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Szmal sticht Stojanovic aus
MANNHEIM. Der Sonntagabend-Tatort dürfte für diejenigen, die den 36:34 (17:16)-Erfolg der Rhein-Neckar-Löwen gegen den VfL Gummersbach miterlebten, zum Langweiler geworden sein.
7936 Handball-Fans, die VfL-Anhänger eingeschlossen, durchlitten 60 Bundesliga-Minuten, wobei es eher ein schönes „Leiden“ war. Nach vier Toren Vorsprung schlichen sich bei den Löwen früh technische Fehler ein, weil sie „allzu locker“ spielten, wie Trainer Gudmundur Gudmundsson später feststellte. Vier Pfostentreffer gab“s da, was nicht Lockerheit ist, sondern Pech. Es gab aber auch vier durch Fehlpässe oder Schludrigkeit vergebene Tempogegenstöße, welche die Gummersbacher wieder ins Spiel brachten. Zumal die „vorbereitete Überraschung“ (VfL-Trainer Sead Hasanefendic) der Gummersbacher die Löwen-Abwehr ständig vor Probleme stellte. Linksaußen Jörg Lützelberger agierte immer wieder als zweiter Kreisläufer und kam so zu sieben Treffern.
„Ich bin sehr zufrieden, dass wir noch gewonnen haben, es war sehr schwierig“, gestand Gudmundsson. Zu verdanken hatte er seine Zufriedenheit seinem isländischen Landsmann Gudjon Valur Sigurdsson. Der Kapitän meldete sich im dritten Einsatz nach langer Verletzungspause eindrucksvoll auch in der Führungsrolle zurück. „Er sorgt einfach für eine gewisse Grundaggressivität, die auch wieder zu guter Stimmung führt“, meinte Patrick Groetzki, der mit seinem eigenen Spiel berechtigterweise nicht zufrieden war, wohl aber mit der Tatsache, dass er mit dem 35:33 den Sieg greifbar machte.
Es sei kein gutes Spiel in der ersten Halbzeit gewesen und in der zweiten habe seine Mannschaft noch schlechter angefangen, befand der Rechtsaußen, der in der Anfangsminute an VfL-Torhüter Goran Stojanovic scheiterte. Der künftige Löwe stoppte auch einen Siebenmeter Uwe Gensheimers (der dann im Nachwurf doch noch traf), später aber nicht mehr viel. Welthandballer Slawomir Szmal war da im Löwenkasten mit 20 Paraden ein anderes Kaliber. Er hielt vor allem in der entscheidenden Phase jene Bälle, die seiner Mannschaft die Aufholjagd und die späte Führung ermöglichten.
Hasanefendic hatte nach der Pause Vjenceslav Somic ins Tor berufen, der in der Anfangsphase zusammen mit der sehr variabel agierenden Abwehr die Löwen in den Rückstand stürzte. Fünf Paraden in vier Minuten, der VfL zog davon. Er wurde wieder eingefangen, weil Karol Bielecki (anfangs drei Pfostentreffer) den Mut zum Torwurf wiederfand und nun auch besser zielte. Und er wurde eingefangen, weil Kapitän Sigurdsson das Ruder übernahm, in entscheidenden Momenten wichtige Treffer markierte. Alle gönnten „Goggi“ auch sein viertes und letztes Tor: das 36:34, das – zumindest aus Löwensicht – aus einem spannenden, nerven- und kraftraubenden Abend auch einen erfolgreichen machte. Hasanefendic bedauerte: „Wir hatten in der Schlussphase kein Ass und keinen Joker.“ Die Löwen schon. Zwei Asse und einen Joker sogar.
Von Dietmar Einzmann
13.12.2010