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Stolz, aber trotzdem enttäuscht (RNZ)

Heidelberg. Irgendwie schien Thorsten Storm, der Manager der Rhein-Neckar Löwen, auch gestern noch nicht so recht zu wissen, wie er den Mittwochabend einordnen sollte. Diese 60 Handball-Minuten oben im hohen Norden, bei der SG Flensburg-Handewitt. Dort, wo die Gelben eine beeindruckende Leistung auf die Platte gebracht hatten, am Ende aber nicht belohnt wurden. Das 27:30 schmerzte. Die Art und Weise dagegen erfreute.

Alexander Petersson und Co. spielten nicht nur mit, nein, sie bewegten sich auf Augenhöhe. „Halt! Stopp!“, werden manche nun sagen und darauf verweisen, dass die Badener aufgrund der Tabellensituation eigentlich sogar leicht zu favorisieren gewesen sind. Stimmt: Die Löwen sind Zweiter, Flensburg Dritter. Und die Tabelle lügt bekanntlich nie. Doch in diesem Fall verzerrt sie die Realität. Denn die Löwen der Rückrunde sind nicht mehr die Löwen der Hinrunde. Viele derer, die noch vor ein paar Monaten Angst und Schrecken im Löwen-Trikot verbreitet hatten, schauen mittlerweile nur noch zu, sind verletzt. Leistungsträger wie Uwe Gensheimer (Achillessehnenriss) oder ein Kim Ekdahl du Rietz (Muskelfaserriss) können nicht ersetzt werden. Ohne Geld schon gar nicht.

Dementsprechend hoch ist der Auftritt in Flensburg zu bewerten. Bei einer Mannschaft, die gerade in der heimischen Flens-Arena, einem echten Hexenkessel, eine Macht ist. Doch das liegt nicht immer nur ausschließlich am Flensburger Personal. Manchmal – um nicht zu sagen regelmäßig – helfen nämlich auch die Unparteiischen mit. Am Mittwoch zum Beispiel. Storm, der Nachdenkliche: „In kniffligen Situationen knicken die Schiedsrichter in Flensburg leider häufig um. In der Crunchtime wurden diesmal drei wirklich fragwürdige Entscheidungen gegen uns getroffen.“

Drei fragwürdige Pfiffe und eine Niederlage mit drei Treffern Differenz – wäre mit anderen Schiedsrichtern ein Punktgewinn oder gar ein Sieg drin gewesen? Schwer zu sagen, Storm jedenfalls verfolgt eine andere Theorie. Er sagt: „Wir haben Flensburg einen echten Fight geliefert, waren aber nicht besser. Und wenn du dort gewinnen willst, musst du deutlich besser sein als die SG.“

Ehrliche Worte, die aber nicht falsch interpretiert werden dürfen. Im Umfeld der Gelben ist man stolz auf die eigene Rumpf-Sieben, hat Respekt. „Es ist schon erstaunlich, wie sich unsere Jungs immer wieder herankämpfen“, lobt der Manager: „Das spricht für den tollen Teamgeist.“

Wie auch immer, für die Löwen dreht sich der kleine Harzball weiter, immer weiter. Am Mittwoch flog er in Flensburg, am Samstag ab 17 Uhr beim HC Motor Zaporozhye. Es ist EHF-Cup-Zeit. Der Wettbewerb, in dem die Besten aus dem Südwesten in ihrer Gruppe von ganz oben grüßen. Storm: „Den Gruppensieg haben wir bereits sicher, das war unser Ziel.“ Demnach ist es eher ein Schaulaufen als ein echter Härtetest. Was sich wohl auch auf dem Spielberichtsbogen zeigen wird. Es deutet vieles darauf hin, dass die eine oder andere Nachwuchskraft auf die Platte rücken wird. David Schmidt und Nils Kretschmer sind zwei heiße Kandidaten.

Von Daniel Hund