Veröffentlichung:

Stefan Kneer: Der Abwehrchef der Rhein-Neckar Löwen auf Abwegen (RNZ)

Der Löwe glänzte gegen Hannover als Torjäger – Sieben Punkte erzielte er und trug damit einiges zum Sieg bei

Heidelberg. Normalerweise steht er ausschließlich hinten drin. Dirigiert, macht und tut, gibt die Kommandos, sagt wie es in der Abwehr zu laufen hat. Und wenn es sein muss, fährt er dann auch mal selbst die Ellenbogen aus. Im Innenblock ist Stefan Kneer eine Macht. Sobald es in die andere Richtung geht, verabschiedet sich der lange Blonde. Dann heißt es Platz machen für Andy Schmid, den genialen Denker und Lenker der Rhein-Neckar Löwen.

Doch auch Kneer ist vorne zu gebrauchen. Bekannt ist das schon lange, doch gegen Hannover konnte er es nun endlich mal wieder beweisen. Sieben Tore steuerte er bei. Sein großes Plus: diese unglaubliche Dynamik. Pfeilschnell rast er aufs gegnerische Tor zu, hebt ab und trifft. Und das auf äußerst spektakuläre Art und Weise. Beim Absprung wählt der Familienvater meist den beidbeinigen.

Was bleibt, ist die Frage: Warum durfte er diesmal denn so häufig mit vors andere Tor? Nikolaj Jacobsen schmunzelt: „Weil wir das vorher so besprochen haben.“ Aha. „Ja, uns war klar, dass Hannover in der Rückwärtsbewegung nicht das schnellste Team ist, das wollten wir nutzen.“

Wie auch immer, Kneer hat es gefallen. Das sah man, das spürte man. So häufig und herzhaft wie am Mittwochabend lachte er bislang selten im Löwendress. Ein Dauerzustand wird es aber keinesfalls. Jacobsen sagt: „Stefan ist unser Mann für die Abwehr und wenn es passt eben auch für die zweite Welle. Da soll er seine ganze Kraft reinbringen.“ Und was sagt er selbst dazu? Das, was man als Profi eben so sagt: „In erster Linie ist es mein Job, die Abwehr zusammenzuhalten.“ Zwischen den Zeilen liest sich das natürlich ein wenig anders. Andererseits: Das Leben als Profi ist kein Wunschkonzert. Primär geht es darum, Erfolg zu haben. Und den haben die Gelben.

Seit Wochen führen Uwe Gensheimer und Co. das Tableau in der stärksten Liga der Welt an. Erst eine Niederlage gab es. Allerdings eine ärgerliche und unnötige. Beim Bergischen HC muss man nicht verlieren. Letztlich kam diese Pleite jedoch wohl genau zum richtigen Zeitpunkt, denn seit der Schmach von Wuppertal läuft es. „Manchmal braucht man solch ein Erlebnis vielleicht sogar.“ Erklärte Geschäftsführer Lars Lamadé kürzlich im RNZ-Gespräch.

Am Sonntag soll es nun ein anderes Erlebnis werden, ein positives: Um 19.30 Uhr gastiert das Rudel bei Vardar Skopje. Ein Gegner, der durchaus zum nächsten Stolperstein in der Champions League werden könnte: „Da erwartet uns nach dem Spiel in Veszprem der nächste dicke Brocken. Skopje ist personell sehr gut besetzt und hat ein frenetisches Publikum“, betont Jacobsen.

Zum Personal: Mit Blazenko Lackovic, Arpad Sterbik oder auch dem Ex-Löwen Sergei Gorbok hat Skopje echte Topstars im Aufgebot. Das Ziel hinter dem Aufrüsten: Skopje möchte zum Final Four der Königsklasse. „Das hätten sie ja letztes Jahr schon fast geschafft“, erinnert sich Jacobsen, „und jetzt haben sie sich sogar nochmals deutlich verstärkt.“

Folglich reisen die Löwen nicht als Favorit an. Das ist auch mal schön und zudem kein Grund zur Sorge. Jacobsen, der Zuversichtliche: „Wenn wir weiter so spielen wie zuletzt, haben wir dort gute Chancen.“ Das Mazedonien-Abenteuer beginnt für die Badener am Samstag. Unmittelbar nach der Landung bittet Jacobsen nochmals zu einer finalen Trainingseinheit.

Zur Erinnerung: Heute ab 16 Uhr findet im Kaufhof am Bismarckplatz eine Löwen-Autogrammstunde statt.

Von Daniel Hund