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Streitfall USA-Reise – Storm sorgt sich um die Nationalspieler

Mannheim. Der Meister kommt – und er ist angeschlagen. Heute (20.15 Uhr) empfangen die Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Bundesliga den THW Kiel. Die Norddeutschen produzierten zuletzt reichlich Negativ-Schlagzeilen. Im DHB-Pokal ereilte den Klub beim 28:35-Debakel in Gummersbach überraschend das Aus. Zudem legte sich Trainer Alfred Gislason mit dem Deutschen Handball-Bund (DHB) an. Der Grund: ein Länderspiel zwischen Deutschland und Polen am 17. Juli in Chicago, das mitten in die Saisonvorbereitung fällt.

„Das machen wir nicht mit“, erklärte der Coach gegenüber den „Kieler Nachrichten“. Er könne seinen Nationalspielern zwar nicht verbieten, in die USA zu fliegen, „aber wenn sie zurückkommen, werden sie bei mir nicht mehr spielen“. Der Trip nach Nordamerika stößt nicht nur bei Gislason auf wenig Gegenliebe. Auch die Löwen sind nicht erfreut. „Es ist ein sehr unglücklicher Termin für alle Vereine, die deutsche oder polnische Nationalspieler in ihren Reihen haben. Unserem Trainer Ola Lindgren fehlen vielleicht sieben Profis in der wichtigsten Vorbereitungszeit des Jahres“, klagt Manager Thorsten Storm und ergänzt: „Wir fangen aufgrund des überfüllten Terminkalenders ohnehin schon eine Woche früher mit der Bundesliga an – und jetzt auch noch die Reise in die USA. Das ist so, als wenn man als Verein die deutschen Nationalspieler kurz vor der Europameisterschaft noch zu einem Freundschaftsspiel mit dem Klub beordert.“

Letztendlich, meint Storm, sei die mangelnde Kommunikationsfähigkeit auf allen Seiten schuld an dem ganzen Ärger. „Ich kann mich darüber nicht mehr aufregen und habe etwas resigniert, weil die Rücksicht auf die Spieler und deren Gesundheit sowie die Wirtschaftlichkeit der Klubs nicht da ist“, sagt der Löwen-Manager: „Viele denken, das Geld liegt auf der Straße und Handball finanziert sich mal eben so über Agenturen oder das TV von selbst. Das stimmt leider nicht.“

Pikant: Der Termin kam nicht auf Wunsch des DHB zustande. Er geht auf eine Initiative der Handball-Bundesliga (HBL) zurück, die zusammen mit dem US-Handballverband ihren Sport in den Vereinigten Staaten populärer machen will. „Ich habe Verständnis für die Bedenken der Vereine, aber diese hätten sie früher anmelden können. Der Termin steht seit langer Zeit fest. Wenn sich damals jemand gemeldet hätte, wäre eine Verschiebung des Spiels möglich gewesen. Vielleicht hätten wir es sogar ganz ausfallen lassen“, sagt HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, der sich die Kritik der Klubs anhören muss. Die wollen von der USA-Reise erst zu spät erfahren haben.

„Dieser Termin ist eine Katastrophe, aber ich mache Bundestrainer Heiner Brand keinen Vorwurf, sondern der HBL. Die sollte die Interessen der Vereine vertreten und die Kommunikation mit den Klubs suchen. Doch mich hat niemand gefragt“, sagt Christian Fitzek, Sportlicher Leiter beim HSV Hamburg. Bis zu sieben Profis müssen die Hanseaten für die Partie abstellen – und das werden sie auch tun. „Die Drohungen von Gislason sind der falsche Weg“, meint Fitzek, „die Spieler sind das schwächste Glied.“

Von Marc Stevermüer

 10.02.2010