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Tugenden, Sorgen und Akutmaßnahmen

Mannheim. Wer bei den Rhein-Neckar Löwen vom Spielfeld kommt, um auf der Bank kurz durchzupusten, könnte das momentan bequem im Liegen tun. Gerade einmal noch neun Feldspieler konnten die Badener beim 30:24-Sieg in Balingen aufbieten. „Die Lage ist sehr ernst. Nicht auszudenken, wenn hier noch etwas passiert wäre“, freute sich Trainer Gudmundur Gudmundsson zwar über den hart erkämpften Auftaktsieg nach der EM-Pause, hatte aber auch die Gesamtsituation im Blick. „Zuletzt musste ich sogar selbst als Abwehrspieler mittrainieren“, rang die Misere dem Isländer immerhin etwas Galgenhumor ab.

Sesum-Operation verschoben

Doch das Scherzen war schnell vorbei, als der Löwen-Coach die nächste schlechte Nachricht bestätigte. Bei Zarko Sesum musste die für Mittwoch vorgesehene OP um zwei Wochen verschoben werden, da das verletzte Auge noch entzündet ist. Das bedeutet weitere 14 Tage Aufschub, bevor der Serbe überhaupt mit der Reha beginnen kann. Vor allem für den gebeutelten Löwen-Rückraum eine Hiobsbotschaft, lediglich auf der rechten Seite stehen zwei Spieler zur Verfügung, wobei Krzysztof Lijewski ebenfalls nicht hundertprozentig fit ist.

Auf der Alb machten die Badener aus der Not immerhin eine Tugend, Uwe Gensheimer tauchte immer wieder im Rückraum auf und stellte die Balinger Abwehr vor einige Rätsel. „Er war der Denker, Lenker und Vollstrecker“, musste HBW-Trainer Rolf Brack angesichts von 13 Gensheimer-Toren eingestehen, dass seiner Mannschaft hier die Mittel zur Gegenwehr fehlten.

Der Löwen-Kapitän gab das Lob an seine Mitspieler weiter. „Im zweiten Durchgang standen wir in der Abwehr kompakter und haben mit nur neun Spielern durchgebrannt“, ließ sich „Gensel“ die gute Laune von der aktuellen Personalmisere, die sich auch am Samstag (17 Uhr) im ersten EHF-Cup-Achtelfinale bei Eskilstuna Guif kaum entspannen wird, nicht verderben.

„Alle, die auf der Platte waren, haben gezeigt, dass sie für die Löwen spielen wollen“, war Geschäftsführer Thorsten Storm mit der Einstellung des Rumpf-Rudels einverstanden, machte aber auch noch einmal deutlich, wie schwer sich die Zukunft gestalten könnte. Für das Duo Lijewski/Bielecki gibt es im Sommer nämlich keine Ablösesumme. „Wir sind momentan nicht in der Lage, solche Forderungen stellen zu können“, unterstrich Storm nochmals die aktuellen „Akutmaßnahmen“ (Storm), um den künftigen Etat sicherzustellen.

Von Thorsten Hof

 10.02.2012