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Tkaczyk glänzt und schweigt

eppelheim. Zuletzt war ihm nur die Zuschauerrolle geblieben. Grzegorz Tkaczyk saß draußen. Immer wieder. In jedem Spiel. Bei den Rhein-Neckar Löwen kam der Pole nicht mehr zum Zug, doch gestern trumpfte der Rechtshänder gegen seinen zukünftigen Arbeitgeber Vive Kielce in der Handball-Champions-League ganz groß auf. Trainer Gudmundur Gudmundsson brauchte ihn, brachte den Rückraumspieler nach rund 20 Minuten, als die Badener bereits mit 6:11 zurücklagen. Doch dann kam Tkaczyk. Und der traf in der zweiten Halbzeit fast nach Belieben. Sechs Treffer steuerte der Halblinke zum hart erkämpften 29:27 (11:13)-Erfolg bei.

Der Pole war der umjubelte Held. Alle wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. Nur reden wollte der Matchwinner nach der Begegnung nicht. War es der Frust der vergangenen Wochen? Oder wollte er aus Respekt vor seinem künftigen Klub nichts sagen? Keiner wusste es. Gudmundsson unterstrich jedoch, dass es zwischen ihm und dem Spieler überhaupt keine Probleme gebe. „Wir haben ein gutes Verhältnis“, sagte der Coach, der Verständnis für Tkaczyk äußerte: „Für ihn ist es eine schwierige Situation. In der Bundesliga dürfen wir nur 14 Spieler einsetzen, mir stehen aber 15 Jungs zur Verfügung. Da muss eben einer zuschauen.“

Auch Manager Thorsten Storm ging mit dem Thema relativ entspannt um: „Grzegorz hat gegen seine Landsleute gebrannt und stark gespielt. Aber klar ist doch auch, dass ein Trainer in erster Linie immer mit den Leuten plant, die den Klub nicht verlassen.“

Da in der Champions League allerdings 16 Akteure eingesetzt werden dürfen, musste Gudmundsson gestern gar keinen Spieler aussortieren. Und das entpuppte sich gegen Kielce als das große Glück der Löwen. Lange Zeit ging nämlich nichts bei den Gelbhemden, Tkaczyk war schon früh der letzte Joker des Übungsleiters auf der halblinken Königsposition, wo Karol Bielecki und Zarko Sesum nicht in die Partie fanden. „Und dann hat Grzegorz gezeigt, was er kann. Er hat in Angriff und Abwehr stark gespielt“, lobte Gudmundsson, dem es gefällt, die Qual der Wahl zu haben: „Mir stehen zurzeit 15 gesunde Spieler zur Verfügung. Bald kommt auch Michael Müller zurück. Das müssen wir zu unseren Gunsten nutzen. Der große Kader ist ein Vorteil.“

Kielces Coach Bogdan Wenta sah in seinem zukünftigen Schützling Tkaczyk ebenfalls die entscheidende Figur. „Er hat richtig viel Druck gemacht und das Spiel für die Löwen gewonnen. Mit ihm hatten wir riesengroße Probleme. Ich hoffe, dass er auch bei uns so in der nächsten Saison spielt“, meinte der Trainer des polnischen Meisters, der sich als starker Gegner präsentierte. „Normalerweise gehört diese Mannschaft ins Achtelfinale“, sagte Storm, dessen Team durch den Erfolg über Kielce den zweiten Tabellenplatz in der Hammergruppe A nun bereits sicher hat.

„Vielleicht ist aber auch noch der erste Rang möglich, wenn Kiel sich in Kielce einen Ausrutscher erlaubt“, rechnete Routinier Ólafur Stefánsson ein wenig, ehe er ebenfalls den starken Auftritt seines Teamkollegen Tkaczyk herausstellte: „Er war heiß und hat Verantwortung übernommen. So muss es bis zum Saisonende sein.“

Von Marc Stevermüer

 28.02.2011