhaft“, stellt der Linkshänder klar.

Bei ihm läuft es ebenfalls nicht richtig rund, was aber eben auch am ausbaufähigen Flügelspiel der Löwen liegt. „Wir sprechen das im Training immer wieder an, dass die Außen nicht vergessen werden sollen“, sagt der Nationalspieler: „Sicherlich bin ich aber auch mit dem, was ich zurzeit zeige, nicht zu 100 Prozent zufrieden.“ Diese kritische Selbsteinschätzung ist typisch für den Publikumsliebling, der sich stets 60 Minuten lang zerreißt. „Patrick kann nur Vollgas“, formulierte es Manager Thorsten Storm vor einiger Zeit einmal treffend.

Da wäre es nur allzu verständlich, dass dem ehrgeizigen Groetzki nach den WM-Strapazen und dem traumatischen Viertelfinal-Aus gegen Spanien nun ein wenig Kraft und mentale Frische fehlen. Immerhin ließ der Rechtsaußen gegen die Iberer in der entscheidenden Phase zwei glasklare Chancen aus. Zwei Möglichkeiten, die er normalerweise mit verbundenen Augen nutzt. „Die WM ist längst vergessen“, will der gebürtige Pforzheimer aber nichts von psychischen Turnier-Nachwehen wissen. Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson sieht das so: „Patrick ist eine starke Persönlichkeit. Diese Partie gegen Spanien hat er längst abgehakt.“

Dazu trägt sicherlich der enge Löwen-Spielplan bei, am Mittwoch (20.15 Uhr) steht bei der HSG Wetzlar die fünfte Partie in 15 Tagen an – zum vierten Mal muss der Bundesliga-Primus auswärts ran. „Da kommt ein unberechenbarer Gegner auf uns zu“, sagt Groetzki, der sich garantiert wieder für seine Mannschaft zerreißen wird und seinem Team helfen will. Natürlich in der Abwehr, aber auch gerne mit Toren von der Rechtsaußenposition.

Von Marc Stevermüer