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Viel Einsatz, wenig Ertrag (RNZ)

Hamburg. Es gibt Spiele, die sind besonders, anders als die anderen. Brisanter, wichtiger, nervenaufreibender. Gestern Abend war mal wieder so eins. Oben im hohen Norden, in der o2 World Hamburg. Dort trafen die Handballer der Rhein-Neckar Löwen auf den HSV Hamburg, den punktgleichen Meister. Es ging um Platz vier, das Hintertürchen zur Champions League. Und das hat sich für die Löwen vorerst geschlossen: Uwe Gensheimer und Co. kassierten eine 24:28 (13:15)-Niederlage. Ein Negativerlebnis, das nicht unbedingt nötig gewesen wäre.

Manager Thorsten Storm sah es ähnlich: „Wir hätten dieses Ding auch gewinnen können. Leider waren wir in der entscheidenden Phase aber nicht abgezockt genug.“ Vorwürfe an die Spieler machte er dennoch nicht: „Nach den Länderspiel-Einsätzen waren alle platt. Körperlich und mental.“

Los ging es durchwachsen. Alle wollten, aber keiner konnte. Nur die Torhüter brillierten: Links Löwe Goran Stojanovic, rechts HSV-Hexer Dan Beutler. Beide krallten sich prompt jeweils einen Siebenmeter. Nach 13 Minuten stand es 3:3. Drei Löwen-Treffer, die alle auf ein Konto gingen: Rechtsaußen Ivan Cupic wirbelte. Eiskalt und trickreich schlug er zu.

Richtig heiß wurde es wenig später: Zarko Sesum griff HSV-Mittelmann Domagoj Duvnjak in den Wurfarm, hinderte ihn regelwidrig am Torabschluss. Was folgte war eine Rudelbildung der Extraklasse. Die Riesen gingen sich an die Wäsche. Blaue gegen Gelbe, Hamburger gegen Löwen. Schwierig war’s, da den Durchblick zu behalten. Und die Hektik steckte an: Martin Schwalb, der Trainer des HSV, tickte am Spielfeldrand aus. In bester Rumpelstilzchen-Manier hüpfte der Ex-Nationalspieler über die eigene Spielerbank und schimpfte wie ein Rohrspatz. Selbst HSV-Macher Andreas Rudolph holte sich im Chaos auf und abseits der Platte eine gelbe Karte ab. Unglaublich! Fast schon nebensächlich: Die Hamburger führten zur Pause mit 15:13.

Nach dem Wechsel wurde dann endlich vermehrt Handball gespielt, nicht gekämpft und gerangelt. Den Gästen kam das entgegen. Mit großem Löwenherz drehten sie einen 13:16-Rückstand in eine 17:16-Führung (38.). Und demonstrierten dabei vor allem eins: viel Spielwitz. Während der Noch-Meister insbesondere körperlich dagegen hielt, voll bei der Sache war, zelebrierten die Badener phasenweise gehobene Handball-Kunst.

Gereicht hat es am Ende trotzdem nicht. Weil der Gegner sich steigerte, die Nervosität ablegte und dadurch in der 52. Minute bereits vorentscheidend mit 23:20 vorne lag. Torhüter Beutler sei Dank. Der Schwede wurde besser und besser, fischte in der Schlussphase auch die „Hundertprozentigen“ raus.

Weiter geht für die Löwen am Samstag mit einem Heimspiel.Um19 Uhr empfängt die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson die TuS N-Lübbecke in der Mannheimer SAP Arena.

Von Daniel Hund