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Und es hat immer noch nicht „klick“ gemacht

Flensburg. Es war alles wie immer. Die großen Spiele gewinnen die anderen Teams und nicht die Rhein-Neckar Löwen. Wenn es ernst wird, wenn es um die wichtigen Siege geht, wenn die Gegner einem auf Augenhöhe begegnen – dann verlassen die Gelbhemden das Feld als Verlierer. Ausgerechnet gegen die Großen wirken die Badener gehemmt, in den Köpfen macht es nicht „klick“. Das 31:32 (16:16) bei der SG Flensburg-Handewitt war die dritte Niederlage in Folge gegen die Norddeutschen. Und die kommenden Aufgaben werden noch schwerer: Es geht gegen den THW Kiel und den HSV Hamburg. In der vergangenen Saison verloren die Löwen alle Partien gegen diese Klubs. „Das war kein guter Auftakt für die wichtigen nächsten Wochen“, gab Patrick Groetzki zu: „Trotzdem können wir den HSV und den THW schlagen.“

Keine Frage: Was das Potenzial angeht, haben die Gelbhemden tatsächlich das Zeug für einen Sieg über die beiden Top-Titelfavoriten. Andererseits machte der Auftritt in Flensburg nicht viel Hoffnung. „In unserem Kader stehen Spieler, die mehr können, als sie gezeigt haben“, sagte Manager Thorsten Storm und meinte damit beispielsweise Ólafur Stefánsson: „Er ist kein Mann mehr für 40 oder 50 Minuten. Ólafur braucht Pausen.“ Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson gestand, dass Stefánsson nicht seinen besten Tag erwischt hatte: „Aber mir sind die Hände gebunden. Michael Müller ist verletzt und Zarko Sesum noch nicht ins Team integriert. Zudem ist er Rechtshänder.“ Im Tor deutet sich hingegen die Rückkehr von Henning Fritz (Muskelfaserriss) an. „Wir hätten ihn in Flensburg gut gebrauchen können“, meinte Gudmundsson mit Blick auf die erste schwache Leistung von Slawomir Szmal in dieser Saison. An Abwehr und Torwart lag es in der Campushalle aber nicht allein. „Wir waren im Angriff zu sehr auf Karol Bielecki angewiesen“, sagte Groetzki. Den Löwen droht ein altbekanntes Problem: zu wenig Torgefahr aus dem Rückraum. Stefánsson ist kein Torjäger, was auch für Børge Lund gilt. Andy Schmid zeigte gegen Flensburg nicht, dass er in Topspielen die Mannschaft lenken kann. Und Grzegorz Tkaczyk tauchte ab.

Keine guten Voraussetzungen vor den nächsten schwierigen Aufgaben. Andererseits wäre es jetzt nicht angebracht, in Panik zu verfallen. Noch haben die Löwen im Titelrennen alles selbst in der Hand.

Außer Frage steht jedoch, dass die Badener gegen Hamburg und Kiel punkten müssen. Gehen sie leer aus, haben die Gelbhemden nicht nur Rang eins aus den Augen verloren, sondern wohl auch erst einmal die direkte Champions-League-Qualifikation. Denn nach wie vor mischen die Berliner Füchse oben mit. „Der Druck ist bei uns immer gewaltig“, versucht Storm die Brisanz aus der Situation zu nehmen. Doch auch er weiß: In dieser Saison können es sich die Löwen nicht mehr erlauben, dass nur die anderen Teams die großen Spiele gewinnen.

Von Marc Stevermüer

 16.11.2010