Torwart bei 32:27 im Spitzenspiel gegen Flensburg der entscheidende Faktor
Mit dem Sieg gehen die Löwen als Tabellenführer in das letzte Spiel vor der Winterpause beim TVB Stuttgart am zweiten Weihnachtstag. Passend zur Löwen-Gala auf der Platte gab der Deutsche Meister kurz vor dem Anpfiff die Vertragsverlängerung mit Gudjon Valur Sigurdsson bekannt. Der Isländer bedankte sich für das Vertrauen mit zehn Treffern. Ein Wehrmutstropfen ist die Verletzung von Momir Rnic: Der Serbe hat sich unter der Woche im Training am Fuß verletzt, die genaue Diagnose steht noch aus. Zu befürchten ist eine lange Pause. Beste Torschützen waren bei den Löwen Sigurdsson mit zehn sowie Andy Schmid und Hendrik Pekeler mit je sechs Treffern. Bei den Gästen traf Rasmus Lauge achtmal.
„Hervorragender Handball“
Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen zeigte sich „hoch zufrieden“ und sprach in den ersten 20 Minuten von „hervorragendem Handball“. „Allerdings hat das auch viel Kraft gekostet. Danach haben wir uns schwerer getan im Eins-gegen-eins. Nach der Pause war klar, dass die Abwehr stabil sein musste. Und dann hatten wir einfach den besseren Torhüter.“ Andy Schmid lobte den Mann des Tages: „Der Knackpunkt war, dass Appelgren uns beim Stand von 21:19 den A… gerettet hat.“ Der so herzlich Gelobte nahm die warmen Worte gerne an: „Die Paraden sind in den richtigen Momenten gekommen. Es ist kaum zu fassen, wie dieses Spiel verlaufen ist. Wir wussten, dass wir gegen die starke Flensburger Abwehr aufs Tempo drücken mussten. Schön, dass wir uns so bei den Fans bedanken konnten.“ Flensburgs Trainer Maik Machulla gratulierte zu „zwei verdienten Punkten“ und ergänzte: „Wir waren in der ersten Halbzeit zu passiv in der Abwehr, haben da unsere Form nicht gefunden. In der zweiten Hälfte haben wir uns gut drangekämpft, das Spiel war offen. Appelgren hat da eine wichtige Rolle gespielt – und wir haben uns um den Lohn gebracht.“
Wahnsinns-Halbzeit
Fortan darf sich Thomas Mogensen auf der Mitte des SG-Angriffs versuchen, Lauge schließt zum 12:7 ab. Groetzkis Einläufer mit Rückraum-Abschluss bringt das 14:8 – die Löwen halten die Führung mit raffinierten Offensiv-Varianten konstant. Jetzt kassieren auch die Norddeutschen die erste Zeitstrafe, Mogensen muss runter. Schmid schaltet wieder superschnell, erwischt Mattias Anderson auf dem falschen Fuß. Beim 15:8 stimmen die Löwen-Fans die ersten Jubelgesänge an, das Spiel des Meisters reißt die Leute förmlich aus den Sitzen. In der 22. Minute nimmt Löwen-Coach Jacobsen seine erste Auszeit. Es steht 16:10 für die Gelbblauen. In der 24. Minute macht Schmid sein fünftes Tor und das 18. für die Gastgeber – ein unglaublicher Wert gegen eine der besten Abwehrreihen der Liga. Glandorf und Lauge übernehmen bei Flensburg das Kommando. Glandorf packt die linke Klebe aus, markiert das 18:13. Jacobsen bringt Mikael Appelgren für den glücklosen Andreas Palicka (zwei Paraden) im Tor. Der Blondschopf ist gleich beim Siebenmeter gegen Schlitzohr Mahé gefordert: Der Franzose bringt die Flensburger auf vier Treffer ran (18:14). Auch die Gäste wechseln den Torhüter, Kevin Möller nimmt gleich zwei Löwen-Würfe weg. Appelgren will es jetzt auch wissen, sammelt seinen ersten Pluspunkt – wichtig in Unterzahl. In dieser gelingt Sigurdsson nach Taleski-Pass das 19:14, Lauge mit seinem sechsten Treffer verkürzt auf 19:15. Die letzte Aktion einer Wahnsinns-Halbzeit ist ein Siebenmeter von Sigurdsson: Der Isländer netzt cool ein zum 20:16. Bei anderen Spielen ist das der Endstand.
Löwen bringen Sieg nach Hause
Die Löwen stehen jetzt wieder richtig gut in der sehr beweglichen 6:0-Formation, treiben die SG an den Rand des Zeitspiels. Am Ende ist die Kugel bei den Gelbblauen und Sigurdsson macht per Siebenmeter das 25:20. Appelgren nimmt den zweiten Schuss von außen in Folge weg – die SAP Arena tobt. Schmid zieht zwei Minuten gegen Jim Gottfridsson, Appelgren legt gegen Svan die nächste Top-Parade nach, Baena das 26:20. Wanne stoppt den 3:0-Lauf der Löwen mit seinem ersten Treffer zum 26:21. Der Meister agiert weiter mit dem siebten Feldspieler und einem überragenden Sigurdsson, der das 28:22 erzielt und damit seine achte Bude macht. Flensburgs Machulla nimmt eine Auszeit, es sind noch elf Minuten zu gehen. Prompt laufen sich die Löwen fest, der Vizemeister mobilisiert alle Kräfte. Mit einer brutalen Fackel stellt Glandorf auf 28:24. Nach technischem Fehler von Harald Reinkind kommt Appelgrens achte Parade zur rechten Zeit, Groetzki trifft zum 29:24 – und Appelgren ist wieder zur Stelle. Fünf Minuten vor Schluss sind die Löwen fünf Tore vorne. In der Arena hält es niemanden mehr auf den vier Buchstaben. Schon gar nicht, als Schmid mit seinem sechsten Treffer das 30:24 hinterher schiebt. Mit Volksfeststimmung geht es in die letzten Aktionen, zwei Minuten vor dem Ende ist Sigurdsson noch einmal dran: 31:25. Nach 60 ziemlich irren Minuten steht es dann 32:27. Die Löwen-Fans singen dazu, wie schon gegen Berlin, „Oh wie ist das schön“.
Rhein-Neckar Löwen – SG Flensburg-Handewitt 32:27 (20:16)Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Palicka; Schmid (6), Sigurdsson (10/3), Radivojevic, Baena (2), Tollbring, Mensah (3), Pekeler (6), Reinkind, Taleski, Guardiola, Petersson (1), Groetzki (4), Trost
SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Möller; Karlsson, Glandorf (6), Mogensen (2), Svan (1), Wanne (1), Jeppsson, Steinhauser, Zachariassen (2), Toft Hansen (4), Gottfridsson, Lauge (8), Mahé (3/2), Heinl
Trainer: Nikolaj Jacobsen – Maik Machulla
Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Zeitstrafen: 2 – 3
Siebenmeter: 3 – 2
Strafminuten: Schmid (2), Guardiola (2) – Mogensen (2), Zachariassen (2), Gottfridsson (2)
Zuschauer: 13.200 (ausverkauft)
Beste Spieler: Appelgren, Schmid, Sigurdsson – Lauge, Glandorf
Spielfilm: 1:0, 1:1, 3:2, 4:3, 6:4, 7:5, 9:6, 12:6, 12:7, 13:8, 15:8, 16:10, 18:12, 19:14, 19:16, 20:16 (Halbzeit), 20:17, 21:17, 21:19, 23:19, 24:20, 26:20, 27:22, 28:23, 29:24, 30:25, 32:26, 32:27 (EN)