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Tkaczyk: „Wichtiger Zwischenschritt“

Heidelberg. Am Sonntagmittag machte es sich Grzegorz Tkaczyk, der verletzte Regisseur der Rhein-Neckar Löwen, gemütlich, stellte die nervigen Krücken in die Ecke und platzierte sich auf der heimischen Sofagarnitur. Der Fernseher lief, der Kaffee kochte. Beste Vorraussetzungen also für einen ganz entspannte Nachmittag. Doch da gab es ein Problem: Der Hausherr war alles andere nur nicht entspannt. Nervös wippte er hin und her, blickte immer wieder auf die Uhr. Um 15.30 Uhr war es dann endlich soweit, der „Hauptfilm“ begann: Eurosport übertrug das dritte Champions-League-Duell der Löwen bei Bosna Sarajevo in sein Wohnzimmer. Und Tkaczyk gefiel, was er da sah. Seine Anspannung wich schnell, wandelte sich in Frohsinn: „Die Mannschaft hat das ganz stark gelöst. Sie waren konzentriert, diszipliniert und konsequent im Abschluss“, lobte der 28-Jährige die Kollegen.

Er freute sich mit, wirkte aber dennoch auch ein wenig enttäuscht, frustriert über die eigene Situation. Insgeheim will der polnische Denker und Lenker nämlich nur eins: Zurück auf die „Platte“, zurück ins Rampenlicht. Aber seine Leidenszeit ist noch lange nicht vorbei: „Die Ärzte sagen, dass mein Knie wohl noch bis Ende Februar Zeit braucht“, stöhnt Tkaczyk: „Ich hoffe dagegen, dass ich schon direkt nach der Europameisterschaft 2010 wieder eingreifen kann.“ Will heißen: Er plant seine Rückkehr um den 1. Februar herum. Ein realistisches Ziel? Gut möglich. Schließlich kennt Tkaczyk seinen Körper, der schon viele Verletzungen verarbeiten musste, am besten. Und in der kommenden Woche wird sich ein Lichtfunke am Horizont auftun: Der Anfang vom Ende steht an, der Beginn der krückenlosen Zeit. „Das ist ein wichtiger Zwischenschritt“, sagt Tkaczyk, „gleichzeitig startet meine Reha in Mannheim.“

Wer nun meint, der 1,94-m-Mann wäre in den letzten Monaten nur auf der faulen Haut gelegen, der irrt: Tkaczyk hielt sich mit Aqua-Jogging und dem guten alten Fahrradergometer fit. Das Daumendrücken hat der „spielende Geschäftsführer“ – so wurde Tkaczyk einst von Löwen-Manager Thorsten Storm bezeichnet – ebenfalls längst perfektioniert. Bei den Heimspielen der Löwen zittert er am Spielfeldrand mit, die Auswärtsauftritte verfolgt er – falls möglich – im TV.

Heute Abend muss er nun auf bewegte Bilder verzichten: Die Gelbhemden treten in der 3. DHB-Pokalrunde beim TSV Hannover-Burgdorf an (AWD-Hall, 19 Uhr). Ein Gegner, den die Badener am vergangenen Mittwoch mit 34:24 aus der eigenen Halle gejagt haben. Ob es erneut ein Spaziergang wird? Tkaczyk ist vorsichtig: „Hannover hat keine schlechte Mannschaft und die werden das letzte Spiel gegen uns sicher nochmals genau per Video analysieren.“

Ola Lindgren beurteilt die Sache ähnlich. Der Löwen-Trainer ist sich sicher, dass sich die Niedersachsens diesmal eine andere Taktik zurecht legen werden: „Vielleicht probieren sie es ja mit einer ganz aggressiveren Abwehrvariante – wir werden sehen.“ Nicht mit dabei sein wird Kreisläufer Andrej Klimovets. Lindgren erklärt: „Trainieren kann er wieder, doch wir müssen noch etwas Geduld mit ihm haben.“

Das Rudel ist seit gestern in Hannover, wo am Abend laut Lindgren noch „ein lockeres Training samt Videostudium“ anstand. „Es ist wichtig, dass wir in dieser Phase, in der wir ständig hin und her reisen, die Intensität ein wenig herunterfahren.“

Von Daniel Hund

 20.10.2009