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Traumstart nach der Kurskorrektur (MM)

GÖPPINGEN. Sie genossen das Bad in der Menge. Die Rhein-Neckar Löwen tanzten und hüpften, strahlende Gesichter überall. Keine Frage: Eine Last war in diesem Augenblick von den Spielern des Handball-Bundesligisten gefallen, aber auch Trainer Gudmundur Gudmundsson und Manager Thorsten Storm waren erleichtert. Der Kaltstart nach der Kurskorrektur wurde zum Traumstart, das schwere Auswärtsspiel bei Frisch Auf Göppingen überraschend deutlich und vor allem vollkommen verdient mit 30:25 (13:12) gewonnen. Sieg zum Auftakt, Sieg im Derby – besser kann eine Saison nicht beginnen.

„Ich bin positiv total überrascht. Wir sind nicht der glückliche, sondern der verdiente Sieger gegen eine ganz starke Mannschaft. Ich bedanke mich bei den Spielern und unserem Trainer für diese tolle Arbeit“, konnte Geschäftsführer Storm das Gesehene kaum glauben und meinte mit Blick auf das neue „Wir-Gefühl“ im mächtig umgebauten Löwen-Rudel: „Manchmal lohnt es sich im Handball, auf die richtigen Typen zu warten.“

Gudmundsson mahnt

Trainer Gudmundsson ließ trotz des Sieges keine Euphorie aufkommen. Er freute sich zwar über das dicke Ausrufezeichen, das seine Mannschaft setzte, warnte aber davor, sich auf diesem Erfolg auszuruhen: „Wir haben noch nicht alles im Griff, es liegt viel Arbeit vor uns.“

Ein glückliches Händchen bewies der Isländer mit der Nominierung von Niklas Landin. Der dänische Neuzugang erhielt den Vorzug vor Goran Stojanovic, der zuletzt beim Turniersieg in Ilsenburg zum besten Torwart gewählt wurde. „Ich war schon ein wenig überrascht, dass ich von Beginn an spielen sollte. Goran war vergangene Woche richtig stark. Umso glücklicher bin ich, dass ich meine Leistung bringen konnte und wir gewonnen haben“, sagte Landin, der 18 Paraden zeigte. Trainer Gudmundsson verriet: „Schon in Ilsenburg hat Niklas immer die erste Halbzeit gespielt und Goran die zweite. Diesmal wollten wir es genauso machen. Aber es gab in der Pause keinen Grund, irgendetwas zu verändern.“

Dabei sah es in den Anfangsminuten gar nicht danach aus, dass Landin noch zu einem der Sieggaranten werden sollte. Auf beiden Seiten schlug der Ball reihenweise im Netz ein. Bis zum 7:7 (11.) verlief die Partie absolut ausgeglichen. Dann steigerten sich die Badener in der Deckung und erkämpften sich immer wieder den Ball. Die Folge: Schnelle und einfache Tore brachten eine 10:7-Führung (13.).

Nun kam Hektik auf, fünf Minuten lang fiel überhaupt kein Treffer, was die Gelbhemden den Paraden des sich steigernden Landin zu verdanken hatten. Bis zum 12:8 (19.) verlief für die Löwen in der ersten Halbzeit alles nach Plan, doch dann schwächten sie sich selbst. Erst kassierte Gedeón Guardiola eine Zeitstrafe, eine Minute später folgte ihm Zarko Sesum. In doppelter Überzahl fiel es Göppingen natürlich leichter, zu Toren zu kommen. Beim 12:10 (22.) waren die Schwaben wieder dran, die Löwen retten jedoch ein 13:12 in die Pause. „Wir haben uns als Einheit gewehrt, auch in schlechteren Phasen an uns geglaubt“, meinte Youngster Marius Steinhauser, der sein erstes Bundesligaspiel bestritt: „Ich kann es immer noch nicht fassen. 60 Minuten auf der Platte, ein Tor – unglaublich.“

Mit ordentlich Schwung kamen die Badener gleich wieder aus der Kabine. Tor Alexander Petersson, Parade Landin, Tor Zarko Sesum, Parade Landin, Tor Uwe Gensheimer – innerhalb von vier Minuten stellten die Löwen die Weichen auf Sieg. In der sonst so gefürchteten Göppinger Arena wurde es immer stiller, weil Frisch Auf einfach nicht mehr in Schlagdistanz kam. Beim 23:20 (47.) hofften die Schwaben noch einmal ein wenig, doch dann fand Rechtsaußen Christian Schöne seinen Meister – und der hieß wieder einmal Landin.

Von Marc Stevermüer