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Viel Dramatik und am Ende Löwen-Glück (MM)

Kassel. Was für ein Krimi, was für eine Dramatik! Die Rhein-Neckar Löwen waren in der dritten Runde des DHB-Pokals schon auf der Verliererstraße, zeigten aber ein großes Kämpferherz und gewannen bei der MT Melsungen mit 31:29 (27:27, 12:13) nach Verlängerung. „Ein unglaubliches Spiel“, meinte Trainer Gudmundur Gudmundsson nach der Partie und atmete erst einmal kräftig durch. Selbstkritisch zeigte sich Oliver Roggisch: „Wir haben nicht gut gespielt, aber Charakter gezeigt. Wir wollen zum Final Four, das hat jeder gesehen.“

Die Löwen erwischten einen guten Start in die Begegnung. Sie verteidigten aggressiv und schalteten bei Ballgewinn blitzschnell um. Einzig die Tore fehlten in den ersten Minuten, doch dann besorgten Krzysztof Lijewski und Børge Lund die 2:0-Führung (5.). Bis zum 4:2 (10.) hielt der badische Handball-Bundesligist die Konzentration aufrecht, anschließend schlichen sich aber mehr und mehr Fehler ein. Der kleine Vorsprung war rasch futsch, nach dem 4:4 (12.) entwickelte sich ein offener, aber keineswegs hochklassiger Schlagabtausch.

Rückstand zur Pause

Eine Minute vor dem Seitenwechsel gerieten die Löwen sogar mit 12:13 in Rückstand – Patrick Danners Treffer war die verdiente Quittung für einen in der Offensive äußerst uninspirierten Auftritt des EHF-Cup-Teilnehmers, der den Start der zweiten Halbzeit vollkommen verschlief.

Im Angriff schenkten die Gelbhemden reihenweise den Ball her – der wenige Augenblicke später dann stets im Netz hinter Keeper Goran Stojanovic einschlug. Vier Treffer in Serie brachten Melsungen eine 17:12-Führung (36.). Die Gelbhemden standen neben sich, Trainer Gudmundsson nahm eine Auszeit.

Bei den Löwen übernahm danach Karol Bielecki die Verantwortung, mit seinen katapultartigen Würfen aus dem Rückraum hielt er sein Team im Spiel, das lange nicht entschieden war. Beim 21:22 (46.) hatte Uwe Gensheimer den Anschluss wieder hergestellt. Es wäre sogar mehr möglich gewesen, doch nach Stojanovic‘ Paraden landete der Abpraller zu oft bei den Nordhessen.

In der emotionsgeladenen Schlussphase war Stimmung in der Bude, die Löwen haderten mit einigen Siebenmeter-Entscheidungen, nahmen den dramatischen und packenden Pokalkampf aber an. Mit seinem siebten Treffer glich Bielecki zum 24:24 (54.) aus. Es blieb spannend bis zur letzten Sekunde, in Unterzahl retteten sich die Badener mit dem 27:27 in die Verlängerung.

In der ersten Hälfte der Extraspielzeit machten die Gelbhemden praktisch alles richtig. Sie hatten sich endgültig gefangen – Lijewski, Patrick Groetzki und Bjarte Myrhol besorgten bis zum Seitenwechsel ein 30:27. Gelaufen war die Partie aber immer noch nicht, weil Gensheimer eine Zeitstrafe kassierte und Melsungen auf 29:30 (69.) herankam. Erst Bieleckis 31:29 knapp eine Minute vor dem Ende brachte das Weiterkommen. „Karol war der Matchwinner“, stellte Roggisch klar.

Von Marc Stevermüer