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Versöhnlicher Jahresausklang (RNZ)

Wuppertal/Heidelberg. Sie hatten gewarnt. Trainer, Manager, Spieler, eigentlich alle: Bei den Rhein-Neckar Löwen war man sich einig, fieberte dem zweiten Weihnachtsfeiertag mit gemischten Gefühlen entgegen, bereitete sich gedanklich auf einen finalen Kraftakt in der Wuppertaler Uni-Halle vor. Beim Bergischen HC, beimAufsteiger, der manchmal so spielt, als wäre er schon seit Jahren eine feste Größe im deutschen Handball-Oberhaus. Gerade daheim, mit den Fans im Rücken, konnten sie bislang mehrfach entzücken, die Bergischen „Löwen“.

Gestern nicht. Nicht gegen diese Gäste: Die „Besten aus dem Südwesten“ schossen sich zu einem 34:25 (15:12), überzeugten durch eine geschlossene Mannschaftsleistung. Danach strahlten sie. Thorsten Storm inklusive. Der Manager: „Dieses Ergebnis ist ein schönes Weihnachtsgeschenk für alle Löwen-Fans. Die Pause wird jetzt allen gut tun. In der Rückrunde sind dann hoffentlich alle wieder fit.“

Die Gelben legten los wie die Feuerwehr. Starke Abwehr, präzise Offensive. Schwuppsdiwupp stand’s 0:3 (4.). Ein starker Aufgalopp, dem prompt ein mehrminütiges Fehlwurf-Festival folgte. Fast jeder wollte mal – aber keiner traf. Selbst Tormaschine Uwe Gensheimer hatte einen kurzzeitigen Aussetzer. Der Bergische HC bedankte sich. Mit Toren. Drehte das 0:3 in ein 4:3 (9.). Mario Huhnstock sei Dank. Der HC-Schlussmann hielt, was zu halten war und teilweise noch etwas mehr.

Doch ein Huhnstock alleine reichte nicht. Die Badener fingen sich, liefen einige Tempogegenstöße. Vor allem einer gefiel: Patrick Groetzki, Rechtsaußen von Beruf. Das Sprungwunder. Auf der Außenbahn war der Pforzheimer nicht zu stoppen, traf und traf. Vier Mal bis zur Pause. Ein ausgekochtes Schlitzohr ist das. Mit 22!

Linksaußen Uwe Gensheimer ist mit seinen 25 Jahren nur unwesentlich älter und ähnlich abgezockt. Zur 15:12-Pausenführung steuerte der Friedrichsfelder fünf Treffer bei. „Gensel“ und „Johnny“, die badische Flügelzange, at it’s best.

Und auch nach dem Wechsel schnappte sie zu, brachte es insgesamt auf 16 Tore: Sechs von Groetzki, zehn von Gensheimer. Aber da war noch mehr. Ein Pole in Torlaune zum Beispiel: Krzysztof Lijewski, der Rückraum-Ballermann versenkte fünf Würfe im Netz des Bergischen HC. So viel zu den Helden am gegnerischen Kreis, einer stand nämlich auch im eigenen. Sein Name: Goran Stojanovic. Sein Job: Tore verhindern. Und das kann er. Spätestens seit gestern Nachmittag weiß man das auch in Wuppertal. Der Montenegriner mit den beeindruckenden Reflexen hexte auf einem ganz hohen Niveau, verbreitete Angst und Schrecken.

Von Daniel Hund